Mercedes-Benz-Europachef Karl Schregle hat die Notwendigkeit für die Einführung eines echten Agenturmodells bekräftigt. "Wir müssen den Vertrieb von Grund auf neu denken", sagte Schregle am Donnerstag beim IfA Branchengipfel 2023 in Nürtingen. Die zunehmende Digitalisierung, veränderte Kundenbedürfnisse sowie neue Plattformen hätten fundamentale Effekte auf das Autogeschäft. Darauf reagiere Mercedes mit dem "Vertrieb der Zukunft" (VdZ).
Schregle stellte besonders auf die einheitliche Preisstellung im neuen System ab. Sie sorge bei Kunde und Handel für Transparenz und für eine Ablösung des schädlichen Intrabrand-Wettbewerbs. Die Agenten könnten künftig ihren vollen Fokus auf die Kundenbetreuung legen. Aus Kundenperspektive soll der VdZ zu mehr Komfort durch eine nahtlose Integration von physischen und digitalen Kanälen sowie zu personalisierten Services führen. Als weitere Vorteile nannte der Manager eine bundesweite Fahrzeugverfügbarkeit und optimierte Lieferzeiten.
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Was bedeutet das für die Handelsperspektive? Schregle: "Die Agentur soll die Wettbewerbsfähigkeit und die Investitionen der Partner sichern." Er verwies auf verbesserte Kostenstrukturen in den Betrieben, da Mercedes beispielsweise das Bestandsrisiko übernehme. Durch das klare Vergütungsmodell und identische Margen bei Offline- und Online-Käufen gebe es auch eine höhere Planungssicherheit. "All das schafft Spielräume, sich stärker auf die Kundenbindung zu konzentrieren. Damit geht auch einher, dass die Bedeutung des lokalen Handelspartners zunimmt."
IfA Branchengipfel 2023
BildergalerieBedenken von Händlerseite versuchte Schregle zu zerstreuen. In den VdZ-Pilotmärkten Schweden und Großbritannien gehörten zuvor sehr skeptische Autohäuser mittlerweile zu den größten Fans des Modells. "Wir bauen in Europa auf langfristige Partnerschaften auf. Deshalb bin ich guter Dinge, dass wir die Transformation in die neue Vertriebswelt gemeinsam meistern können", betonte er.
Probleme beim E-Auto-Verkauf
Mit Blick auf die aktuelle Nachfrage-Entwicklung sagte Schregle: "Wir leben derzeit vom Auftragsbestand. Beim Eingang sind wir noch nicht auf dem Niveau des Vorjahres." In den vergangenen Monaten habe Mercedes aber aufgeholt. Und: "Es ist gerade deutlich schwerer, Elektroautos zu verkaufen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren."