Nach der Übernahme des Autoherstellers Opel will der französische PSA-Konzern weitere Aufgaben in das Entwicklungszentrum am Opel-Stammsitz Rüsselsheim verlagern. "Wir werden die Zahl der Kompetenzzentren in Rüsselsheim mehr als verdoppeln", sagte Opel-Entwicklungschef Christian Müller der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Die Gewerkschaft IG Metall zeigte sich erfreut, verlangte aber eine schriftliche Fixierung der Pläne.
Das Opel-Entwicklungszentrum mit zusammen mehr als 7.000 Beschäftigten hat im Verbund mit den PSA-Marken Peugeot und Citroën bislang sechs Kompetenzzentren inne: Unter anderem für die Brennstoffzelle, die Vorbereitung eines Einstiegs in den US-Markt oder moderne Fahrerassistenzsysteme. Eine Mitarbeiterzahl nennt Opel aber nicht. Viele Beschäftigte sind bis einschließlich Juni in Kurzarbeit, arbeiten also nur vier statt fünf Tage in der Woche und erhalten als Ausgleich Kurzarbeitergeld.
Laut Müller funktioniert die Zusammenarbeit mit den PSA-Ingenieuren bereits bei Hochgeschwindigkeitsfahrten auf dem Opel-Testgelände in Rodgau-Dudenhofen und bei Crash-Tests für die Fahrzeug-Zulassung. Hier erledige bereits eine dreistellige Zahl von Opel-Ingenieuren Aufgaben für PSA, die sonst nach außen vergeben worden wären.
Schleppende Verhandlungen
Details zu den neuen Kompetenzen will Opel erst im Lauf des ersten Quartals nennen. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall hatten in den vergangenen Wochen die schleppenden Verhandlungen mit der neuen Konzernzentrale beklagt.
Zu den aktuellen Ankündigungen sagte der von der IG Metall bestellte Opel-Aufsichtsrat Jochen Homburg: "Wir würden uns freuen, wenn es so kommt. (...) All diese Zusagen sind wunderbar. Ich hätte sie nur gerne in einem Tarifvertrag fixiert, so dass sich die Belegschaft darauf verlassen kann."
Das Entwicklungszentrum ist aus Sicht der IG Metall der wichtigste Teil des europaweit aufgestellten Autobauers. "Wir wollen, dass in der Entwicklungsabteilung für den ganzen Konzern Dinge entwickelt werden, weil sie sonst in dieser Größe möglicherweise unterausgelastet ist", sagte Homburg.
Kündigungsschutz noch bis Ende 2018
Das Traditionsunternehmen Opel hatte unter der Ägide des Vorbesitzers General Motors seit 1999 keinen Jahresgewinn mehr erwirtschaftet. Zum 1. August 2017 hatte die Peugeot/Citroën-Mutter PSA das Unternehmen samt der britischen Schwestermarke Vauxhall und 38.000 Mitarbeitern in ganz Europa übernommen. Bis zum Ende dieses Jahres sind die deutschen Beschäftigten noch vor Werkschließungen und betriebsbedingten Kündigungen geschützt.
Mit Hilfe der ebenfalls übernommenen Finanzsparte will der Autobauer den Absatz der Autos mit neuen Finanzierungsmodellen steigern. Man werde von den günstigeren Finanzierungskosten der neuen Eigner BNP Paribas und PSA Finance profitieren, teilte die neue Gesellschaft Opel Vauxhall Finance in Rüsselsheim mit. Unter anderem werde man wieder in den spanischen Markt einsteigen.
Großkunden auf dem deutschen Markt werde die Opel-Bank künftig Fahrzeuge im Full-Service-Leasing anbieten. Der Absatz leichter Nutzfahrzeuge soll um ein Viertel gesteigert werden. Insgesamt will die Tochter des französischen PSA-Konzerns jedes dritte verkaufte Auto der Marken Opel und Vauxhall finanzieren. Das wäre eine Steigerung um 50 Prozent. Für Privatkunden sind Mobilitätspakete geplant, die neben dem Leasing auch Versicherungs- und Serviceleistungen integrieren.