Von Michael Gebhardt/SP-X
Neue Automarken sind in der letzten Zeit einige gegründet worden, vor allem im Sportwagen- und Elektrobereich tun sich immer wieder frische Unternehmen auf – mit mehr oder weniger nachhaltigem Erfolg. Auch der chinesische Geely-Konzern, zudem unter anderem auch Volvo gehört, hat vergangenes Jahr mit einer neuen Marke von sich hören lassen, und gleich aus zwei Gründen Aufmerksamkeit erregt: Zum einen klingt der Name Lynk & Co doch ein wenig holprig, zum anderen ist das erste, Ende 2016 enthüllte Modell durchaus ungewöhnlich gezeichnet. Auf der Autoshow in Shanghai legen die Chinesen jetzt mit einer neuen Studie nach.
Während das SUV 01, das nicht wenige Betrachter an einen – zugegeben etwas verunstalteten – Porsche Macan erinnert, inzwischen serienfertig ist, steht die ebenfalls auf der Auto Shanghai gezeigte Limousine noch als Concept Car im Rampenlicht auf der Messebühne. Anders als anfangs vermutet, zählt Lynk & Co bei der Namensgebung nicht weiter, sondern betitelt die Mittelklasselimousine als 03. Allerdings soll die Lücke zwischen den beiden noch gefüllt werden. Insgesamt plant die Marke in nächster Zukunft acht Modelle auf den Markt zu bringen, jedes Jahr eins.
Optisch hält sie sich der 03 an das, was der 01 vorgegeben hat. Auch bei dem klassischen Stufenheck-Modell sind die Scheinwerfer Porsche-typisch hoch angesetzt, der Kühlergrill zieht sich über die gesamte Frontbreite, und die Heckleuchten haben eine gewisse Schwere. Genauso übernimmt die Limousine viel vom nun in Shanghai erstmals zu sehenden Interieur des 01. Die Mittelkonsole dominiert hier wie da ein großer Touchscreen, Schalter und Tasten gibt es nur wenige und hinter dem Lenkrad leuchten digitale Instrumente. Die Verarbeitung wirkt weitgehend gut, allerdings verwenden die Chinesen an vielen Stellen doch recht unschönes Hartplastik.
Bewährte Qualität, hoher Sicherheitsstandard
Spannend wird es unter dem Blech: Wie der 01 nutzt auch der ebenfalls in Schweden entwickelte 03 Volvo-Technik, genauer gesagt die CMA-Plattform, auf der künftig auch die S40-, V40- und XC40-Modelle aufbauen werden. Das garantiert dem Newcomer zum einen bewährte Qualität, zum anderen hohe Sicherheits-Standards; ein Punkt, mit dem viele chinesische Hersteller in der letzten Zeit immer wieder Probleme hatten. Ob der extrovertiert gestaltete 03 allerdings ein Design-Ausblick auf die neue Volvo-Limousine sein könnte, sei dahingestellt. Dass sich Lynk & Co auch motorenseitig am Regal der Schweden bedient, überrascht nicht. Zwar gibt es noch keine konkreten Angaben, doch da Volvo seine Triebwerkspalette ziemlich reduziert hat, werden auch im 01 und 03 die bekannten 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder Einzug halten; geplant sind aber auch Hybrid-Modelle und reine Elektro-Varianten.
Großen Wert legt der neue Marken-Chef Alain Visser auf die Konnektivität: Die Lynk & Co-Modelle sollen einmal mehr ein Smartphone auf Rädern sein und dank einer eigens entwickelten App auch miteinander kommunizieren, um sich so zum Beispiel über die Verkehrslage auszutauschen. Auch das Verleihen des Wagens an Freunde, Bekannte oder sogar Fremde soll über eine eingebaute Funktion, ähnlich wie bei den Carsharing-Diensten Car2Go oder DriveNow, möglich sein.
Verkauft werden soll der Lynk & Co 01 Ende 2017 zunächst in China, wo die Marke in rund einhundert Großstädten startet und mit einem einfachen Preismodell neue Wege gehen will. Statt vieler Optionen, hat der Kunde nur die Wahl zwischen mehreren Ausstattungslinien, extra bestellbare Sonderausstattungen gibt es aber nicht. Sämtliche Konnektivitätsdienste sollen außerdem im Preis inbegriffen sein. Und: Die Volvo-Schwester verspricht Neuwagenkäufern eine lebenslange Garantie. Ob dieses Angebot in Deutschland auch gilt, wissen wir frühestens in zwei Jahren. Erst Ende 2019 will Lynk & Co auch den europäischen Markt erobern. Schon jetzt steht aber fest, dass es keine klassischen Händler geben wird. Viel mehr setzt Lynk & Co, neben dem Online-Handel, auf kleine Showrooms und Verkaufsräume zum Beispiel in Einkaufszentren. Den Service für die Lynk-Modelle sollen die Volvo-Händler übernehmen.