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ZDK-Neujahrsgipfel 2025: "Ich bin ein Gegner der Prämie"

29.01.2025 11:40 Uhr | Lesezeit: 4 min
CDU-Chef Friedrich Merz beim Neujahrsgipfel des Deutschen Kfz-Gewerbes
© Foto: Dietmar Winkler / asp

Um dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität neuen Schwung zu verleihen, fordert der ZDK die Politik auf, gezielte Fördermaßnahmen zu ergreifen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Doch die tritt auf die Bremse.

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Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) schlägt Alarm: Der Branchenverband fordert von der Politik mehr Investitionen in Elektromobilität und alternative Antriebslösungen. "Mobilität darf nicht zur sozialen Frage werden", betonte ZDK-Präsident Arne Joswig am Dienstagabend auf dem ZDK-Neujahrsgipfel vor rund 1.400 Gästen aus Politik, Verbandsarbeit und Automobilbranche.

"Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen und die E-Mobilität nicht vorankommt, wird der CO2-Preis explodieren", prophezeite Joswig. "Hierdurch würden Menschen, die sich noch nie in ihrem Leben einen Neuwagen, geschweige denn ein Elektroauto leisten konnten, von der Automobilität schrittweise ausgegrenzt. Wir brauchen bezahlbare Elektrofahrzeuge und mehr regenerative Kraftstoffe – und zwar schnell. Das ist nicht nur eine Herausforderung für die Politik, sondern auch für die Hersteller und die Mineralölbranche. Unsere Kunden erwarten Lösungen – und zwar jetzt!"

E-Mobilitätsprämie für die #GenerationZukunft

Um dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität neuen Schwung zu verleihen, fordert der ZDK die Politik auf, gezielte Fördermaßnahmen zu ergreifen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Das gelte für die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten gleichermaßen. "Unser Vorschlag einer E-Mobilitätsprämie für die #GenerationZukunft liegt auf dem Tisch, damit junge Menschen und Familien bereits heute den Umstieg zur E-Mobilität schaffen und sich Automobilität auch in Zukunft leisten können", sagte Joswig auf dem Branchenabend im Gasometer auf dem EUREF-Campus in Berlin.

Anstatt die individuelle Mobilität von Autofahrerinnen und Autofahrern weiter zu verteuern, sollten Mittel aus den jährlichen Einnahmen der CO2-Bepreisung – in diesem Jahr voraussichtlich acht Milliarden Euro – zur Finanzierung der Transformation zur klimaneutralen Mobilität im Straßenverkehr verwendet werden. "Ein Teil fließt bereits in Ladeinfrastruktur, aber das reicht nicht. Wir brauchen mehr Investitionen in alternative Kraftstoffe und Elektromobilität, damit Mobilität für alle bezahlbar bleibt", so Joswig. "In knapp vier Wochen ist Bundestagswahl. Das Jahr 2025 ist ein Jahr der Chancen. Und es kann sogar das Jahr der Elektromobilität in Deutschland werden."


ZDK-Neujahrsgipfel 2025

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Stelldichein der Politiker

Prominent besetzt war am Abend die Riege der Gäste aus Politik und Automobilverbänden. Als Gastredner konnte der ZDK Volker Wissing, Bundesminister für digitales und Verkehr, CDU-Chef Friedrich Merz und Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, begrüßen. In den anschließenden moderierten Talks auf der Bühne kamen VDA-Präsidentin Hildegard Müller und die neue VDIK-Präsidentin Imelda Labbé zu Wort.

Der ZDK hatte auch Sprecher von den Grünen und der SPD angefragt. Die angekündigten Gäste Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Sören Bartol (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und seit November 2024 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, sagten jedoch kurzfristig ab.

Mehr Infrastruktur, weniger Bürokratie

Wissing verwies auf die Erfolge in der noch laufenden Legislaturperiode beim Thema Infrastrukturausbau. "Was wir uns vorgenommen hatten, konnten wir in der Legislaturperiode umsetzen", betonte der Minister, der seit dem Bruch der Regierungskoalition parteilos ist. Mit Blick auf die künftige Entwicklung mahnte er: Die Verkehrsinfrastruktur dürfe nie mehr so vernachlässigt werden, wie in den letzten 20 Jahren. "Wir sollten weniger Ideologie und mehr Rationalität und Optimismus walten lassen." Damit war ihm der Applaus der Automobilbranche sicher.

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Ein Heimspiel war es auch für den Unions-Kanzlerkandidaten Merz, der einen Ritt durch sein wirtschaftspolitisches Programm ablieferte. "Wir befinden uns seit längerem in einer strukturell schwierigen Phase, nicht erst seit 2021, aber seitdem hat sich die Krise deutlich verschärft", diagnostizierte Merz, der Deutschland im internationalen Wettbewerb schlecht aufgestellt sieht. "Wir müssen jetzt wirklich das Monstrum Bürokratie in den Griff bekommen. Wir brauchen einen massiven Bürokratie-Rückbau." Mit Blick auf die Europapolitik fällt sein Urteil eindeutig aus: "Wir haben zu viel im Kleinen gemacht und zu wenig im Großen." So forderte er als Maßnahme die Rücknahme des "Lieferkettengesetzes", das den Unternehmen zusätzliche bürokratische Bürden auflaste.

Merz gegen Kaufprämie

Mit Blick auf den stockenden Hochlauf der Elektromobilität machte Merz deutlich, dass er in einer Kaufprämie nicht das richtige Instrument sieht: "Ich bin ein Gegner der Prämie und ich kann Ihnen das auch nicht in Aussicht stellen", bekannte der Politiker und verwies auf die Marktverwerfungen kurz vor Auslaufen der Kaufprämie. Hersteller würden derartige Prämien regelmäßig "einpreisen" und auf den Kaufpreis aufschlagen. Seiner Meinung nach sollte sich der Staat mit solchen Steuerungsmaßnahmen zurückhalten.

Weniger Direktiven von staatlicher Seite wünscht sich Merz auch bei der Umsetzung der ehrgeizigen Klimaziele im Verkehrsbereich. "Die Politik muss das Ziel vorgeben CO2 zu mindern, aber der Weg dahin muss offen sein." Er setze daher auf ein Fallen des faktischen Verbrennerverbots ab 2035.

Wohl wissend, vor wem er spricht, gab sich als letzter Redner des Abends der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner als Autofan zu erkennen: "Ich bin ein Freund des 5-Liter-Autos, aber ich meine damit nicht den Verbrauch, sondern den Hubraum", setzte Lindner den Ton seiner Rede zum Auftakt. Er mahnte in seiner rhetorisch scharfen Rede zu mehr Leistungsbereitschaft: "Wir sind im Prinzip ein starkes Land mit einem starken Mittelstand. Wir haben viele fleißige Hände, aber wir machen nichts mehr daraus." Statt über Work-Life-Balance zu diskutieren, sollte die Leistungsbereitschaft gefördert werden: "Man hat noch niemals erlebt, dass eine Wirtschaft wächst, indem sie weniger arbeitet." Deutschland sei im Ranking der Wettbewerbsfähigkeit von Platz sechs auf Platz 24 zurückgefallen. "Wir sind irgendwo falsch abgebogen", beklagte Lindner.

DAT-Report warnt vor schleppendem Automarkt

Am Nachmittag vor dem ZDK-Neujahrsgipfel wurde in Berlin der brandaktuelle DAT-Report 2025 vorgestellt. DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann fand bei der Begrüßung klare Worte: "Die drängende Frage lautet nicht mehr, ob wir handeln müssen, sondern wie schnell wir es schaffen, den Herausforderungen zielgerichtet und wirksam zu begegnen. Und dies betrifft nicht nur die Transformation der automobilen Wirtschaft, sondern auch die politischen Rahmenbedingungen, die das notwendige Wachstum wieder möglich machen."

Die Analyse der Marktbeobachter untermauert die Sorgen der Kfz-Branche: Für die kommenden ein bis zwei Jahre sagt die Endkundenbefragung eher eine zurückhaltende Entwicklung des Automarktes voraus (wir berichteten). 77 Prozent der Autohalter planen demnach, ihr derzeitiges Auto länger zu fahren, um die technologische oder politische Entwicklung der E-Mobilität abzuwarten. Ein Autokauf steht in den kommenden 24 Monaten nur für weniger als ein Drittel aller Befragten an.

Mit Blick auf die schwächelnde E-Auto-Nachfrage verwies Nietzschmann darauf, dass Neu- und Gebrauchtwagenkäufer sich bereits vor neun Jahren in signifikantem Umfang für alternative Antriebe interessiert hätten. "Was wäre gewesen, wenn man zumindest die 22 Prozent der BEV-Interessenten unter den Neufahrzeugkäufern ernst genommen hätte? Wahrscheinlich wären dann heute ca. acht bis zehn Millionen E-Autos im Bestand - statt 1,4 Millionen."


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