Der kürzlich verkündete Plan des neu geformten Autoriesen-Stellantis, sämtliche Händlerverträge zu kündigen, hat den Handel so kurz nach der Fusion von FCA und PSA im Januar kalt erwischt und vielerorts für Unmut und Verunsicherung gesorgt. In Deutschland fiel Amaury de Bourmont als frisch gekürtem Deutschland-Chef von Stellantis die undankbare Aufgabe zu, den Händlern die Botschaft zu überbringen. AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel hat mit ihm erstmals über die Hintergründe gesprochen.
AH: Sie werden alle Händlerverträge in Europa zum 1. Juni 2021 ordentlich kündigen, um die Netze neu zu sortieren und ein einheitliches Vertragswerk zu installieren. Die Reaktionen der Vertriebspartner sind unterschiedlich ausgefallen. Warum jetzt in dieser angespannten Marktphase?
Amaury de Bourmont: Es ist ja offensichtlich, welche Veränderungen, vor allem aus regulatorischer und ökologischer Sicht, auf die Branche zukommen. Dazu kommen neue Vertriebskanäle wie der Online-Handel und ein verändertes Kaufverhalten der Kunden. Und auch die für 2023 vorgesehene EU-Gruppenfreistellungsverordnung (GVO) wird voraussichtlich zu weiteren Anpassungen der aktuellen Vertriebsverträge und -standards führen. In diesem Zusammenhang werden die Vertriebs- und Serviceverträge aller Marken von Stellantis jetzt mit einer Frist von zwei Jahren gekündigt. Unsere Vision ist, ein nachhaltiges Vertriebsmodell zu fördern, das sich auf ein leistungsfähiges, effizientes und optimiertes Stellantis Mehrmarken-Vertriebsnetz stützt.
AH: Unter welchen Prämissen werden die verbleibenden Partner ausgewählt?
A. de Bourmont: Das zukünftige Vertriebsnetz wird zeitnah auf der Grundlage des Potenzials und objektiver Kriterien ausgewählt. Alle Interessengruppen werden von diesen Änderungen profitieren: Unsere Kunden, das Vertriebsnetz und Stellantis. Der Handel kann auf ein neues und effizientes Geschäftsmodell bauen, das darauf abzielt, Synergien zu schaffen, die Vertriebskosten zu optimieren, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und zusätzliche nachhaltige Geschäftsmodelle zu bieten.
AH: Wie viele Händler werden in Deutschland keinen Vertrag mehr erhalten?
A. de Bourmont: Ein großer Teil des bisherigen Netzwerkes wird auch in Zukunft einen Vertrag angeboten bekommen.
AH: Streben Sie vor allem Mehrmarkenhändler an?
A. de Bourmont: Unsere Strategie ist es, ein "Stellantis House" zu schaffen, was bedeutet, dass wir den Händlern die Möglichkeit bieten, weitere Stellantis-Marken mit aufzunehmen. Wir möchten es dem Handel natürlich attraktiver machen, weitere Stellantis-Marken in das Angebot aufzunehmen als Marken anderer Hersteller.
AH: Ist es sinnvoll, dass es künftig einen Stellantis-Händlerverband gibt? Sofern das von den einzelnen Marken überhaupt gewünscht wird?
A. de Bourmont: Die Frage, wie sich die Händler in Verbänden organisieren, können wir natürlich nicht beantworten. Wichtig ist mir, dass wir sowohl mit den Verbänden als auch mit den Händlern direkt einen offenen und direkten Austausch haben.
Das ausführliche Interview mit Stellantis-Deutschlandchef Amaury de Bourmont lesen Sie in AUTOHAUS 11/2021, das am 14. Juni erscheint. Darin auch der große Konzernvergleich: Jäger und Sammler – Stellantis vs. Volkswagen.
Verkaufsberater
Anton Gsandtner
Opel Partner
seit Fusion
Tom