Bei einer Razzia gegen Clankriminalität hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen Haftbefehle gegen vier Männer im Alter zwischen 24 und 57 Jahren vollstreckt. Bei den Durchsuchungen am frühen Donnerstagmorgen seien außerdem mehrere hochwertige Autos beschlagnahmt worden, teilten Landeskriminalamt (LKA) und Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit.
An dem Einsatz in Wuppertal, Solingen, Essen, Bielefeld und Düsseldorf waren Spezialeinheiten der Polizei beteiligt. Auch Spürhunde waren einem Sprecher des LKA zufolge im Einsatz. Die Ermittler fanden mehrere Mobiltelefone und eine geringe Menge Bargeld. Waffen wurden nach ersten Angaben nicht entdeckt.
Gegen die festgenommenen Männer lagen Haftbefehle wegen des Verdachts auf erpresserischen Menschenraub, gefährliche Körperverletzung und Betrug vor. Die Beschuldigten sollen einem türkisch-arabischstämmigen Familienclan angehören. Wie der Sprecher des LKA am Morgen sagte, seien die Männer "hinreichend polizeibekannt", unter anderem wegen verschiedenster Gewaltdelikte.
Gezielter, punktueller Schlag
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte, harte Polizeiarbeit und monatelange Ermittlungen hätten zu den Festnahmen und Durchsuchungen geführt. Das sei aufwendig, aber nötig, um kriminellen Clans das Wasser abzugraben. Alle Möglichkeiten würden genutzt: von der Großrazzia bis zum gezielten, punktuellen Schlag. "NRW ist nicht nur ungemütlich für diese Leute, Nordrhein-Westfalen soll eine No-Go-Area für kriminelle Clanmitglieder sein", so der Minister.
Die Bekämpfung der Clankriminalität gehört zu den Ermittlungsschwerpunkten der Polizei. Dabei geht es um verschiedene Straftaten, vor allem Gewaltdelikte. Zu typischen Verhaltensweisen gehören laut einem Lagebericht des LKA die bedingungslose Loyalität innerhalb der Familie und das Verneinen hoheitlicher Autorität.
Laut LKA und Staatsanwaltschaft war der Auslöser für die Ermittlungen gegen die Männer die Entführung eines niederländischen Autohändlers im Jahr 2017. Der Mann habe ein Auto von den Beschuldigten kaufen wollen. Statt wie geplant den Wagen in Empfang zu nehmen, sei der Händler um seine Anzahlung geprellt und anschließend nach Solingen verschleppt worden, um weiteres Geld zu erpressen. (dpa)