Man muss es Tesla lassen, der Autobauer ist ein Meister der Inszenierung und des richtigen Timings. Die Kursrallye hat die Aktien der Musk-Firma brutal gepusht. Dabei sind definitiv Rekorde gefallen, würde meine Sportuhr jetzt melden. Coup Nummer 1: Das Modell 3 ist das einzige Auto, das bei Tesla richtig läuft (S und X sind veraltet) und dennoch stürmte man mit rund 24.500 Exemplaren die europäische Zulassungsstatistik im September. Während die "Großen" mit Lieferproblemen zu kämpfen haben. Gratulation! Keine Frage, das Auto ist gut, dennoch hat das auch etwas mit den Zulassungen zur richtigen Zeit zu tun. Coup Nummer 2: Hertz, gerade der Insolvenz entflohen, kauft bis zum nächsten Jahr 100.000 Stromer aus Kalifornien. Analysten sprechen von einem Megadeal. Das ist zweifellos eine anständige Anzahl. Allerdings beläuft sich der Rental-Car-Markt in Deutschland in einem normalen Jahr auf über 300.000 Autos. In den USA geht es jährlich um Millionen von Vermietfahrzeugen. Das Thema Restwerte bei derartigen Deals wollen wir jetzt nicht vertiefen. Allerdings könnten andere gar nicht liefern.
Volle Chiplager und gute Schlagzeilen
Dafür muss sich der E-Mobil-Pionier weder mit einem Betriebsrat noch mit der Einführung neuer Vertriebsmodelle oder mit Fusionen und der Positionierung von diversen Marken beschäftigen. Außerdem scheint sein Chiplager voll zu sein. Dass die Autos ausschließlich über das Internet vermarktet werden, macht die Sache dann aber ziemlich unheimlich. Auch auf dem deutschen Markt hat Tesla im September einen schlagzeilenstarken Hauptpreis gezogen. Platz 1 bei den E-Mobilen mit 6.828 Zulassungen und Platz 2 hinter dem Golf über alle Modelle. So produziert man also Verkaufsschlager. Auf den weiteren Plätzen Corsa, Fiat 500 und 3er-Reihe. Auf Platz 17 kommt mit dem Seat Leon erst das erste Fahrzeug aus dem VW-Konzern, das kein VW-Zeichen trägt. Tesla hat per September in Deutschland knapp 26.000 Autos neu auf die Straße gebracht – Marktanteil 1,3 Prozent knapp hinter Mitsubishi und Dacia. Mit 18.000 Zulassung im Privatmarkt und 6.500 bei den relevanten Flotten.
Steuergeld befeuert Elektro-Boom
Die deutschen Steuerzahler dürfen sich übrigens auch im Tesla-Erfolg sonnen. Schließlich sorgen sie mit hohen Millionen-Subventionen in die Elektromobilität für den Absatz der "Cable Cars". Das gilt für die anderen genauso und ist kein Privileg von Tesla. So hat der Marktführer Volkswagen in diesem Jahr rund 53.000 BEV zulassen können. Das ist doch gar nicht so schlecht für einen Autobauer, der die Elektromobilität angeblich verschlafen hat.
Unabhängig vom Gerangel um Rekordzahlen sind die Aussichten im Fahrzeuggeschäft für das kommende Jahr nicht rosig. Auch im Oktober hat sich das Lieferdesaster aufgrund der fehlenden Halbleiter verschärft. Allerdings entspricht die schwache Auslieferung keinesfalls der Nachfrage. Die Lagerbestände hat man weitgehend abgebaut und die Lieferzeiten sind zu lang. Die Experten rechnen mit mindestens 400.000 Autos, die heuer neu weniger verkauft werden sollen.