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Führungsstreit beendet: VW muss wichtige Weichen stellen

27.04.2015 15:23 Uhr

Nach dem Machtkampf ist vor den Fragen: Wer rückt an die Spitze des Aufsichtsrats, wer übernimmt die zwei leeren Plätze in dem Gremium? Und vor allem: Was macht Ferdinand Piëch mit seinen VW-Anteilen?

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Nach dem Abgang von Patriarch Ferdinand Piëch stehen bei Volkswagen weitreichende Entscheidungen an. Für den 78-Jährigen muss ein Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats gefunden werden, außerdem ist der Platz seiner Frau Ursula in dem Gremium nun leer. Schlägt jetzt die Stunde von Martin Winterkorn, der vor dem Angriff durch Piëch als dessen ausgemachter Nachfolger an der Aufsichtsratsspitze galt? Oder kommt der Neue aus dem Kreis der Großaktionäre Piëch und Porsche? Oder wird es jemand von außen?

Für den Aktionärsschützer Ulrich Hocker bietet sich die Chance für eine Verjüngungskur. "Jetzt wäre es an der Zeit, dass Martin Winterkorn den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt und in der Geschäftsführung ein Generationswechsel stattfindet", sagte der Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der Deutschen Presse-Agentur. Vor der Hauptversammlung am 5. Mai in Hannover erwartet Hocker hierzu aber keine Entscheidungen.

Das Aktionärstreffen wird Ex-IG-Metall-Chef Berthold Huber als kommissarischer Chefaufseher leiten. "Er hat dabei die ausdrückliche Unterstützung der Anteilseigner", hatte Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) erklärt.

Auto-Analyst Max Warburton von Bernstein Research rechnet ebenfalls mit einem Aufstieg Winterkorns in das Kontrollgremium. Unter einem neuen Konzernchef könne dann die künftige Struktur für den zweitgrößten Autobauer der Welt festgezurrt werden.

Müller als Übergangslösung?

Als potenziellen Winterkorn-Nachfolger an der Vorstandsspitze soll schon Piëch Porsche-Chef Matthias Müller favorisiert haben. Der 61-Jährige könnte als Übergangslösung einspringen, bevor die nächste Generation von Managern das Ruder übernimmt.

Während für die VW-Chefrolle eine Reihe von Kandidaten gehandelt werden, könnte die Suche nach neuen Gesichtern im Aufsichtsrat schwieriger werden. Selbst wenn Winterkorn dort auf Piëch folgen sollte, müsste noch der Platz von Ehefrau Ursula nachbesetzt werden. Zudem steht die Neubesetzung unter den Vorzeichen der nahenden Frauenquote für Aufsichtsräte. Nach dem Ausscheiden von Ursula Piëch sitzen in dem Gremium nun nur noch zwei Frauen.

Der Piëch-Biograph Wolfgang Fürweger sieht wenige Kandidaten für die Nachfolgefrage: "Die beiden Namen, die in Salzburg als mögliche Nachfolger genannt werden, sind Josef Ahorner und Florian Piëch", sagte er. Ahorner ist der Sohn von Piëchs verstorbener Schwester Louise, Florian das Kind von Piëchs älterem Bruder Ernst. Seine Berufung wäre aus Fürwegers Sicht allerdings eine Überraschung, weil sein Familienzweig keine Anteile mehr an der Porsche-Dachgesellschaft PSE hält, die das Machtzentrum bei der Kontrolle von VW darstellt.

Bleibt Piëch Eigner?

Könnte sich bald auch der gestürzte VW-Übervater von Anteilen trennen? Fürweger sieht dies als "Kardinalfrage". Nachdem der Porsche-Enkel das Vertrauen in Vorstandschef Winterkorn verloren und nach dem eigenen Abgang auch keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung habe, sei ein kompletter Abschied von VW nicht auszuschließen.

In solchen Gedankenspielen steckt eine Menge Sprengkraft. Daher beteuerte Piëch-Cousin Wolfgang Porsche als Aufsichtsratschef des VW-Großeigners PSE schon, die Familien stünden langfristig zu VW. "Wir werden weiterhin mit großer Loyalität unsere Verantwortung als Großaktionär für den Volkswagen-Konzern und seine 600.000 Mitarbeiter wahrnehmen", ließ er am Sonntag mitteilen.

Die PSE, die in den Händen der Familien Porsche und Piëch liegt, besitzt 50,7 Prozent der VW-Stammaktien. Im Gegensatz zu den im Dax notierten Vorzugsaktien haben diese Papiere ein Stimmrecht. An der PSE-Holding wiederum hält Ferdinand Piëch gut 13 Prozent der Stammaktien - auch dort gibt es neben den Stammaktien weitere Vorzugsaktien ohne Stimmrecht.

Gemessen am Börsenwert der Porsche SE von zuletzt knapp 27 Milliarden Euro haben Piëchs Anteile damit einen Wert von knapp 1,8 Milliarden Euro. Die Eigentümer-Familien Porsche und Piëch haben ein Vorkaufsrecht, wenn ein Familienmitglied Anteile versilbern will.

Die Börse zeigte sich von Piëchs Abschied nicht bestürzt, sondern setzt auf neue Impulse ohne den bisher allmächtig scheinenden Übervater. Während der Dax am Mittag leicht im Minus lag, legten die VW-Vorzugsaktien um rund drei Prozent zu. Sie hatten seit Beginn des Machtkampfs vor gut zwei Wochen in der Spitze zehn Prozent verloren.

Kata will Fluglinien-Chef

Eine Aufsichtsratspersonalie ist derweil schon bekannt: Der VW-Großaktionär Katar plant eine Neubesetzung für eines seiner zwei Mandate. Das Emirat, das 17 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen hält, will den Chef des Luftfahrtkonzerns Qatar Airways, Akbar Al Baker, ins Kontrollgremium der Wolfsburger entsenden. Das geht aus den jüngsten Unterlagen für die geplante Hauptversammlung hervor. Zuvor hatte es noch geheißen, dass der Militärwissenschaftler und Luftwaffenpilot Sheikh Abdullah Bin Mohammed Bin Saud Al Thani VW-Aufsichtsrat werden solle. Dieser habe aber inzwischen wegen anderer, unerwarteter Aufgaben umplanen müssen, hieß es. Al Baker soll den bisherigen Katar-Aufsichtsrat Ahmad Al Sayed ersetzen. (dpa)

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KOMMENTARE


Jörg Herrmann

27.04.2015 - 17:03 Uhr

Wahrscheinlich verkauft Herr Piech seine Anteile in den Nahen oder Fernen Osten? Und macht noch einmal Kassensturz!


Frank Fehling

27.04.2015 - 23:17 Uhr

VW wird jetzt leiden müssen.Ob Herr Berthold Huber der richtige Mann ist für den Chefsessel (kommissarisch),bezweifle ich sehr.Die Gewerkschaften haben in der Vergangenheit einige Unternehmen an die Wand gefahren.Das ist ein falsches Signal.Ein absoluter Branchenkenner (Oberchefsessel) muss jetzt den VW Konzern helfen,ansonsten droht ein Chaos.Dieser Oberaufseher muss die anderen Fahrzeugmärkte (außerhalb Europas) kennen, um dort die Marke "VW" profitabler zu vermarkten.Wenn VW in den nächsten Jahren vor hat den Weltmarktführer Toyota von Platz 1 zu verdrängen, dann muss der neue Oberaufseher sehr vieles bewegen können um noch bessere Renditen zu erzielen und mehr Autos verkaufen um Toyota zu überholen.Auch die Verkäufer von den werkseigenen Autohäusern einen Extrasbonus zu gewähren und nicht nur den Mitarbeiter im Werk,denn die Verkäufer sind diejenigen die die Marktanteile für VW erzielen.Darüber muss der zukünftige Oberchefaufseher auch nach denkenAuch die Inhabergeführten Autohäuser,die die Marke VW vertreiben,müssen auch zusätzlich belohnt werden.Schließlich gehen die ein sehr hohes Risiko ein.Es muss unbedingt über ein neues lukratives Margensystem für den Vertrieb nachgedacht werden. Dieses muss dem neuen Oberchefaufseher auch bewußt sein.Die Autohäuser verdienen das Geld für VW und nicht umgekehrt.


Bernd Schmitt

29.04.2015 - 11:41 Uhr

Dieser Führungsstreit in der Öffentlichkeit war überflüssig; aber wohl so gewollt. Letztendlich wird und wurde viel Energie gebraucht. Eine Ausrichtung auf die nächsten 5 Jahre ist dringend anzuraten. Letztendlich ist es die Strategie, aus dem ganzen Konzern mit den unterschiedlichsten Marken eine " Einheit" zu formen. Nur durch Kommunikation der einzelnen Unternehmen ist eine bestmögliche Synergie zu erreichen und damit das Ziel: Stückzahl- Rendite.Ich wünsche bei der Umsetzung viel Erfolg.B.Schmitt


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