Nach der Ankündigung von Seat-Chef James Muir, einen "letzten Versuch" zur Rettung des Unternehmens zu starten, ist die VW-Krisenmarke auf Schmusekurs mit den deutschen Vertriebspartnern gegangen. Bei einem Treffen am vergangenen Freitag in Spanien räumte Muir nach Darstellung des deutschen Händlerbeirats etwaige Missverständnisse über ein nahendes Ende des Herstellers aus. "Nach den Äußerungen von Herrn Muir in der vergangenen Woche waren wir enttäuscht und verärgert. Doch jetzt kann man sagen: Genau das Gegenteil ist der Fall", erklärte Händlersprecher Martin Braunheim am Mittwoch gegenüber AUTOHAUS Online.
Im Zentrum des vierstündigen Gesprächs stand die Frage nach der Zukunft von Seat. "Wir haben im Beisein von Deutschland-Geschäftsführer Rolf Dielenschneider offen über die Themen diskutiert, die uns Partnern wichtig sind", so Braunheim. Hoffnung macht den Händlern vor allem die Modellpolitik für die Jahre 2012 bis 2014, für die der Mutterkonzern VW bereits Investitionen zugesagt habe. Auch positiv: Die deutsche Delegation konnte eine Erleichterung der administrativen Arbeiten bei Gewährleistungen erreichen.
Im Rahmen des Treffens gewährte Seat den deutschen Händlern zudem einen exklusiven Einblick in das künftige Produktprogramm. So durften sie etwa die neue Leon-Generation inklusive Drei-, Fünftürer und Kombi "live" in Augenschein nehmen. Gezeigt wurde auch der Toledo-Nachfolger – laut Braunheim "eine richtige Limousine". Vielversprechend sei auch das neue Interieur-Design mit Anklängen bei der Schwestermarke Audi. "Die Zukunft gehört Seat", zeigte sich der Beiratssprecher nach der Präsentation überzeugt.
Muir hatte Mitte Mai erklärt, mit einer Modelloffensive einen neuen und entscheidenden Anlauf zur Rettung von Seat zu unternehmen (wir berichteten). Ziel sei es, binnen fünf Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Muir, seit dem vergangenen September Seat-Chef, will die Marke breiter aufstellen, das Händlernetz in europäischen Metropolen stärken und vor allem das Werk in Martorell besser auslasten.
VW war in der Vergangenheit mehrmals gescheitert, sein Sorgenkind zu sanieren. Im vergangenen Jahr war die Marke noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Die Verluste lagen bei 339 Millionen Euro, mehr als viermal so viel wie im Vorjahr. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge ging um 8,5 Prozent auf 337.000 zurück. (rp)
Heinz Kretschmer
Katja Grieb