PSA-Chef Carlos Tavares hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versichert, dass die Franzosen bei einer Opel-Übernahme die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag nach einem Telefonat von Merkel und Tavares mit. Der PSA-Chef habe betont, dass beide Unternehmen sich einander gut ergänzten. Dabei habe Tavares bekräftigt, "dass PSA die Eigenständigkeit von Opel im Konzernverbund erhalten und die Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien übernehmen werde".
Die deutschen Arbeitnehmervertreter setzen immer stärker auf eine Kooperation mit dem französischen Konzern. Das Unternehmen bekräftigte, den "konstruktiven Dialog" mit den Betriebsparteien fortzuführen. Laut Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug gilt die Zusage für Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigungszusagen und Standortgarantien. Man sei auf dieser Grundlage bereit, in vertrauensvollen Gesprächen die Chancen eines möglichen Zusammenschlusses weiter auszuloten.
Bereits am Montag waren PSA-Chef Carlos Tavares und sein Personalvorstand Xavier Chéreau mit Schäfer-Klug und dem IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zusammengetroffen.
Die Opel-Beschäftigten sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Zudem hat sich die Noch-Mutter General Motors tarifvertraglich zu Investitionen in die drei deutschen Opelwerke bis ins Jahr 2020 verpflichtet. Seit einer Woche ist bekannt, dass der US-Konzern mit PSA weit fortgeschrittene Verkaufsgespräche über seine defizitäre Europatochter mit 38 200 Beschäftigten führt.
Bleibt Opel/Vauxhall ein eigenständiges Unternehmen?
Darüber hinausgehende Garantien hat PSA als möglicher Käufer bislang nicht zugesagt. Tavares habe aber "glaubhaft vermittelt, dass er an einer nachhaltigen Entwicklung für Opel/Vauxhall als eigenständiges Unternehmen interessiert ist", erklärte Schäfer-Klug im Anschluss an das Treffen.
"Die gemachten Zusagen zur Zusammenarbeit mit der IG Metall und zur Einhaltung bestehender Tarifverträge sind aus unserer Sicht ein wichtiges Signal", erklärte der Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Köhlinger. "Auf dieser Basis besteht die Chance, in einem konstruktiven Prozess verbindliche vertragliche Regelungen im Sinne der Beschäftigten zu schaffen."
Tavares selbst verwies auf den konstruktiven Dialog des Unternehmens mit Gewerkschaften in Frankreich. "Das Ziel des PSA-Konzerns ist es, die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern und das gute Verhältnis zu ihnen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil zum Wohle des Unternehmens zu machen", ließ sich der Portugiese zitieren.
Altmaier: Gemeinsam für Opel-Zukunft kämpfen
Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) warnte vor negativen Folgen für den Automobil-Standort Deutschland. "Wenn wir zulassen, dass ein Traditionsunternehmen wie Opel plötzlich in eine Situation kommt, wo nicht klar ist, wie die Entwicklungsperspektive der Zukunft ist, dann schadet es dem Automobil-Standort Deutschland insgesamt", sagte Altmaier nach Teilnehmerangaben als Gastredner auf der VW-Betriebsversammlung in Wolfsburg. "Und deshalb sollten wir gemeinsam dafür kämpfen, dass auch die Kolleginnen und Kollegen von Opel weiter gute Autos in Deutschland bauen und verkaufen."
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) warnte vor einer Hängepartie. Die Unsicherheit sei derzeit nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch bei den Zulieferern groß, sagte er in Erfurt. Opel hat Werke in Eisenach sowie in Kaiserslautern und Rüsselsheim.
Auch an Hersteller Proton in Malaysia interessiert
PSA ist auch am asiatischen Hersteller Proton in Malaysia interessiert. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Paris. Zuvor hatte die französische Wirtschaftszeitung "Les Echos" berichtet, Peugeot-Citroën wolle die Kontrolle Protons übernehmen. Das Unternehmen stehe seit Monaten zum Verkauf. Mit schnellen Entscheidungen ist laut Sprecher nicht zu rechnen - mit Blick auf den Zeitplan sprach er in allgemeiner Form von "mehreren Wochen".
Der chinesische Volvo-Eigner Geely dürfte laut Zeitung im Rennen für Proton auch mit dabei sein. Auch Volkswagen war in der Vergangenheit an einem Einstieg bei Proton interessiert gewesen, dies führte aber nicht zum Erfolg.
Bei PSA Peugeot-Citroën war in der Vergangenheit häufiger bemängelt worden, dass sich die Franzosen zu sehr auf den europäischen Markt konzentriert hätten und nicht ausreichend in Asien präsent seien. (dpa)