Ein möglicher Verkauf von Teilen des Opel-Entwicklungszentrums könnte nach Einschätzung des Betriebsrates Tausende Beschäftigte treffen. Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sagte am Donnerstag, nach inoffiziellen Informationen könnten von einem Verkauf oder einer strategischen Partnerschaft 4.000 Mitarbeiter betroffen sein. Aktuell arbeiten dort rund 7.000 Menschen.
"Der Appetit der Beschäftigten im Entwicklungszentrum, möglicherweise zu einem französischen Dienstleister zu gehen, ist gleich Null", sagte Schäfer-Klug nach einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung in Rüsselsheim, zu der die Unternehmensleitung nicht gekommen war. Opel-Chef Michael Lohscheller habe ihm dazu am Telefon gesagt, es gebe noch nichts Konkretes.
"Wir wissen aber, dass Papiere vorliegen, die klar dokumentieren, wie fortgeschritten die Gespräche sind, und dass die Geschäftsleitung hier offensichtlich bewusst nur die halbe Wahrheit oder die Unwahrheit sagt", sagte Schäfer-Klug. Offensichtlich werde versucht, hinter dem Rücken der Gewerkschaft und des Betriebsrats Tatsachen zu schaffen. "Die Belegschaft ist ziemlich kämpferisch aufgestellt."
"Entwicklung ist das Herzstück von Opel"
Die Beschäftigten befürchteten einen Ausverkauf. "Es gibt die Angst, dass die Marke Opel diese Operation, wenn sie kommen würde, nicht überlebt." Dies sei eine schwere Belastung für die Belegschaft zu Beginn der dreiwöchigen Werksferien. "Das Herzstück von Opel ist die Entwicklung", betonte Schäfer-Klug.
Der Betriebsratschef befürchtet, dass bei einem Verkauf oder einer strategischen Partnerschaft die IG Metall und damit der Flächentarifvertrag umgangen werden könnte. Eine deutliche Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten sei nicht akzeptabel.
Opel prüft nach eigenen Angaben verschiedene Optionen für das Entwicklungszentrum. "Strategische Partnerschaften mit anderen Unternehmen sind dabei Teil dieser Überlegungen", hieß es. Es gebe aber noch keine Entscheidungen. Die Sozialpartner würden in den Prozess eingebunden. Hintergrund der Überlegungen ist der erwartete deutliche Rückgang der Aufträge der früheren Opel-Mutter GM für das Entwicklungszentrum.
Opel-Chef Lohscheller hatte zugleich betont: "Unser Engineering ist und bleibt Kern von Opel." Alle künftigen Opel-Modelle würden in Rüsselsheim entwickelt. Zudem übernehme Rüsselsheim zahlreiche wichtige Aufgaben für die PSA-Gruppe. Opel war im vergangenen August von PSA übernommen worden. Zum Konzern gehören auch die Marken Peugeot, Citroën und DS.
Berichten zufolge denkt PSA darüber nach, sich von einem Teil des Entwicklungszentrums (ITEZ) zu trennen. PSA und Opel hätten eine mögliche Übernahme durch mehrere Entwicklungsdienstleister sondiert, damit diese Angebote vorlegen, hatte die französische Zeitung "Le Monde" berichtet. (dpa)
Frank Fehling
Rudi S.