Von Michael Specht/SP-X
"Wir werden bereits im ersten Quartal 2020 die 95 Gramm CO2 unterbieten", sagt Jean-Philippe Imparato, "Strafzahlungen an Brüssel? Zero." Bislang hat dies kein Autovorstand so deutlich formuliert wie der Markenchef und Generaldirektor von Peugeot. Imparato muss nach eigenen Worten auch keine klassischen Hochleistungsmodelle oder schwere SUV mit hohem CO2-Ausstoß durch elektrifizierte Versionen kompensieren. Selbst die intern genannten Performance-Versionen werden künftig ausschließlich über Plug-in-Hybridtechnik verfügen und sollen weniger als 50 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Hierzu zählen die Limousine 508, gefolgt vom 3008 und dem gänzlich neuen 308. Und – ehemalige 208-GTI-Fans müssen jetzt tapfer sein – vermutlich 2022 soll es auch vom neuen, jüngst eingeführten 208 eine Performance-Variante geben. Sie allerdings wird auf dem elektrischen Modell basieren. Ebenso dürfte es vom e-2008, Markteinführung im April, später eine leistungsgesteigerte Version in der Preisliste stehen.
Imparato setzt massiv auf Elektrifizierung und will dennoch dem Kunden die Entscheidung überlassen, welche Antriebsart am besten zu dessen Nutzungsprofil passt. Peugeot ist innerhalb des PSA-Konzerns die erste Marke, die im Pkw-Segment bereits zwei Baureihen im Portfolio hat, die als Diesel, als Benziner und als reine Elektroversion zu haben sind: der Kleinwagen 208 und dessen SUV-Derivat 2008. Beide basieren auf der konzernweit eingesetzten CMP-Architektur, die E-Varianten haben 50-kWh-Batterien und schaffen Reichweiten von über 300 Kilometer.
Peugeot kalkuliert mit recht hohen E-Quoten beim Absatz. Schon kurz nach Öffnung der Orderbücher verzeichnete man beim 208 einen Elektro-Anteil von über 15 Prozent. Laut Anne-Lise Richard, bei Peugeot die Leiterin für Elektromobilität, liegen nach vier Jahren und 60.000 Kilometern die TCU (Total Cost of Usage), also die kompletten Kosten für den Autobesitzer, zwischen einem e-208 oder e-2008 und einem vergleichbar ausgestatteten und ähnlich starken Benzin-Pendant gleichauf. "Dies könnte auch für Flottenbetreiber interessant werden", so Richard.
Peugeot e-208 (2020) Fahrbericht
BildergalerieBei den Plug-in-Hybriden, sie sind für alle größeren Modelle vorgesehen, nutzt Peugeot schon seit Längerem die EMP2-Architektur. Dieser Tage wird das Topmodell 508 zum Teilzeitstromer und später im Jahr auch als Plug-in-Performance-Version zu haben sein, mit Allradantrieb und 400 PS Systemleistung. Gleiches hat Peugeot mit dem Mittelklasse-SUV 3008 vor. Lediglich der 5008 dürfte bis zum Ende seines Lebenszyklus konventionell angetrieben bleiben. Sein siebensitziges Package lässt nicht genügend Platz für die Batterien. Erst der Nachfolger, Debüt vermutlich 2023, bringt die Voraussetzungen für einen Plug-in-Hybrid mit sich.
Als technische Herausforderung gilt der 2021 erscheinende 308. Er fährt in der Golf-Klasse und basiert auf der EMP2-Architektur, was bedeuten würde, es gäbe zu Diesel und Benziner lediglich eine Plug-in-Variante. Allerdings ließe sich ebenso die e-CMP-Plattform noch bis ins C-Segment strecken, so dass der 308 auch als reines batterieelektrisches Modell angeboten werden könnte. Mittlerweile ist der Werdegang des 308 besiegelt. Für welche Lösung man sich entschieden hat, wollte Jean-Philippe Imparato allerdings noch nicht verraten.
Elektrisch ebenso stark engagiert wie im Pkw-Segment ist Peugeot bei den leichten Nutzfahrzeugen (LCV = Light Commercial Vehicles). Der derzeitige Kleinlieferwagen Partner fährt bereits mit Strom. Die restlichen Modelle, das sind Boxer, Expert und Traveller, werden sämtlich ab diesem Jahr mit Elektroantrieb ausgerüstet sein. Sie bieten damit Gewerbetreibenden künftig die Möglichkeit, ihr Business weiterhin im innerstädtischen Bereich oder in für Verbrennungsmotoren gesperrten Umweltzonen zu betreiben. Auf der Warteliste für 2021 steht zudem der neue e-Partner. Gut möglich, dass Peugeot zeitgleich auch die Pkw-Variante Rifter unter Strom setzt.