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Studie zu Ladesäulen-Wirrwarr: Stromtanken schwer gemacht

13.07.2017 13:40 Uhr
Elektroauto Daimler
E-Autofahrer müssen sich in Deutschland durch ein Ladesäulen-Wirrwarr kämpfen.
© Foto: Daimler

Hohe Batteriepreise und eingeschränkte Reichweite sind nicht die einzigen Hürden auf dem Weg zur Elektromobilität. Auch das Laden des E-Autos ist alles andere als simpel. Und zudem auch noch teuer, wie jetzt eine Studie zeigt.

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Von Holger Holzer/SP-X

Wer keine Ladestation in der heimischen Garage oder am Arbeitsplatz hat, sollte sich den Kauf eines E-Autos zurzeit noch genau überlegen. Einer Studie zufolge herrscht im deutschen Ladesäulen-Netz immer noch Chaos: Strom tanken ist kompliziert und teuer.

Für die Untersuchung hat das Energie-Unternehmen Lichtblick rund 80 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen in Deutschland berücksichtigt. Ergebnis: Nur bei drei von elf Betreibern ist spontanes Laden möglich. In allen anderen Fällen muss ein Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter abgeschlossen werden, bevor Strom fließen kann. In der Praxis ist das eine weitere Hürde bei der Fahrzeugnutzung. Nicht nur muss der Fahrer eine für sein spezielles Fahrzeugmodell geeignete freie Ladestation finden, diese muss auch noch in Bezug auf das Abrechnungsmodell die richtige sein – also entweder eine vertragsfreie oder eine, für die im individuellen Fall vorab ein Vertrag abgeschlossen wurde.

Aber nicht nur das Zahlungsmodell ist bei den verschiedenen Anbietern unterschiedlich, auch die Preise sind es. Was die Sache noch komplizierter macht: Die meisten Unternehmen rechnen nicht wie beim Haushaltsstrom per kWh ab, sondern nach Ladedauer. Die Verfasser der Studie haben die Werte daher zur besseren Vergleichbarkeit umgerechnet. Demnach kostet die Kilowattstunde Strom beispielsweise beim teuersten Anbieter, der RWE-Tochter Innogy, 67 Cent, bei den Stadtwerken Dresden hingegen nur 14 Cent. Einige Stadtwerke geben den Strom an registrierte Kunden zurzeit sogar noch ganz umsonst ab. Zum Vergleich: Gewöhnlicher Haushaltsstrom kostet in Deutschland im Schnitt 29 Cent pro kWh.

Registrierungs- und Servicegebühren

Neben dem reinen Strompreis fallen allerdings häufig noch Zusatzkosten an. Der Stromversorger EnBW etwa verlangt eine einmalige Registrierungsgebühr von 20 Euro, was das Tanken für Nutzer von außerhalb des Verbreitungsgebiets unattraktiv macht. Andere Unternehmen kassieren eine zweistellige Servicegebühr auf den Gesamtbetrag oder lassen sich etwa die Abrechnung per SMS extra bezahlen. Nicht immer ist der Endpreis für einen Tankvorgang daher auf den ersten Blick zu erkennen.

Sollte sich das Elektroauto durchsetzen, wird sich auch der Ladesäulen-Dschungel lichten müssen. Bislang kämpfen allerdings noch zahlreiche Parteien – Stromversorger, Autohersteller und IT-Provider – um Markt- und Technikführerschaft. Der dadurch entstandene Lade-Pluralismus bremst die Elektromobilität zumindest für private Nutzer ohne sicheren Stromzugang aus. Optimistische Experten rechnen langfristig mit der Einführung einfacherer Tarifmodelle, wie es sie auf dem Haushaltsstrom-Markt bereits gibt.

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KOMMENTARE


Gert Büttgenbach

14.07.2017 - 17:33 Uhr

Eine schlichte Sache verkomplizieren - ein bewährter Ansatz, um Geschäfte zu generieren. Seit Jahrzehnten kann man als Wohnmobil- oder Bootsbesitzer auf Campingplätzen oder in Yachthäfen einen Stromanschluss mieten und es geht ohne großen, bürokratischen Aufwand. Auf Marktplätzen gibt es Elektranten für die Händler und Schausteller. Für ein schlichtes E-Fahrzeug ist all das nicht angemessen, es muss etwas "Fortschrittliches" dafür geschaffen werden. Einfach nur die Energiekosten auf die Parkgebühren umschlagen und dafür die Energie für die Dauer des Parkens ohne Abrechnung abgeben wäre ja zu profan. Dann doch lieber Einzelabrechnungen, am besten noch mit dem Hausstromanbieter des Fahrzeughalters. Dass dabei ein aufwendiger Serverpark die Durchleitungsgebühren mit dem lokalen Netzanbieter abrechnen muss und die Verwaltungsgebühren die schmalen Gewinne aus dem Energieverkauf auffrisst, wen schert es? Währenddessen ringen Eigentümergemeinschaften um den richtigen Weg, um eine erste Steckdose in der Tiefgarage zu installieren und Autohäuser wissen nicht, wie sie dem Kunden dieses Durcheinander schmackhaft machen sollen. Die Verantwortlichen in der Politik scheuen sich derweil das Thema anzugehen, wir wollen uns doch nicht im Detail verlieren, oder?Derweil stellt ein Nischenanbieter aus Kalifornien abrechnungsfreie Ladestationen neben den Bundesdeutschen Autobahnen auf und zieht an der etablierten Industrie, dem Stolz der Republik, einfach vorbei


Frank

15.07.2017 - 07:03 Uhr

Herr Büttgenbach, sehr gut geschrieben.


Sebastian

15.07.2017 - 08:20 Uhr

Ganz so dramatisch ist es nicht. Ein Blick in das GoingElectric Verzeichnis offenbart verfügbare Ladesäulen und deren Bezahlungmöglichkeiten. Fast überall wird NewMotion oder PlugSurfing akzeptiert. Mit nur einem der beiden kommt man sehr gut durch. Überteuerte Anbieter gibt es auch, dass sind dann meist auch die, von denen klagen über zu wenig Nutzung kommen, weil gerade die Pluralität dazu führt, dass in der Nähe eine günstige Stromquelle steht. Außerdem schreiben die Förderbedingungen und die neue Ladesäulenverordnung ein Ende des Chaos vor. Alle tausende geförderte Standorte, die bis Ende 2018 aufgebaut sein kann, haben das Problem nicht mehr.


hwb

26.07.2017 - 22:04 Uhr

So weit bin ich noch nicht gekommen, nachdem ich eine Ladesäule auf meinem Privatgrundstück als Service für meine Gäste einrichten wollte, habe ich vorsichtshalber beim Finanzamt nachgeragt, wie eine Abrechnung erfolgen kann, weil ich den Strom nicht kostenlos zur Verfügung stellen wollte. Als man mir mitteilte, dass ich dann steuerlich wie ein Energieanbieter behandelt werde, war das Thema für mich durch. Hier hat Frau Merkel noch mehr zu regeln, als "wir schaffen dass", nur Ziele zur E-Mobil Einführung festlegen, ohne die Rahmenbedingungen zu definieren, wird nicht funktionieren.


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