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Skoda Deutschland-Chef Jürgens: "Wir haben alles in der Hand"

14.12.2016 09:40 Uhr
Skoda Deutschland-Chef Jürgens: "Wir haben alles in der Hand"
SAD-Chef Frank Jürgens nimmt die 200.000 Pkw-Neuzulassungen pro Jahr im Visier.
© Foto: Skoda

Skoda hat ein solides Autojahr hinter sich. 2017 will die Marke auf dem deutschen Markt wieder stärker zulegen. Die Voraussetzungen dafür sind gut.

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Von Ralph M. Meunzel und Ralf Padrtka

Seit nunmehr acht Jahren steht Skoda Auto Deutschland (SAD) an der Spitze der Importeure und spielt inzwischen in einer Liga mit den Volumenherstellern Opel und Ford. Auch wenn die Marke in diesem Jahr dem Markttempo nicht folgen konnte, zeigt sich der neue SAD-Geschäftsführer Frank Jürgens im Interview mit AUTOHAUS mit der Entwicklung zufrieden.

AH: Sie haben am 1. September das Steuer bei Skoda Auto Deutschland übernommen. Wie waren die ersten Monate für Sie persönlich?

F. Jürgens: Ich bin mit offenen Armen empfangen worden – sowohl von den Mitarbeitern bei Skoda Auto Deutschland als auch von den Händlern. Der "Human Touch" ist bei Skoda nicht nur ein Begriff, sondern wird auch von der gesamten Organisation mit Leben erfüllt. Der sehr positive Empfang hat meine Begeisterung für die Marke nochmals erhöht.

AH: Wie lief das Jahr 2016 für Skoda?

F. Jürgens: Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Wir konnten konstant wachsen – wie in den vergangenen 25 Jahren. Wir werden 2016 voraussichtlich mit rund 185.000 Neuzulassungen abschließen. Das Volumen liegt damit mehr oder weniger auf dem Niveau des Ausnahmejahrs 2009 mit der Umweltprämie, jedoch mit wesentlich höherer Wertschöpfung. Das Wachstum verteilt sich jetzt auf die drei Volumenträger Octavia, Fabia und Superb.

AH: Wie hat sich der Marktanteil entwickelt?

F. Jürgens: Beim Marktanteil bewegen wir uns leicht unter Vorjahr, das macht uns aber keine Sorgen. Denn wir sind noch nicht breit in wichtigen Wachstumssegmenten wie den SUV vertreten. Das ändert sich aber 2017, dann werden wir stark an der Entwicklung partizipieren. In diesem Zusammenhang ist auch der Wegfall des Roomsters zu erwähnen, den wir in diesem Jahr komplett kompensiert haben. Gleichzeitig haben wir unseren Tageszulassungsanteil auf niedrigem Niveau gehalten. Das stärkt die Restwerte.

AH: Mit den Großkundenleistungszentren greift Skoda im Flottenmarkt an. Wie viele gibt es bereits?

F. Jürgens: Wir haben mittlerweile 139 Großkundenleistungszentren. Sie sind unsere Säulen im Markt. In diesem Jahr wird Skoda über 50.000 Flottenneuzulassungen erzielen. Starke Händler, attraktive Produkte und gute Restwerte sorgen für das Wachstum.

AH: Wie sieht es in den anderen Vertriebskanälen aus?

F. Jürgens: Das Privatkundengeschäft läuft stabil, wir halten unsere Anteile. Beim Thema Eigenzulassungen gilt: Ich habe kein Interesse, den Markt überzubeliefern und unsere Markenwerte, die wir über Jahre aufgebaut haben, wieder zu zerstören. Gleichzeitig müssen wir den Markt für "Smart Shopper" bedienen, aber mit Augenmaß. Wir dürfen keine künstliche Nachfragebefriedigung erzeugen. Wir kontrollieren deshalb sehr stark, wie viele Autos in diesen Kanal gehen. Generell hat Skoda einen gesunden Kanal-Mix.

AH: Wie geht es dem Skoda-Handel?

F. Jürgens: 2015 war geprägt von der Umsetzung der neuen CI, insgesamt mehr als 100 Neubauprojekte sprechen eine klare Sprache. Die Händler beweisen damit viel Vertrauen in die Marke. Am Point of Sale strahlen wir jetzt in ganz neuem Glanz. Trotz der großen Investitionen konnten die Partner ihre Rendite bei 1,6 bis 1,7 Prozent stabil halten. Die Handelsorganisation ist die Basis für unseren Erfolg.

AH: Zuletzt kam aus den Autohäusern Kritik an weiteren Investitionen im Service. Wie ist der aktuelle Stand?

F. Jürgens: Wir haben uns mit dem Händlerverband auf eine faire Übergangsregelung verständigt. Die Partner haben im nächsten Jahr Zeit, den neuen Assistenz-Arbeitsplatz in der Werkstatt einzurichten. Es gibt natürlich einige Partner, die die Investition kritisch sehen. Wir werden aber nicht umhin kommen, in diesem Bereich der Technik zu investieren. Eine Marke, die sich technisch so entwickelt wie Skoda, muss auch den Kundenansprüchen gerecht werden. Der Kunde erwartet, dass jeder Service-Standort diese Fahrzeuge auch reparieren kann. Mit der Verbreitung moderner Assistenzsysteme wird dieser Anspruch weiter wachsen.

AH: Bekommt Skoda angesichts des Wachstums nicht irgendwann Probleme bei der Auslastung?

F. Jürgens: Für unsere Markengröße haben wir ein sehr großes Servicenetz. Für viele Händler anderer Fabrikate ist Skoda mittlerweile eine attraktive Ergänzung. Auch in Zukunft muss es immer eine Mindestmenge an Service im Betrieb geben, damit sich Investitionen lohnen. Ich erwarte eine Konzentration des Geschäfts, das gilt aber für die gesamte Branche. Die Entwicklung bietet auch Wachstumschancen pro Standort, etwa durch Schichtmodelle. Wenn es die Auslastung in der Werkstatt hergibt, lohnt sich ein zusätzlicher Service-Arbeitsplatz in jedem Fall.

AH: Wie stemmt die Skoda-Organisation das Wachstum personell?

F. Jürgens: Das Personal in den Skoda-Betrieben nimmt beständig zu. In diesem Jahr haben wir im Handel rund fünf Prozent mehr Beschäftigte als 2015. Wir werden deshalb 2017 unser Programm zur Personalsuche intensivieren. Wir ermuntern unsere Partner, ihre Stellenanzeigen über unser Portal zu schalten. Der Händler muss zwar als Arbeitgeber attraktiv für neue Mitarbeiter sein, aber wir können ihn beim Recruiting mit geeigneten Instrumenten unterstützen.

AH: Wann kommt die neue Gebrauchtwagenmarke?

F. Jürgens: Skoda braucht ohne Zweifel ein Markenangebot im Gebrauchtwagenbereich, hierzu wird es im kommenden Jahr eine Entscheidung geben. Das Volkswagen-Konzept "Weltauto" wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Das trifft vor allem auf Händler zu, die VW und Skoda im Portfolio haben. Es ergibt keinen Sinn, bei diesen Betrieben einen weiteren Gebrauchtwagenplatz zu verlangen. Unsere neue GW-Marke muss eine Plattform sein, die das Remarketing für den Handel generiert. Wir werden den Handel in die Lage versetzen, seine privaten Inzahlungnahmen wieder zu vermarkten.

AH: Wie läuft die Nachrüstung der Fahrzeuge mit dem EA 189-Dieseln?

F. Jürgens: Wir stecken mitten im Prozess. Etwas mehr als die Hälfte der bisher zurückgerufenen Skoda-Modelle in Deutschland sind bereits abgearbeitet. Wir warten nun auf die behördlichen Freigaben der verbleibenden Updates. Diese erwarten wir zeitnah.

AH: Welche Erwartungen haben Sie an das Autojahr 2017?

F. Jürgens: Wir sind sehr optimistisch, was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung betrifft. Entsprechend stabil dürfte sich der Automarkt zeigen. Aber der Wind kann sich schnell drehen, wie die Finanzkrise gezeigt hat. Deshalb bin ich kein großer Freund von Stückzahlenprognosen.

AH: Und an die Marke Skoda?

F. Jürgens: Wir wollen das Volumen auch 2017 nachhaltig weiterentwickeln. Dafür haben wir Top-Voraussetzungen. Los geht es im Frühjahr mit dem Kodiaq bei den mittelgroßen SUV. Das neue Modell wird vom Handel und den Kunden begeistert angenommen, die Bestellungen laufen sehr gut. Wir werden auch ausreichend Fahrzeuge bekommen, so dass wir einen relevanten Anteil am Segment erzielen können. Nicht vergessen dürfen wir unseren Bestseller Octavia, der ebenfalls im März in einer überarbeiteten Version kommt. Im Sommer folgen dann die Facelifts von Citigo und Rapid und noch in 2017 der neue Yeti, der unsere SUV-Offensive komplettiert. Am Ende des Tages geht es darum: Wir wollen unsere Position im Markt weiter stärken und unser Geschäft noch rentabler machen – für die Händler und für uns. Dafür haben wir bei Skoda alles in der Hand.

AH: Herr Jürgens, herzlichen Dank für das Gespräch.

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