Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental bekommt die kriselnde Autoindustrie und die Folgen des Handelsstreits zu spüren. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis hat das Unternehmen daher seine Geschäftsziele gesenkt, wie der Dax-Konzern am Montagabend in Hannover mitteilte. Weil die weltweite Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in diesem Jahr wohl um fünf Prozent sinken dürfte, sei nur noch ein Umsatz von 44 bis 45 Milliarden Euro zu erreichen. Zuvor waren noch 45 bis 47 Milliarden Euro angepeilt worden - unter der Annahme, dass sich der Fahrzeugmarkt stabil entwickelt.
Bei der um Sondereffekte bereinigten Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern rechnet das Conti-Management um Vorstandschef Elmar Degenhart nur noch mit einem Wert zwischen sieben und 7,5 Prozent. Conti war schon vorsichtig ins Jahr gegangen mit der ursprünglichen Zielsetzung von acht bis neun Prozent. Die Conti-Aktie sackte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um 4,5 Prozent ab.
"Für das zweite Halbjahr sind wir nun weniger optimistisch als zuvor", sagte Finanzchef Wolfgang Schäfer. "Grund dafür ist der fortlaufende Abwärtstrend der Automobilproduktion in Europa, Nordamerika und insbesondere in China. Auch die weiter ungelösten Handelskonflikte tragen zu wirtschaftlicher Unsicherheit bei." Das zweite Quartal lief deutlich schwächer für die Hannoveraner. Von April bis Juni erzielte Conti einen Umsatz von 11,2 Milliarden Euro, nach 11,4 Milliarden im Vorjahreszeitraum.
Düstere Aussichten für Zulieferersparte
Vor allem für die Autozuliefersparte, die direkt vom Produktionsvolumen der Autohersteller abhängt, werden die Aussichten immer düsterer. Unerwartete Veränderungen des Abrufverhaltens von Kunden führten zu Volumenrückgängen bei bestimmten Produkten der Sparte, hieß es. Im zweiten Halbjahr könnte es zudem zu Rückstellungen für Gewährleistungsfälle kommen, warnte Conti. Die Ursachen für diese möglichen Gewährleistungskosten und damit deren konkrete Höhe sei zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht aufgeklärt.
Conti reiht sich mit den trüben Aussichten ein in eine ganze Welle von Gewinnwarnungen und Prognosesenkungen aus der Autoindustrie, aber auch aus anderen Branchen. Seit der chinesische Markt für Autobauer und Zulieferer nicht mehr rund läuft und auch der europäische Markt gegen Produktionsrückgänge kämpft, hat die einst so erfolgsverwöhnte Branche arg zu knabbern. Conti musste bereits im vergangenen Jahr zweimal den eigenen Geschäftsausblick kappen. Zuletzt fielen auch Premiumautobauer wie Daimler und BMW mit schlechten Nachrichten auf.
Analysten hatten mit weiteren schwachen Zahlen aus der Autobranche und auch mit weiteren Gewinnwarnungen gerechnet. Der Zollstreit zwischen den USA und China schwelt weiter, die Weltkonjunktur kühlt in vielen Regionen merklich ab. Hinzu kommen Kosten für Rückrufe von Dieselautos, zudem muss sich die Branche für die schärferen Emissionsregeln beim klimaschädlichen Abgasbestandteil Kohlendioxid (CO2) in der EU 2020 und 2021 wappnen. (dpa)