Wolfgang Schäfer-Klug kann wieder lächeln: "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel erreicht", sagt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Autobauers Opel stolz: "Inzwischen können wir nach draußen positive Geschichten erzählen, die Substanz haben." Die Zeiten des Kahlschlags mit Werksschließungen und massivem Jobabbau seien vorbei, wenn im Dezember der letzte Zafira im Werk Bochum vom Band rollt, betont der Südhesse. Vielmehr denkt Schäfer-Klug sogar wieder an Neueinstellungen: "Wenn wir wachsen, muss Opel auch in Deutschland wieder Beschäftigung aufbauen."
An diesem Freitag (4. April) wird der hochgewachsene Soziologe aller Voraussicht nach als Betriebsratsvorsitzender am Opel-Stammsitz Rüsselsheim bestätigt. Nur wenig erinnert noch an seine Anfangszeit vor gut zwei Jahren: "In meinem ersten halben Jahr war das Unternehmen in einer sehr schwierigen Situation." Inzwischen gingen die Verkaufszahlen nach oben und das Unternehmen sei stabilisiert. "Wir können sogar wachsen, haben tolle Fahrzeuge [...] im Markt, und es werden die richtigen Entscheidungen getroffen." Und es sei Konsens, dass der Weg zum Erfolg über den Verkauf von Autos führe, nicht über ein Prozent mehr oder weniger Lohn.
Die Lobeshymnen des Darmstädters auf die lange Zeit kränkelnde Marke mit dem Blitz klingen so gar nicht nach den kämpferischen Parolen seines Vorgängers Klaus Franz, der sich immer wieder mit den Bossen der US-Mutter General Motors (GM) anlegte und von der Öffentlichkeit mit dem Beinamen Mr. Opel belohnt wurde. Das dürfte auch daran liegen, dass das Opel-Management praktisch komplett ausgetauscht wurde. Dort sitzen mit dem früheren VW-Manager Karl-Thomas Neumann an der Spitze nun endlich Fachleute mit Visionen und einem hervorragendem Ruf am Markt.
Auch die GM-Führung ist längst eine andere: Es gab Defizite im Opel-Management, und auch die GM-Führung hatte früher keine Visionen. Und beide Seiten haben sich gegenseitig den schwarzen Peter zugeschoben. "Das ist jetzt seit längerem vorbei", berichtet der Chef der US-Autogewerkschaft UAW, Bob King, den Schäfer-Klug in den Opel-Aufsichtsrat geholt hat. Heute wisse jeder bei GM, dass Opel ein wichtiger Teil des weltweiten Erfolges ist.
Probleme intern lösen
Zum Teil gehört es aber auch zur neuen Strategie des Unternehmens, Probleme intern zu lösen, statt Meinungsverschiedenheiten über die Medien auszutragen: Das habe Vertrauen geschaffen - und sei Balsam für die Beschäftigten, versichert der 53-Jährige: "Die Menschen fühlen sich wieder unglaublich wohl."
Schäfer-Klug, der hinter den Kulissen durchaus hart in der Sache sein soll und sich selbst als hartnäckig und geradlinig beschreibt, gibt sich nach außen zahm. Er betont die inzwischen gute Zusammenarbeit des Betriebsrates mit dem GM-Management und der Opel-Führung: "Das ist die Basis für den Erfolg von Opel."
Tatsächlich konnte Opel seinen Marktanteil in Europa 2013 zwar erstmals seit 14 Jahren leicht ausbauen. Auch die Verluste sanken. Gewinne schreibt die Adam Opel AG aber noch nicht. Auch 2014 wird dies schon allein das Ende der Autofertigung in Bochum verhindern - sie dürfte rund 3.200 Arbeitsplätze und mindestens 500 Millionen Euro kosten. Das Management plant, 2016 in die Gewinnzone zurückzukehren.
"Wir haben die richtigen Modelle und die richtige Führung"
Daran glaubt Schäfer-Klug - sofern ein neuer Zusammenbruch des europäischen Automarktes ausbleibt: "Wir haben die richtigen Modelle und die richtige Führung und Aufbruchsstimmung bei der Belegschaft. Und wir haben die 100-prozentige Rückendeckung von GM." Spätestens 2016 braucht Opel dann auch wieder neue Mitarbeiter, ist der Betriebsratschef und Aufsichtsrats-Vize überzeugt: "Wenn wir in drei Schichten arbeiten wollen, um eine bessere technische Auslastung zu erreichen, müssten wir überall Personal einstellen."
Die Basis dafür sei mit dem Tarifvertrag von 2013 gelegt worden: "Wir haben den Kündigungsschutz für alle bis Ende 2018 festgesetzt, und wir haben 3.200 Arbeitsstellen gesondert abgesichert, die vorher immer teilweise von der Aufgabe bedroht waren." Dazu zählten Stellen in der Getriebefertigung, dem Sonderfahrzeugbau und den Servicewerkstätten.
Jetzt gehe es an die Kür, sagt Schäfer-Klug. Also etwa darum, wie Arbeit, die bisher fremdvergeben wurde, wirtschaftlich sinnvoll in das Unternehmen geholt werden kann, oder wo wieviel Beschäftigung aufgebaut werden kann: "Es geht eigentlich um Themen, die während der Dauerrestrukturierung 15 Jahre lang liegen geblieben sind." (dpa)
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