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Auto Shanghai 2017: Zu Besuch bei chinesischen Autobauern

20.04.2017 12:11 Uhr
Landwind hat den Range Rover Evoque nachgebaut.
© Foto: Michael Gebhardt/SP-X

Auf der Auto Shanghai stellen nicht nur Mercedes und Co. ihre Neuheiten aus. Auch zahlreiche chinesische Autobauer präsentieren sich auf einer der größten Fachschauen weltweit. Viele davon sind bei uns gänzlich unbekannt.

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Von Michael Gebhardt/SP-X

Die Automesse in Shanghai zählt zu den größten der Welt. Ende April markiert sie alle zwei Jahre den vorläufigen Höhepunkt des Messejahres, bis es schließlich im Herbst in Frankfurt oder Paris wieder weitergeht. Hier haben die Hersteller ein letztes Mal vor der Sommerpause die Gelegenheit, dem Fachpublikum ihre Weltpremieren zu zeigen und den interessierten Kunden die neuesten Modelle zu vorzuführen. Mercedes nutzte die Bühne für das S-Klasse Facelift und eine A-Klasse Studie, BMW zeigte den für den chinesischen Markt verlängerten 5er und das M4 Topmodell CS und VW, Audi und Skoda stellten mit I.D. Crozz, E-Tron Sportback und Vision E ein Elektro-Studien-Trio mit ähnlicher Technik vor. Vor allem für uns Europäer bietet die Messe neben der üblichen Neuheitenschau allerdings noch etwas ganz Besonderes: Die Möglichkeit, in eine Automobilwelt einzutauchen, in der wir mitunter noch nicht mal die Markennamen kennen.

Diese Parallelwelt der asiatischen Hersteller ist keine kleine, mitunter sind die Stände von Zotye, Hanteng, Trumpchi, Wey, Hongqi und Co. größer als die Ausstellungsflächen von VW oder Audi. Und egal, was dort auch gezeigt wird – für europäische Augen ist fast alles eine Neuheit, über die sich zu informieren gar nicht so leicht ist. Meist scheitert es an der Sprachbarriere. Infomaterial auf Englisch ist nur selten zu bekommen. So bleibt einem also oft nur übrig, sich auf die eigenen Augen zu verlassen. Und die sehen vor allem eins, nämlich SUV. Egal, wo man hinblickt, keiner der chinesischen Hersteller kommt mehr ohne die hochbauenden Pseudo-Offroader aus. Während die Asiaten früher allerdings Großmeister im abkupfern deutscher Premium-Designs waren, setzen sich langsam individuelle Designs durch. Oder anders gesagt: Da auch bei uns die Autos immer ähnlicher werden, fallen die Chinesen nicht mehr so deutlich als Plagiat auf.

Klar, die Eins-zu-Eins-Kopien gibt es immer noch, man denke nur an das Paradebeispiel Land Wind, die den Land Rover Evoque nahezu perfekt kopiert haben, inklusive des Markennamens auf der Motorhaube. Auch Lifan hält sich ziemlich originalgetreu an den Ford S-Max, und BAIC, Mercedes’ Kooperationspartner in China, scheut nicht davor, eine ziemlich gute G-Klasse-Kopie gleich neben dem Daimler-Stand zu zeigen. In Summe aber ist die Zeit der Raubkopien vorbei. Wirklich eigenständig sind die Modelle aber dennoch nicht: Würde man Hyundai, Mazda oder Nissan drauf schrauben, würden es die meisten auch glauben.

Innenraumdesign und Qualität verbessert

Deutlich nachgelegt haben die Hersteller aus dem Reich der Mitte in Sachen Innenraum und Qualität. Hier und da findet sich noch ein Modell, aus dem einem gleich ein unangenehmer Plastegeruch entegegenschwappt, sobald man die Tür öffnet. Doch das Gros der gezeigten Autos ist inzwischen ordentlich verarbeitet und mit guten Materialien ausgestattet. Und auch die Haptik passt. Das fängt bei angenehm anzufassenden Oberflächen an, und hört bei satt ins Schloss fallenden Türen auf. Gestalterisch setzen auch die Chinesen auf große Touchscreens, für Asien erstaunlich wenig Knöpfe und immer häufiger auch volldigitale Instrumente. Das ist auch nötig, wollen sie zukünftig auch in Europa erfolgreich sein – wie zum Beispiel Lynk & Co, die als Volvo-Schwestermarke gleich ganz auf schwedische Technik setzen.

Deutlich die Nase vorn haben die chinesischen Hersteller schon jetzt beim Antrieb, zumindest beim E-Antrieb. Während man die grünen Autos in Genf, auf der IAA oder in Detroit mit wenigen Händen durchzählen kann, findet sich in Shanghai kaum ein Stand, an dem sich nicht mehrere Elektroautos oder zumindest Plug-in-Hybride tummeln. Dass in China im vergangenen Jahr über 300.000 E-Autos verkauft wurden, hat aber nicht nur mit der ausgesprochen Umweltfreundlichkeit der Bürger zu tun. Es ist schlichtweg viel einfacher, ein E-Auto zuzulassen. Für einen Verbrenner muss man, wenn man sein altes Auto nicht vorher abgibt, an einer Kennzeichen-Lotterie teilnehmen – mit einer Gewinnchance von nur vier Prozent in Shanghai und weniger als einem Prozent in Peking. E-Autos und Plug-in-Hybride, die bestimmte Kriterien erfüllen, kann man dagegen jederzeit anmelden.

E-Highlights auf der Messe

Neben den ganzen Brot-und-Butterstromern warten auch ein paar ganz besondere E-Highlights auf der Messe auf: Da ist zum einen der Qoros K EV, eine schnittige, 870 PS starke Elektro-Studie, die in 2,7 Sekunden auf Tempo 100 schnellen und bis zu 260 km/h schaffen soll. Trotz allem soll die Energie für über 500 Kilometer reichen. Auch NextEV, die erst kürzlich mit ihrem E-Flitzer EP8 auf der Nordschleife einen neuen Rekord aufgestellt haben, lassen sich nicht lumpen. Sie zeigen mit dem Nio ES8 eine siebensitzige SUV-Studie, die rein elektrisch bis zu sieben Leute transportieren kann. Allein diese Daten machen klar, wer der erklärte Gegner ist: Das Tesla Model X.

Und dann feiert auch noch ein alter Bekannter mit einer E-Studie eine Art Comeback: MG, die zusammen mit ihrer Mutter Rover – jetzt Roewe – schon vor langem in chinesische Hand übergegangen sind, sollte immer wieder auf den europäischen Markt zurückkehren, bislang jedoch ohne Erfolg. Das könnte sich mit dem E-Motion allerdings ändern. So uninspiriert der Name für eine Elektro-Studie sein mag, so elegant kommt das Sportcoupé daher. Zugegeben, die Front erinnert ein bisschen deutlich an Mazda, aber mit dem sinnigen Heck haben die Designer diese Nachlässigkeit wieder wettgemacht. Im Datenblatt stehen auch hier rund 500 Kilometer Reichweite. Das ist ordentlich, aber ob das genügt, um nach Europa zu kommen, werden wir erst in den nächsten Jahren sehen.


Auto Shanghai 2017

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