Ist der Porsche "P1" doch nicht so sensationell wie vom Sportwagenhersteller behauptet? Wenige Wochen nach seiner Präsentation im Stuttgarter Porsche-Museum sind Zweifel an der mutmaßlich allerersten Konstruktion von Ferdinand Porsche (1875-1951) aufgetaucht. Laut SWR berichtete das Technik Museum Wien, dass etwa die legendäre "P1"-Kennzeichnung im Jahr 2010 noch nicht auf der Radnabe zu erkennen gewesen sei. Bereits Ende Januar hatte in dem österreichischen Boulevardblatts "Neue Kronen Zeitung" ein "gerichtlich zertifizierter Gutachter" Zweifel an der Echtheit des Modells erhoben.
Porsche bestätigte am Donnerstag, dass es diesbezüglich Untersuchungen gebe. Diese seien aber noch nicht abgeschlossen. An der Originalität des Fahrzeugs gebe es aber keine Zweifel, betonte eine Sprecherin. Ansonsten: kein Kommentar.
Die Legende ist schön: Anfang des Jahres berichtete das Unternehmen, der "P1" - eine Art Kutsche mit Elektroantrieb - sei nach mehr als hundert Jahren in einer Scheune in Österreich wieder aufgetaucht. Der spätere Gründer der Sportwagen-Dynastie, Ferdinand Porsche, habe das Fahrzeug 1898 gebaut, als er als Entwickler beim Wiener Kutschenfabrikanten Lohner arbeitete. Höchstpersönlich habe er das Kennzeichen "P1" in mehrere Bauteile geschlagen.
Mit einem handschriftlichen Vermerk von Porsche soll der Wagen dann 1902 in einem Schuppen abstellt worden seien - wo er in Vergessenheit geriet. Zum Fünfjährigen des Porsche-Museums wurde der "P1" nun stolz präsentiert. Wolfgang Porsche hatte das mutmaßliche Gefährt seines Großvaters für eine nie genannte Summe erworben.
Dornrösschenschlaf in Wien?
Jetzt die Ernüchterung: Nicht in einer vergessenen Scheune sei der Wagen nach seinem Dornrösschenschlaf entdeckt worden, sondern in einem Depot des Technik Museums Wien, berichtete der SWR am Donnerstag. Vor vier Jahren habe das Museum ihn bei einem Sammler eingetauscht. Und in einem Gutachten von damals seien keinerlei "P1"-Kennzeichnungen zu erkennen gewesen. Laut der "Neuen Kronen Zeitung" sei der Schriftzug "P1" erst nachträglich angebracht worden. Bilder zeigten das offenbar gleiche Bauteil mit und ohne eingeschlagenes "P1".
Nur um die "P1"-Kennzeichnung drehten sich die Untersuchungen, hieß es bei Porsche. Keine Zweifel gebe es an der handschriftlichen Notiz von Ferdinand Porsche, die am Lenkrad gefunden worden war. (dpa/se)
Um dieses Kürzel an der Radnabe geht es: Stammt das eingeprägte "P1" tatsächlich von Ferdinand Porsche?
Claus Müller