Opel hat eine neue Sparrunde im Kampf gegen Milliardenverluste, Absatzschwäche und Überkapazitäten eingeläutet. Der Aufsichtsrat des verlustreichen Autobauers hat am Mittwoch Beratungen über die Sanierung des Traditionsherstellers aufgenommen. Die Marke mit dem Blitz leidet extrem unter der Nachfrageflaute in Europa, ihrem einzigen bedeutenden Absatzmarkt. Die Werke sind nicht ausgelastet, obwohl die Kapazitäten gerade erst um 20 Prozent gekappt wurden. So viel scheint sicher: Die Mitarbeiter von Opel müssen sich erneut auf tiefe Einschnitte gefasst machen.
Nach Außen geben sich beide Seiten vorerst zurückhaltend. Es gilt, nicht voreilig Porzellan zu zerschlagen. In einer kurzen Mitteilung der Adam Opel AG hieß es nach der Sitzung des Kontrollgremiums: "Nach wie vor sind sich alle Beteiligten darüber einig, dass Opel profitabel arbeiten und dazu Maßnahmen ergreifen muss, um Umsätze zu steigern, Margen zu erhöhen und Kosten zu reduzieren." Die optimale Strategie zur Verbesserung der finanziellen Lage des Unternehmens wollen die Sozialpartner demnach im Dialog finden.
Hinter verschlossenen Türen dürfte der Ton aber rauer sein. Denn um die kriselnde Tochter des US-Konzerns General Motors (GM) wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, stehen auch ein weiterer Lohnverzicht und der Wegfall von Zuschlägen erneut zur Diskussion. Zudem ist die Angst vor Stellenstreichungen groß. Betriebsräte und Gewerkschaften werfen dem Management außerdem vor, einzelne Standorte gegeneinander ausspielen zu wollen und die Arbeitnehmervertretungen unter brutalen Druck zu setzen.
Die Betriebsräte lehnen eine neuerliche Schrumpfkur ab. "Die Bereitschaft, weitere Opfer zu bringen, ist denkbar gering", hatte Schäfer-Klug der Mitarbeiterzeitung "Opel Post" gesagt. Aufsichtsratsmitglied Armin Schild von der IG Metall schimpfte: "GM und damit Opel bleiben stur bei einer knallhart kostengetriebenen Kurzfristlogik." Statt automobile Konzepte zu liefern, würden immer wieder Sparschweine durch die europäischen Opel-Standorte getrieben. Die Arbeitnehmer fordern Investitionen in Modelle, Technologien und neue Märkte.
Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke hatte mehrfach zugesichert, dass sich das Management an bestehende Verträge halten werde. Diese schließen betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bis 2014 aus. Trotzdem gelten die Werke in Bochum sowie im englischen Ellesmere Port als gefährdet – nicht sofort, aber ab 2015.
"An der Grenze des Erträglichen"
Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) griff GM wegen der Spekulationen scharf an: "Diese ständigen Spekulationen über Schließungen bei Opel haben die Grenze des Erträglichen erreicht", sagte Voigtsberger am Mittwoch "Handelsblatt Online". Um schnell Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen, solle der Konzern zu Gesprächen einladen.
Selbst über Staatshilfen wird schon wieder diskutiert. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) schloss einen solchen Schritt am Mittwoch aber aus. "Darüber wurde vor drei Jahren viel diskutiert. Aber diesmal ist die Situation eine andere", sagte Schneider der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Denn GM habe heute keine Finanzengpässe mehr und könne Opel selbst retten. (dpa)
hans hase
Dieter M. Hölzel