Im Aufsichtsrat von Volkswagen ist neben Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) künftig nicht mehr das Wirtschaftsministerium, sondern die neue Kultusministerin des Landes Niedersachsen vertreten. Die Staatskanzlei in Hannover bestätigte am Dienstag nach Weils Wiederwahl Pläne aus den Koalitionsgesprächen, Julia Willie Hamburg (Grüne) in das Kontrollgremium von Europas größtem Autohersteller zu schicken. Ihre Partei soll in den Verhandlungen auf eine stärkere Rolle in der Wirtschaftspolitik gedrungen haben.
Hamburg ist Vize-Regierungschefin, führt anders als der bei der Wahl am 9. Oktober unterlegene CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann aber nicht das Wirtschaftsressort in der Landesregierung. Dieses leitet nun der bisherige Umweltminister Olaf Lies (SPD), während die Grünen-Politikerin fachlich für Schulen und Bildung zuständig ist.
Für VW bedeutet die Personalie eine ungewohnte Konstellation: Bisher hatte in der Regel die inhaltliche Nähe den Ausschlag für den zweiten Sitz im 20-köpfigen Kollegium der Aufseherinnen und Aufseher gegeben. Daher hatte das Wirtschaftsministerium den Zugriff auf den Co-Posten, in manchen anderen Unternehmen mit Landesbeteiligung kommt auch das Finanzministerium zum Zug. Kritiker bemängelten die Entscheidung zu VW als parteipolitisch getrieben. Weil selbst bleibt auch Mitglied des innersten Zirkels, des Aufsichtsratspräsidiums in Wolfsburg.