Weiter anziehende SUV-Verkäufe und der hausinterne Sparkurs verschaffen der Kernmarke des VW-Konzerns 2019 einen deutlich höheren Betriebsgewinn. Vor dem wichtigen Jahr 2020 mit dem Start vieler neuer Modelle will der Wolfsburger Autohersteller so auch zusätzliche Milliardeninvestitionen in seine Elektroflotte unterfüttern. Beim gerade angelaufenen E-Massenmodell ID.3 hakt es noch an einer wichtigen Stelle - das Produktionsziel steht hier aber.
"In einem schrumpfenden Gesamtmarkt hat die Marke Volkswagen weltweit Marktanteile dazugewonnen und das operative Ergebnis wesentlich verbessert", sagte Geschäftsführer Ralf Brandstätter am Mittwochabend im Rückblick auf das auslaufende Jahr. Zur genauen Höhe des Gewinns machte er noch keine Angaben. 2018 hatte die Hauptsparte der VW-Gruppe vor Sondereinflüssen - etwa Rechtskosten für die Dieselaffäre - im laufenden Geschäft 3,239 Milliarden Euro verdient.
Die Chancen stünden gut, im zu Ende gehenden Jahr auch bei den Verkäufen im Plus zu landen, sagte Brandstätter. Volkswagen sei "zuversichtlich, die Auslieferungen des Vorjahres noch leicht toppen zu können". 2018 waren es in Summe 6.245.000 Wagen mit dem VW-Emblem.
Elf Milliarden Euro für E-Mobilität
Bis 2024 will die Kernmarke des weltgrößten Autobauers elf Milliarden Euro in den Ausbau der E-Mobilität stecken, konzernweit sind es 33 Milliarden Euro. Für "Zukunftsthemen" veranschlagt die Sparte VW Pkw in den kommenden fünf Jahren Investitionen von 19 Milliarden Euro.
2020 starten insgesamt 34 Modelle, darunter acht E- oder Hybridautos sowie zwölf SUVs. Im Herbst wird das zweite Fahrzeug der vollelektrischen ID-Reihe erwartet - ebenfalls ein SUV: Der ID Next folgt auf den Kompaktwagen ID.3, dessen Fertigung kürzlich anlief.
"Mittlerweile ist weltweit jeder dritte Volkswagen ein SUV", sagte Brandstätter. Der oft kritisierte Fahrzeugtyp bleibe nötig, um den Wandel zur E-Mobilität finanzieren zu können, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess in der ARD-Sendung "Maischberger - die Woche". Und ein Ende des Verbrennungsmotors sei erst in etwa 20 Jahren realistisch: "Um 2050 CO2-neutral zu werden, müssen wir 2040 auslaufen."
Fortschritte macht Volkswagen nach eigenen Angaben beim neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP. Das Thema habe man "in diesem Jahr gut in den Griff bekommen", sagte Brandstätter. 2018 hatte es hier wegen Verzögerungen bei der Umstellung erhebliche Probleme gegeben.
Ein Treiber der Gewinnentwicklung sind auch die Einsparungen durch den 2016 gestarteten "Zukunftspakt". 2,6 der 3,0 Milliarden Euro an geplanten Kostensenkungen würden bis Ende 2019 erreicht, sagte Finanzchef Arno Antlitz. Der Umbau geht mit einer "Roadmap Digitale Transformation" weiter - parallel zur Streichung Tausender Jobs entstehen neue Stellen in Bereichen wie Entwicklung eigener Software.
"Von den anvisierten 9.000 Mitarbeitern in Zukunftsthemen haben wir rund die Hälfte an Bord", berichtete Antlitz. "Die andere Hälfte werden wir in den kommenden Monaten und Jahren zuführen." Diess sagte, bis zu 20.000 Jobs dürften in den nächsten Jahren wegfallen.
Probleme bei ID.3 und Golf 8
In der ID-Reihe will VW relativ günstige E-Autos mit hinreichend großer Reichweite anbieten. Beim ersten Typ ID.3 ist zur Installation neuer Software-Systeme mehr Zeit nötig. Das "Manager-Magazin" (Donnerstag) meldete, Tausende Exemplare müssten "nachbearbeitet" werden. Die Produktionsziele sind laut VW aber nicht gefährdet.
Bei der Vorbereitung des neuen Golf 8 hatte es Berichten zufolge anfangs Probleme mit der Elektronik gegeben. VW begann "mit einer relativ flachen Anlaufkurve" in der Stückzahl. Inzwischen gelte: "Die Markteinführung in Deutschland ist wie geplant angelaufen."
Um einen deutlich höheren Anteil an Elektronik und Fahrzeug-IT künftig selbst zu entwickeln, baut Volkswagen ab dem Jahreswechsel eine neue Einheit auf. Bis 2025 soll die "Car.Software"-Organisation mit konzerninternen Experten, externen Einstellungen sowie Fachleuten aus Firmenzukäufen mehr als 10.000 Mitarbeiter umfassen.
Pro Jahr soll die gesamte Produktivität weiter um mindestens fünf Prozent zulegen. "Hier müssen wir in Zukunft noch viel stärker die hohen Produktionskosten durch Fortschritte bei der Produktivität ausgleichen", meinte Antlitz zur Lage in den deutschen Werken.
Für die operative Rendite - also den Anteil des Betriebsgewinns am Umsatz - hat die bisherige Zielmarke Bestand. "Wir können festhalten, dass wir unser Ziel von vier bis fünf Prozent für das Gesamtjahr aus heutiger Sicht erfüllen werden", sagte der Finanzchef. Die Rendite war bei der Kernmarke im Vergleich zu Wettbewerbern lange gering. Die Gewinnkraft langfristig zu erhöhen, ist ein Hauptziel von Diess. (dpa)