Der durch neue Vorwürfe in der Diesel-Affäre unter Druck geratene Autobauer Audi setzt sich zur Wehr. Bei den in der vergangenen Woche gemeldeten "Auffälligkeiten" der Abgaswerte bei den Dieselmotoren von 24.000 Oberklassewagen handelt es sich nach Darstellung der Ingolstädter VW-Tochter um einen technischen Fehler, nicht um eine absichtliche Manipulation der Abgaswerte. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens am Samstag in Ingolstadt. Betroffen sind nach Schilderung des Unternehmens keineswegs alle in den Baujahren zwischen 2010 und 2013 ausgelieferten A7 und A8 mit Dieselmotor, sondern eine vergleichsweise geringe Zahl.
Bei diesen 24.000 Fahrzeugen ist der Ausstoß an gesundheitsschädlichen Stickstoffoxiden (NOx) höher als nach der Abgasnorm Euro 5 erlaubt. Laut Audi ist dafür die Getriebesoftware verantwortlich, die bei Automatikgetrieben die Schaltvorgänge regelt. Audi habe die Abweichungen selbst gemessen und dem Kraftfahrzeugbundesamt (KBA) gemeldet. "Das KBA weiß seit vergangenem Montag Bescheid."
Der Rückruf der betroffenen Fahrzeuge soll im Juli beginnen, das genaue Datum steht noch nicht fest. Bis 12. Juni verlangt das Ministerium Lösungsvorschläge vom VW-Konzern. Neben der Prüfung der Umrüstungskonzepte durch das KBA und der Festlegung eines verbindlichen Zeitplans werde "auch zu klären sein, welche weiteren Fahrzeuge unter dem Aspekt der Lenkwinkelerkennung einer Überprüfung unterzogen werden", teilte das Ministerium am Montag mit. Die Abschalteinrichtung nimmt wahr, wenn ein Fahrzeug im Prüfstand steht.
Audi-Chef spricht sich mit Dobrindt aus
Nach seinem Ärger über die Bekanntgabe neuer Erkenntnisse hat sich Audi-Chef Rupert Stadler mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ausgesprochen. "Das Thema ist aus der Welt", sagte ein VW-Sprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Dass Herr Stadler etwas übers Ziel hinausgeschossen ist, ist für uns Historie", sagte er mit Blick auf ein Interview des Audi-Chefs. Darin hatte Stadler dem CSU-Politiker Dobrindt vorgeworfen, den Sachverhalt falsch dargestellt und sich mit der Veröffentlichung auf Kosten der VW-Tochter profiliert zu haben. Der VW-Sprecher sagte am Sonntag, das Bundesverkehrsministerium sei Hüter des Verfahrens und der VW-Konzern habe dem Ministerium nichts vorzuwerfen. Stadler steht wegen seiner Rolle bei der Aufarbeitung des Abgas-Skandals schon länger in der Kritik.
Der Konzern und das Bundesverkehrsministerium bestätigten, dass Dobrindt sein Vorgehen zuvor mit VW-Konzernchef Matthias Müller abgestimmt hatte. Darüber hatte zuvor auch die "Bild am Sonntag" berichtet. "Am Donnerstag haben zwei Gesprächstermine zwischen VW-Chef Müller und Minister Dobrindt stattgefunden", teilte ein Ministeriumssprecher mit. "In diesen Gesprächen wurde sowohl über die Unterrichtung der Staatsanwaltschaft als auch über die Veröffentlichung des Sachverhalts im Rahmen einer Pressekonferenz am gleichen Abend durch den Minister gesprochen."
Dobrindt hatte am Donnerstag öffentlich gemacht, dass Audi eine "unzulässige Abgas-Software" in den Oberklasse-Modellen Audi A8 und A7 mit V6- und V8-Dieselmotoren verwendet habe. Bei 24.000 Fahrzeugen ist der Ausstoß an gesundheitsschädlichen Stickstoffoxiden (NOx) höher als nach der Abgasnorm Euro 5 erlaubt. Damit weitete sich der Abgas-Skandal beim VW-Konzern erneut aus.
Zukunft ohne Stadler?
Stadlers Vertrag war vor kurzem erst um weitere fünf Jahre verlängert worden. Im Umfeld des Aufsichtsrates hatte es am Freitag geheißen, in der VW-Spitze sei man verärgert über Stadler. Ein VW-Sprecher sagte am Samstag, es sei die Pflicht des Aufsichtsrates, sich das Thema erklären zu lassen. Zu Medienberichten über eine mögliche Ablösung Stadlers sagte er, Vorstand und Aufsichtsrat hätten "diese Diskussion zu Herrn Stadler nicht geführt".
Die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" berichtete, VW wolle noch vor Ende des Jahres "ein Paket für den personellen Neuanfang in Ingolstadt schnüren", ohne Stadler an der Spitze. (dpa)
cuby
Rudi S.