Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler ist beim russischen Lkw-Bauer Kamaz eingestiegen und verzichtet auf ein eigenes Werk in dem osteuropäischen Land. Für den Anteil von zehn Prozent an Kamaz zahlen die Stuttgarter der russischen Investmentbank Troika Dialog 250 Millionen US-Dollar (rund 190 Mio Euro), wie eine Konzern-Sprecherin am Freitag sagte. Der Vertrag wurde in Moskau unterzeichnet. "Damit ist der Bau eines eigenen Werks in Russland keine Option mehr", sagte die Sprecherin. Dies hatte Daimler in den vergangenen Monaten immer wieder als mögliche Alternative zu einem Einstieg bei Kamaz genannt. "Über Kamaz haben wir jetzt den Eintritt in den für uns wichtigen russischen Volumenmarkt mit einem begrenzten Risiko", sagte die Sprecherin. Die Investition solle noch im Dezember erfolgen. Bei den zuständigen Kartellbehörden hatte Daimler Anfang des Monats bereits Anträge für eine Beteiligung eingereicht. Bei einer positiven Entwicklung des Geschäfts bei Kamaz werde Daimler im Jahr 2012 noch bis zu 50 Millionen US-Dollar zusätzlich für die Anteile bezahlen. Die Schwaben halten sich außerdem die Möglichkeit offen, ihren Anteil an Kamaz künftig noch aufzustocken. Daimler hatte die Gespräche bereits im Sommer aufgenommen. Ursprünglich wollten die Stuttgarter bis zu 42 Prozent an dem Unternehmen für rund zwei Milliarden US-Dollar übernehmen. Schon im November hatte ein Mitglied des Kamaz-Betriebsrates gesagt, die Daimler verhandle mit der russischen Investmentbank Troika Dialog nur noch über den Erwerb von zehn Prozent. Grund seien Einbußen der Stuttgarter wegen der Weltfinanzkrise. Daimler mit Sitz im Aufsichtsrat und umfangreichen Rechten Daimler erhält laut Vertrag einen Sitz im Kamaz-Aufsichtsrat und umfangreiche Rechte als Minderheitsaktionär. Kamaz werde die Stuttgarter beim russischen Markteintritt ihrer japanischen Lkw-Tochter Mitsubishi Fuso unterstützen. Außerdem wollen die Stuttgarter von den Produktionsstätten und der Vertriebsstruktur des russischen Lkw-Marktführers profitieren. Im Gegenzug werden die Schwaben Fahrzeugtechnik zur Verfügung stellen. Daimler hatte jüngst wegen der Krise auf dem US-Markt die Produktion der Marke Sterling Trucks eingestellt und ist künftig noch mit den vier Lkw-Marken Mercedes, Fuso, Freightliner und Western Star auf dem Markt. Kamaz sieht sich selbst als größter Autohersteller in Russland und als weltweite Nummer 11 unter den Nutzfahrzeugherstellern. Zugleich zählt sich das Unternehmen zu den weltweit größten Hersteller von Dieselmotoren. Der Konzern hat rund 59.000 Beschäftigte. Die Produktionskapazität wird mit 71.000 Lkw, 60.000 Motoren sowie 1.500 Bussen pro Jahr angegeben. Mit 53.000 in Russland verkauften Lkw ist das Unternehmen den Angaben zufolge 2007 auf einen Marktanteil von 25 Prozent gekommen. Der Umsatz lag bei 3,8 Milliarden US-Dollar. (dpa)
Nfz-Sparte: Daimler steigt bei Kamaz ein

Der Stuttgarter Autobauer ist beim russischen Lkw-Marktführer eingestiegen und hält zehn Prozent der Anteile. Mit der Entscheidung ist der Bau eines eigenen Werks in Russland vom Tisch.