Der Bestechungsprozess gegen den früheren MAN-Vorstand Anton Weinmann geht vorerst weiter – und könnte länger dauern als zunächst geplant. Richter, Verteidiger und Staatsanwalt konnten sich in einem Gespräch vor Beginn der Verhandlung am Mittwoch vor dem Landgericht München I nicht auf eine einvernehmliche Lösung einigen. "Das soll aber nicht heißen, dass es ausgeschlossen ist", sagte der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Eckert nach dem nicht-öffentlichen Treffen, setzte vorsorglich aber noch drei weitere Verhandlungstage am 13., 14. und 19. September an. Die Anklage wirft Weinmann Beihilfe zur Bestechung vor, er weist das zurück.
Das Gespräch zeige aber, dass die Fronten nicht so verhärtet seien, "dass man nicht mehr miteinander redet", sagte Eckert. Die Anklage wirft Weinmann vor, von Schmiergeldzahlungen in Slowenien und Belgien gewusst und nichts unternommen zu haben. Schon vor Prozessbeginn waren Gespräche gescheitert. Die Strafprozessordnung eröffnet mit dem Paragraphen 153a die Möglichkeit, das Verfahren etwa gegen eine Geldzahlung einzustellen. Der Angeklagte gilt dann als unschuldig. Ein lupenreiner Freispruch ist es jedoch nicht.
Kern der Anklage ist die Frage, ob Weinmann einen Vermerk kannte, in dem die interne Revision vor fortgesetzten Schmiergeldzahlungen in den Ländern warnte. Weinmann bestreitet vehement, den Vermerk zu kennen. Er habe später lediglich einen "weichgespülten Bericht" bekommen, in dem von Schmiergeld keine Rede gewesen sei. Nach Bekanntwerden der Affäre 2009 musste Weinmann wie Konzernchef Hakan Samuelsson und viele Top-Manager seinen Posten räumen. Ein weiterer Zeuge stützte die Version Weinmanns. "Meines Wissens nach wurde dieser Vermerk nicht verteilt", sagte der Mitarbeiter der Revision.
Weitere Zeugenaussagen
Bisher hat kein Zeuge verlässlich Auskunft darüber geben können, ob der Vermerk Weinmann erreicht hat oder ob der Vorstand zumindest mündlich über die Vorgänge informiert wurde. Der damals zuständige Chef-Revisor kann sich ausgerechnet an diese Detail nicht mehr erinnern. Weitere Zeugen berichteten am Mittwoch über die Zahlungspraxis in Belgien. Ein Controller von MAN erläuterte das Verfahren, etwa dem Chef eines Großkunden über einen Beratervertrag Geld zu zahlen, das als Provision verbucht wurde, obwohl der Mann selbst Käufer der Lastwagen war.
Vergangene Woche hatten andere Zeugen über ähnliche Vorgänge in Slowenien berichtet. Der damalige Chef der Konzernrevision weckte dabei mit seiner Aussage das Interesse der Staatsanwaltschaft. Der Mann hatte ausgesagt, Samuelsson bereits im Mai 2006 über die Vorgänge informiert zu haben – und damit früher als bisher bekannt. Die Ermittler prüfen seither, ob sie ein Verfahren gegen den Manager einleiten. Die Staatsanwaltschaft hatte im Zuge der 2009 öffentlich gewordenen Affäre bislang nicht gegen Samuelsson ermittelt. Vor allem müssen die Staatsanwälte prüfen, ob mögliche Vorwürfe gegen Samuelsson verjährt sind. (dpa)