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Automesse in Shanghai: Autobauer wollen China-Geschäft ausbauen

19.04.2017 14:10 Uhr
Hubertus Troska
Daimlers China-Vorstand Hubertus Troska führt Gespräche mit Uber-Konkurrenten Didi Chuxing.
© Foto: Daimler

China will strenge Abgasregeln und Quoten für Elektroautos einführen. Die Deutschen Autobauer zwingt das zum Umdenken. Langsam arrangieren sie sich mit den neuen Gegebenheiten auf ihrem größten Absatzmarkt.

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Die deutschen Autobauer sehen sich trotz unklarer künftiger Umweltauflagen in China in einer guten Ausgangslage. Vor allem dank großer Stadtgeländewagen (SUV), nach denen die Nachfrage in China rasant wächst, verdienen die Oberklassehersteller Mercedes, BMW und Audi in der zweitgrößten Volkswirtschaft derzeit gutes Geld. Doch wie es mit den Umweltvorgaben auf dem wichtigsten Markt der Konzerne weitergeht, ist durch die Behörden noch nicht abschließend entschieden. "Wir können in diese Transformation aus einer Position der Stärke heraus hineingehen", zeigte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche am Mittwoch zum Auftakt der Automesse in Shanghai dennoch zuversichtlich.

Diskutiert wird in Peking noch über Details der künftigen Regelungen, darunter eine Quote für die Produktion von Autos mit elektrischen Antrieben. Geplant ist ein Punktesystem, in dem sich die Hersteller abgasärmere Autos mit Hybrid- und rein batteriebetriebenen Motoren anrechnen können. Je mehr reichweitenstarke, elektrifizierte Antriebe verkauft werden, umso mehr Autos darf ein Hersteller auch mit Verbrennermotoren auf den Markt bringen. Die strenge Quote könnte nach derzeitigem Stand bereits im kommenden Jahr in Kraft treten.

Die geplanten Gesetze seien allerdings scheinbar in Überarbeitung, sagte Volkswagens China-Chef Jochem Heizmann. VW-Chef Matthias Müller attestierte den chinesischen Behörden ein teils "forscheres" Herangehen an Umweltthemen als anderswo. Dass überhaupt noch diskutiert wird, verdankt man wohl auch dem Wirken der deutschen Bundesregierung. "Ich gehe mal davon aus, dass die politische Diskussionen zwischen Deutschland und China hilfreich waren", sagte Heizmann in Shanghai.

Gespräche mit weiteren Partnern

Doch selbst wenn die Vorschriften nicht wie erhofft aufgeweicht werden, sehen sich die Autobauer gerüstet. Es sei eine Herausforderung, aber man sei "in der Lage, den Plan zu erfüllen", hieß es am Mittwoch bei Audi. Neben der geplanten Produktionsquote für E-Autos sind weitere strikte Regeln geplant. Spätestens 2021 soll das weltweit schärfste Abgasregime landesweit Geltung haben, die Regelungen könnten aber in einigen smoggeplagten Megastädte Chinas auch deutlich eher greifen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche will die schärferen Emissions-Regeln im Land auch für den Dax-Konzern nutzen. Daimler sei flexibel aufgestellt und werde Batterie-Fahrzeuge auch in den Werken produzieren, in denen bislang Verbrenner gebaut würden, sagte er. Der Fortschritt bei Elektroautos sei wie "die berühmte Ketchup-Flasche, von der man nicht weiß, wann sie kommt und wie viel". Bis 2025 schätzt der Konzern den Anteil elektrisch betriebener Autos an seinen verkauften Fahrzeugen auf 15 bis 25 Prozent.

Zudem führt Daimler Gespräche mit dem chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing. Das Unternehmen ist in dem Land der wichtigste Anbieter von taxiähnlichen sogenannten Ride-Hailing-Diensten, die mit einer Smartphone-App bestellt und bezahlt werden können. Eine Daimler-Sprecherin sagte, dass sich die Verhandlungen unter anderem mit Didi in einem frühen Stadium befänden. Auch der Volkswagen-Konzern ist laut Heizmann weiter "in intensiven Gesprächen" mit dem Dienst.

BMW wirbt für staatliche Unterstützung

BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson warb bei der Automesse für weitere staatliche Unterstützung von Elektroantrieben. "Länder, in denen es Anreize gibt, werden diese Entwicklung vorantreiben", sagte er. Auch der nach Antragszahlen bislang eher erfolglosen Kaufprämie für E-Autos in Deutschland kann Robertson Positives abgewinnen. Die Verkäufe der BMW-Elektromodelle hätten dadurch Rückenwind erhalten.

In China will BMW bei den Absatzzahlen in Schwung bleiben. Aktuell strebe der Konzern für 2017 ein Verkaufsplus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich wie im ersten Quartal an. Von Januar bis März hatte BMW in dem Land gut zwölf Prozent mehr Fahrzeuge abgesetzt.

Markt für Oberklasse-Autos wächst

Insgesamt sehen die deutschen Autobauer in China mit Optimismus in die Zukunft. Nach Einschätzung von Audi-Chef Rupert Stadler werde der Markt für Oberklasse-Autos in den kommenden Jahren weiter zulegen. "Wir werden ein signifikantes Wachstum sehen", sagte Stadler. Weil der Wohlstand in China steige, könnten die Verkäufe der Oberklasse-Hersteller innerhalb von zehn Jahren von heute rund 2,1 auf drei Millionen Fahrzeuge pro Jahr steigen.

Mit einer kurzfristigen Prognose für das China-Geschäft im laufenden Jahr hielt sich der Audi-Chef zurück. "Wir werden sehen, wie stark wir beschleunigen können." Die VW-Tochter hatte sich durch den Aufbau einer zweiten Vertriebsschiene mit dem Partner SAIC in Shanghai Ärger mit dem bestehenden Händlernetz eingebrockt. Die bisherigen Händler hielten sich aus Protest zurück, was das China-Geschäft belastete. Die größten Konfliktpunkte seien jedoch beigelegt, daher könne wieder mit einem anziehenden Geschäft gerechnet werden, sagte Audi-Chef Rupert Stadler. (dpa)

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