Der VW-Konzern hat im ersten Quartal vor allem dank starker Geschäfte in Westeuropa deutlich mehr verdient. Unter dem Strich blieben VW in den ersten drei Monaten des Jahres 3,4 Milliarden Euro - ein Plus von fast 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Wolfsburg mitteilte. Dazu trug auch die bislang als gewinnschwach geltende Kernmarke VW bei. Trotzdem bleiben nach Einschätzung des Autoexperten Stefan Bratzel noch "einige dunkle Wolken am Horizont".
Bratzel nannte vor allem die Anlegerklagen: In einem Musterverfahren von VW-Aktionären im Abgasskandal beginnt Anfang 2018 die mündliche Verhandlung. Der Skandal hatte VW im vergangenen Jahr erneut hohe Kosten etwa für Rechtsstreitigkeiten und Vermarktung gebracht. Die im September 2015 eingeräumten Manipulationen bei Abgastests rund um das gesundheitsschädliche Stickoxid hatten VW in eine tiefe Krise gestürzt. Weltweit waren elf Millionen Fahrzeuge betroffen.
Dennoch sei Volkswagen ein "finanzstarker, leistungsstarker Autohersteller", sagte Bratzel vom Auto-Forschungsinstitut CAM. Die gute Entwicklung der Konzernmarken, die Einführung neuer Produkte und ein "solides Ergebnisniveau in Westeuropa" hätten sich positiv ausgewirkt, sagte Konzernchef Matthias Müller. "Die heute vorgelegten starken Ergebnisse machen uns Mut." Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 10,3 Prozent auf 56,2 Milliarden Euro.
Volkswagen hat für die Kosten des Dieselskandals insgesamt bereits 22,6 Milliarden Euro verbucht. Angesichts der finanziellen Belastungen fuhr der Konzern seine Sachinvestitionen im ersten Quartal deutlich zurück: In der Sparte Automobile investierte VW 1,84 Milliarden Euro in neue Anlagen und Modelle sowie Elektroantriebe - rund 13,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Neue Modelle und Sparbemühungen
Schon Mitte April hatte VW bekanntgegeben, dass der Gewinn noch vor Zinsen und Steuern (Ebit) um knapp 28 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro geklettert war. VW begründete dies damit, dass neue Modelle wie der Tiguan gut ankämen - und mit den Sparbemühungen bei der Kernmarke VW. VW hatte etwa den Abbau von Zehntausenden Arbeitsplätzen verkündet.
Der Konzern lieferte im ersten Quartal insgesamt etwas weniger Autos an Kunden aus - die Zahl sank um 0,5 Prozent auf 2,495 Millionen. Für das Gesamtjahr 2017 bestätigte der Konzern seine Prognose: Der Umsatz solle um bis zu vier Prozent zulegen. Im vergangenen Jahr hatten die Erlöse bei 217,3 Milliarden Euro gelegen. Volkswagen beschäftigt knapp 633.000 Mitarbeiter, ein Plus von einem Prozent.
Die VW-Kernmarke erzielte im ersten Quartal - wie bereits bekannt - ein operatives Ergebnis von 869 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es 73 Millionen Euro gewesen. Die Marke machte aber weniger Umsatz, weil der Konzern einige Importeursgesellschaften, die auch Autos anderer Konzernmarken vertreiben, nicht mehr zur Kernmarke zählt: Die Erlöse sanken daher um 24 Prozent auf 19 Milliarden Euro.
Die Sportwagentochter Porsche fuhr ein Umsatzplus von einem Prozent auf 5,04 Milliarden Euro ein, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte von 855 Millionen Euro auf 932 Millionen Euro zu. Skoda verdiente mit 415 Millionen Euro fast ein Drittel mehr. Bei der Premiumtochter Audi gab der Umsatz wegen Vertriebsproblemen in China dagegen um knapp ein Prozent auf 14,38 Milliarden Euro nach, auch der operative Gewinn ging leicht zurück. (dpa)