Der Autobauer Ford kommt bei seinem Sparprogramm voran. Zum Jahresende werde der Personalbestand in Deutschland im Vergleich zu Anfang 2019 um 4.900 auf knapp 20.000 reduziert sein, sagte der Betriebsratschef von Ford Europa, Martin Hennig, der Deutschen Presse-Agentur. In Köln verblieben dann mehr als 15.000 Mitarbeiter und im saarländischen Saarlouis 4.500. Hinzu kommt noch ein Entwicklungszentrum in Aachen mit circa 200 Beschäftigten. "Der Arbeitsplatzabbau ist schmerzhaft, aber mit Blick auf die Gesamtsituation haben wir das vernünftig hinbekommen."
Die Corona-Krise wird nach Angaben des Managements tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. "Ohne genaue Zahlen zu nennen, kostet der Corona-Effekt Ford in Europa mehrere Milliarden Euro", sagte Ford-Deutschlandchef Gunnar Herrmann dem 'Kölner Stadt-Anzeiger' (Samstag). "Wenn wir den Stand November nehmen, so verzeichnen wir im Corona-Jahr 2020 das niedrigste Produktionsvolumen seit 45 Jahren", sagte er.
Ford hat in Deutschland eine lange Tradition, seit neun Jahrzehnten stellt das US-Unternehmen Autos in Köln her. Doch schon seit längerem ist der ganze Konzern unter Druck, 2019 wurde ein Umstrukturierungsprogramm eingeleitet. Im selben Jahr konnte der operative Jahresverlust in Europa zwar deutlich reduziert werden, die Corona-Krise setzte Ford und seinen Wettbewerbern aber zu. In den ersten neun Monaten 2020 sank die Zahl der in Europa verkauften Ford-Fahrzeuge um 4,2 Prozent auf rund 300.000.
Umschulung von Mitarbeitern
Ursprünglich sollten 5.400 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen, also 500 mehr als nun umgesetzt. Teilweise liegt das daran, dass Mitarbeiter erst im nächsten Jahr gehen wollen. Teilweise sind "Insourcing-Maßnahmen" der Grund: Beschäftigte, deren Stelle gestrichen wurde, wurden umgeschult und sind nun in Bereichen tätig, wo bisher externe Dienstleister eingesetzt wurden. So erledigen nun Ford-Mitarbeiter die Endmontage von Türen - sie bringen Lautsprecher, Fensterheber oder Griffe an. "Die Kostenkalkulation ergab, dass das günstiger ist für den Konzern", sagte Hennig. "Outsourcing lohnt sich manchmal nicht, das hat auch die Chefetage erkannt."
Anfang 2021 will das Ford-Management entscheiden, wo das erste Elektroauto von Ford in Europa gebaut wird. Nicht nur Köln ist als Standort im Rennen, sondern auch das rumänische Craiova. Hennig hofft, dass es die Domstadt wird. "Die Personalkosten sind hier zwar höher als in anderen EU-Staaten, aber Köln hat mit seiner langen Ford-Tradition ein großes Fachwissen aufgebaut, und es gibt die richtigen Zulieferer und Partnerfirmen in der Umgebung." Ein Vorteil wäre auch die Nähe zum Entwicklungszentrum in Aachen.
Ford-Deutschlandchef Herrmann sagte zum möglichen Standort Köln: "Das ist eine große Investitions- und Standortentscheidung, die durch die US-Konzernführung getroffen werden muss." Da gebe es noch eine Menge Hausaufgaben zu machen und "glauben Sie mir, wir machen unsere Hausaufgaben. Wir arbeiten hart daran, dass wir die Zukunft hier am Standort absichern."
Herstellung eines Stromers wäre positive Weichenstellung
Nach Auffassung des Arbeitnehmervertreters Hennig wäre die Fertigung des E-Autos zwar sehr wichtig für Köln. Allerdings wäre das Potenzial für einen damit zusammenhängenden Job-Aufbau begrenzt, schließlich soll die Plattform - also der Unterbau samt E-Motor und Batterie - von VW kommen. Ford wäre für Karosserie und weitere Arbeitsschritte zuständig, etwa den Einbau von Scheinwerfern, Navigationssystemen oder Lautsprechern. "Die Wertschöpfung wäre deutlich geringer als bei der Fertigung eines eigenen Autos mit Verbrennungsmotor." Dennoch wäre die Herstellung des Stromers eine Weichenstellung in Richtung zukunftsfähiger Standort in einer Branche im Umbruch, sagt Hennig.
Sorgenfalten bekommt er mit Blick auf Großbritannien: Dorthin gehen derzeit etwa 30 Prozent der in Deutschland gefertigten Ford-Autos. Sollte das Land tatsächlich aus dem EU-Binnenmarkt ohne Handelsvertrag ausscheiden und Zölle kommen, "dann wären das sicherlich deutlich weniger Bestellungen aus Großbritannien", so der Betriebsratschef. (dpa)
Aschmu