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Fahrbericht Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance: Sturmgefahr

06.08.2024 10:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance ist ab rund 224.000 Euro zu haben.
© Foto: Mercedes

Wer ein performantes Cabriolet sucht, kann mit dem SL schon seit Jahrzehnten glücklich werden. Doch diesmal treiben die Schwaben es auf die Spitze.

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Dass man aus der Abteilung "SL" jetzt keine völlig phlegmatische Ware erwarten kann, ist ja schon allein der Tatsache geschuldet, dass AMG die Entwicklung des noblen Reiseroadsters übernommen hat. Der ist im Grunde schon seit dem R107 (1971) nicht mehr sportlich-leicht, wie die Modellbezeichnung suggeriert, sondern eher komfortbetont mit Tendenz zum Wohlstandsgewicht. Mit 2,1 Tonnen Leermasse wirkt das jetzt erschienene Topmodell allerdings verhältnismäßig speckarm.

Die Betonung liegt auf verhältnismäßig. Sagen wir so, das Adjektiv "athletisch" passt hier – dieser nachgereichte Top-SL hat mehr Muskel- als Fettmasse. Denn unter dem Blech steckt ja nicht nur der bekannte Vierliter-V8 mit 450 kW/612 PS, sondern zusätzlich noch ein kompaktes elektrisches Powerpaket (150 kW/204 PS).

Spitzen-SL: Winziger Akku

Daran angeflanscht ist außerdem noch ein Zweiganggetriebe, was ebenfalls Potenzial besitzt, das Leergewicht nach oben zu treiben. Doch es gibt einen Grund, warum dieser Plug-in-Hybridstrang auf der Waage doch nicht ganz so schlecht dasteht. Der Akku ist mit etwas über etwas über 6 KWh vergleichsweise winzig. Und daran sieht man schon, dass es dem Spitzen-SL nicht in erster Linie um ökologische Belange geht, sondern um maximale Performance. Eigentlich fragt man sich, wer den Benz überhaupt extern lädt angesichts 13 Kilometer elektrischer Reichweite.

Gut, die Klientel mit 223.720 Euro in der Hinterhand wird den offenen Brocken vermutlich tendenziell in einer Garage mit Stromanschluss parken. Aber eher mit dem Gedanken, dass er dann bestmöglich nach vorn marschiert. Doch eigentlich ist es fast egal, denn der Achtender hat kein Problem damit, das bisschen Strom bei moderater Fahrt selbst zu produzieren, um es im Akku abzuspeichern und bei Bedarf wieder in Vortrieb umzusetzen. Zumindest passiert das, wenn man den Fahrmodus entsprechend wählt.


Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance

Mercedes-AMG SL 63 S E-Performance Bildergalerie

Dann erfreut der dezent bollernde V8 auch meist durch Anwesenheit. Und wer forciert unterwegs ist, muss sich nicht über Verbräuche von über 20 Litern wundern. Man sollte sich gut überlegen, ob die gerade vorzufindende Straßen- und Verkehrssituation sich eignet, um mal kurz Volllast anzutesten. Denn mit den vereinten 600 kW/816 PS (1.430 Newtonmeter Drehmoment) reißt dieser SL so heftig an, dass der eben noch fern geglaubte Vordermann plötzlich näher rückt, als einem lieb ist.

Das ist ein gutes Stichwort, denn wie lieb kann einem ein derart monstermäßig beschleunigendes Cabrio sein, dass es für die passende Beschreibung im Grunde gar keine Worte gibt? Kann viel auch zu viel sein? Gut, man darf unterstellen, dass die allerwenigsten Kunden ständig von der Möglichkeit Gebrauch machen und innerhalb von 2,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Auch das Ausnutzen der Topspeed von 317 km/h dürfte selten sein. In den meisten Fällen wird also das Gefühl genügen, dass der Hybrid-SL so brachial kann, wie er eben kann. Und natürlich die Gewissheit, dass man eben das teuerste Modell kaufen konnte.

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Wir haben längst das elektrische Verdeck heruntergefahren und genießen die Sonnenstrahlen in Verbindung mit dem Wind auf den vorderen Plätzen. Davon könnte ehrlich gesagt ruhig ein bisschen mehr tosen. Immerhin verzichten wir auf hochgefahrene Fensterscheiben und Windschott. Aber ein SL ist eben selbst in der stärksten Ausführung immer noch mehr Gentlemen als Rowdy, diese Rolle bleibt den britischen Roadstern vorbehalten. Man müsste hinten verweilen, um mehr Sturm abzubekommen, aber der Platz reicht höchstens Kindern. Die Marke SL steht eben für 2+2 par excellence.

Bequeme Sessel: Hightech-Funktionen

Gibt es sonst noch etwas zu wissen? Sicherlich – nämlich, dass die betont bequemen Sessel mit ihren ganzen Hightech-Funktionen (Klimatisierung und Massage) zum semiaktiven Fahrwerk passen, das in der komfortabelsten Stellung recht sanft zu Werke geht. Auf schnellen Runden entstehende Wankbewegungen gleicht es hydraulisch aus, und außerdem sorgt eine serienmäßige Hinterachslenkung für souveräne Querperformance, ohne den SL hektisch zu machen. Er bleibt immer der lässige Komforttourer – hier mit der extrascharfen Zusatzportion Power allerdings.

Bleibt die Frage, wie sich ein solch komplexes Auto eigentlich bedienen lässt. Traditionell bei Mercedes ziemlich gut mit der Sprachbedienung und ansonsten mit einem schnell reagierendem Touchscreen samt relativ wenigen, dafür aber klaren Menüs im Vergleich zu dem, was sonst noch so auf dem Markt geboten wird. Die große Monitor-Einheit lässt sich elektromotorisch im Winkel verstellen, falls die Lichteinstrahlung ungünstig sein sollte. Ungünstig ist auch, dass der Top-SL so teuer ist. Aber sonst wäre ein Traumauto eben auch kein Traumauto mehr.

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