Von Marco Hadem und Andreas Hoenig, dpa und Doris Plate, AUTOHAUS
Ein halbes Jahr nach dem Bekanntwerden der Diesel-Manipulationen reißen die schlechten Nachrichten für Europas größten Autobauer Volkswagen nicht ab. In Deutschland gefährden mögliche höhere Verbrauchswerte den Rückrufplan für den Passat. "Es steht Spitz auf Knopf", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch auf Nachfrage aus Konzernkreisen. Demnach verweigert das zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch das grüne Licht, weil nicht zweifelsfrei nachgewiesen sei, dass der Kraftstoffverbrauch nicht steige. Es liefen derzeit noch weitere Messungen.
"Die Freigaben erfolgen dann, wenn nachgewiesen wurde, dass die Fahrzeuge hinsichtlich aller Belange dem genehmigten Typ entsprechen", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums in Berlin. Die Freigaben für alle weitere betroffene Modelle seien beim KBA in der Prüfung.
Selbst ein minimal höherer Verbrauchswert wäre nicht zulässig, weil bei den Nachrüstungen eine "Null-Toleranz-Linie" gilt. Die Eigenschaften des Fahrzeugs sollen sich mit dem nötigen Update der Motorsoftware nicht ändern. Sollte der Passat nach der Umrüstung einen höheren Verbrauch haben, müsste Volkswagen die bisher geplante Nachrüstungs-Aktion bei dem Modell noch einmal überarbeiten.
Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte, wann der Rückruf starten könne, sei derzeit offen. Die "Bild"-Zeitung hatte bereits berichtet, die Umrüstung der Passat-Modelle verzögere sich. Der KBA-Sprecher sowie VW hatten aber die Darstellung zurückgewiesen, dass es nicht sicher sei, ob der Motor nach der Umrüstung die Schadstoffnorm Euro 5 erfülle.
Autohäuser müssen umdisponieren
Durch die Verzögerung werden auch die VW-Händler und -Servicebetriebe vor große Herausforderungen gestellt. Die meisten haben Teams gebildet, die die Rückrufaktion in ihren Autohäusern bearbeiten sollen. Manche haben sogar zusätzliches Personal eingestellt. Diese Mitarbeiter müssen nun anderweitig beschäftigt werden. Es ist aber kaum möglich, große Serviceaktionen zu starten, da der Rückruf jederzeit beginnen kann. Viele Betriebe versuchen dies durch flexible Arbeitszeitkonten abzufedern.
Im Januar war mit rund 8.500 Modellen des VW Amarok der Startschuss für die Rückrufaktionen im Dieseskandal gefallen, jedoch angesichts der kleinen Fahrzeugzahl noch im Mini-Maßstab. Die erste große Rückrufwelle mit dem Passat sollte in der achten Kalenderwoche beginnen – sie war dann zunächst ohne Nennung von Gründen auf Mitte März verschoben worden.
Insgesamt sind deutschlandweit 2,5 Millionen Diesel aus dem VW-Konzern vom Rückruf betroffen. Meist genügt ein Software-Update, bei den 1,6-Liter-Motoren muss auch ein Bauteil her. VW hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert.
MH