Schaeffler hat dank kräftig wachsender Nachfrage aus der Autobranche und der Industrie die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen. Dennoch belasten die Folgen der Übernahme des dreimal größeren Autozulieferers Continental noch immer deutlich das Ergebnis des Unternehmens, das nach dem dramatischen Wirtschaftskrimi unter einem milliardenschweren Schuldenberg ächzt. Die Zusammenarbeit mit Conti will Schaeffler weiter ausbauen – wann es tatsächlich zu der angestrebten Fusion kommt, ließ Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger am Mittwoch aber weiter offen. Das Unternehmen stellte erstmals detaillierte Geschäftszahlen vor.
"Natürlich wollen wir einen Zusammenschluss der Unternehmen", bekräftigte Geißinger. Doch gebe es dafür ausreichend Zeit. Denkbar sei etwa ein Zusammenschluss Ende 2011 – doch ob und in welcher Form ein solches Projekt umgesetzt werde, sei derzeit kein Thema. Vorrang habe zunächst die Zusammenarbeit mit Conti bei technischen Projekten.
Für die ersten sechs Monate steht in den Büchern der Schaeffler-Gruppe unterm Strich ein Verlust von 260 Millionen Euro, nachdem das Minus im ersten Halbjahr 2009 noch rund 625 Millionen Euro betrug. 2009 hatte das Unternehmen deutlich unter den Folgen der Krise gelitten, der Umsatz ging auf 7,3 Milliarden Euro zurück. Schaeffler beschäftigt weltweit rund 64.000 Menschen, Continental rund 143.000.
"Finanzierungsituation hat sich deutlich entspannt"
Nach der Conti-Übernahme lastet auf der Schaeffler-Gruppe ein Schuldenberg von 5,9 Milliarden Euro, zu Jahresbeginn waren es noch rund 200 Millionen Euro mehr. "Unsere Finanzierungssituation hat sich im ersten Halbjahr deutlich entspannt. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Nettoverschuldung weiter reduzieren", sagte Finanzchef Klaus Rosenfeld. Weitere Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe liegen aber bei der übergeordneten Holding, auch Conti ist hoch verschuldet. Details zu der Schuldenstruktur der Holding nannte Geißinger nicht.
Um an Gelder von Investoren zu kommen, hatte sich Schaeffler in diesem Jahr in eine Kapitalgesellschaft gewandelt und im Zuge dieser Veränderung auch die Schulden von rund zwölf Milliarden Euro aufgeteilt. Die neue Schaeffler-Gruppe, die als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) firmiert, vereint die Marken LUK, INA und FAG unter ihrem Dach und hält rund 42 Prozent an Continental. Die übrigen Anteile liegen über ein Bankenkonstrukt bei der Holding.
Operativ konnte Schaeffler deutlich zulegen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) wuchs kräftig von 108 auf 739 Millionen Euro, der Umsatz kletterte bis Ende Juni um mehr als 30 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. "Wir sehen die Krise als deutlich überwunden an", sagte Geißinger. Für das Gesamtjahr rechnet er mit einem Umsatz von deutlich mehr als acht Milliarden Euro. Die EBIT-Marge, die das Verhältnis von Umsatz zum Gewinn ausdrückt, solle rund zehn Prozent betragen. Damit dürfte das Umsatz das Ergebnis vor Zinsen und Steuern mindestens 800 Millionen Euro betragen. (dpa)
Karl Schuler