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Elektroautos in den USA: Amerika findet Anschluss

10.01.2022 06:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
EdisonFuture hat mit dem EF1-T einen elektrischen Pick-up im Angebot.
© Foto: EdisonFuture

Elektroautos in den USA: Die Stromer kommen noch nicht so recht in Fahrt - mit dem meistverkauften Auto der USA, dem Pick-up F-150, soll sich diese Misere nun ändern.

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Erst der Toyota Prius, dann der Tesla Roadster und danach die Modelle S, X, 3 und Y – nirgendwo springen sie schneller auf einen Trend als hier in Kalifornien und wie immer schwappt der irgendwann auch in den Rest der Welt. So hat an der amerikanischen Westküste vor mehr als 20 Jahren mit Toyota der Siegeszug des Hybridantriebs begonnen und ohne den Tesla-Hype in Santa Monica, Malibu oder den Hollywood Hills wäre auch die elektrische Revolution des Straßenverkehrs kaum denkbar. Doch während mittlerweile alle Welt auf Draht ist und die Elektroautos nach der gesellschaftlichen Stimmung zunehmend auch die Zulassungsstatistiken erobern, ist ausgerechnet Amerika noch lange nicht so weit.

USA hinken beim Thema Elektromobilität hinterher

"In den großen Automärkten der Welt laufen die USA bisher bei der Elektrifizierung deutlich hinter", urteilt Automobilwirtschaftler Ferdinand Dudenhöffer beim Blick in die aktuellen Statistiken. Danach wurden in den ersten neun Monaten des Jahres in USA 310.000 vollelektrische Neuwagen verkauft. Das entspricht einem Marktanteil von 2,7 Prozent und ist kein Vergleich zu den 8,8 Prozent in Europa und erst recht nicht zu den 12,3 Prozent, die Dudenhöffer aus China meldet. Doch das soll sich ändern, hat US-Präsident Biden angekündigt und für 2030 einen elektrischen Zulassungsanteil von 50 Prozent gefordert.

Und die Industrie hat darauf bereits reagiert: Auf Messen wie der Autoshow in Los Angeles sind Premieren mit Benzin-Motor mittlerweile die Ausnahme und die so genannten EVs die Regel. Und auf die Zukunft des lieb gewordenen V8-Motors mag kaum mehr jemand wetten. Doch draußen auf den Straßen sieht die Sache noch ganz anders aus – erst recht, wenn man ins Landesinnere schaut.

Dort, wo die Besiedlung am dünnsten ist, mangelt es vor allem an der nötigen Lade-Infrastruktur, sagt Alexander Timmer vom Strategieberater Berylls in München: Wenn schon die 50.000 Säulen in Deutschland als zu wenig gelten, wie sollen dann in den riesigen USA gerade mal 110.000 Säulen reichen, gibt der Experte zu bedenken.


Elektromobilität in den USA

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Das hat offenbar auch die Biden-Regierung erkannt und ein entsprechendes Infrastruktur-Programm aufgelegt: Bis 2030 wollen sie auf 500.000 öffentliche Ladesäulen kommen und lassen sich das 7,5 Milliarden Dollar kosten. Zwar klingt das erst einmal nach viel Geld. Doch wenn man es mit den 110 Milliarden für die Sanierung von Brücken und Straßen vergleicht, sieht die Sache gleich wieder ganz anders aus, klagt Timmer.

Subventionen in den USA

Geld gibt es aber auch für die Kunden. Genau wie in Deutschland wird die Transformation mit kräftigen Subventionen beschleunigt: "Es gibt zwischen 2500 und 7500 Dollar vom Staat und zusätzliche Nachlässe beim Kauf eines in den USA produzierten, elektrifizierten Fahrzeugs (4.500 USD) und in den USA produzierten Batterien (500 USD)." Das ist unter dem Strich deutlich mehr als etwa bei uns ausgeschüttet wird.

War die Elektrifizierung bislang vor allem ein Thema der Küstenregionen, allen voran Kalifornien und Washington im Westen und die New England-Staaten im Osten sowie ein paar weniger aufgeschlossener Metropolen in der Mitte, müssen die Akkuautos nun auch das platte Land erobern, wenn Amerika den Anschluss finden will. Und die Chancen dafür stehen besser denn je. Denn während Tesla & Co nur auf die Besserverdiener gezielt haben und bezahlbare Chevrolets wie Volt und Bolt, die Stromer von Ford und die wenigen halbwegs günstigen Importmodelle einfach nicht genügend Reichweite hatten für die Strecken in Texas, New Mexiko oder Idaho, wird nun auch der Favorit aller Farmer elektrifiziert: der Ford F-150.

Ford F-150 soll das Land elektrifizieren

Seit bald vier Jahrzehnten das meistverkaufte Auto in den USA und allein im letzten Jahr fast 800.000-mal verkauft, gilt er als der Golf der Amerikaner und startet im nächsten Jahr als „Lightning“ auch elektrisch – für Schnäppchenpreise ab knapp 40.000 Dollar. Kein Wunder, dass sich bereits 160.000 Interessenten haben registrieren lassen. Und um so verwunderlicher, dass Ford anfangs mit 15.000 und danach mit 80.000 Autos pro Jahr plant.

Und Ford ist damit nicht allein, selbst wenn es bei Konkurrent General Motors erstmal nur ein Comeback des Hummers als Lifestyle-Pick-up für die elektrische Elite geben wird und sich Stellantis mit Ram – wie fast immer – vornehm zurückhält. Aber dafür vergeht kaum ein Quartal, in dem nicht ein Newcomer mit einem neuen elektrischen Pick-up auf die Bühne drängt. Gerade erst hat EdisonFuture auf der Autoshow in Los Angeles den EF1-T enthüllt. Der sieht zwar eher ungewöhnlich aus mit seinem kurzen Bug und seinem schneckenhaus-ähnlichen Cover über der Pritsche, kommt aber auf mehr als 600 Kilometer Reichweite und zapft dabei sogar die Sonne an. Denn auf dem Dach und auf der Ladeflächen-Abdeckung sind reichlich Solarzellen installiert.

Dass man solche Neueinsteiger ernst nehmen muss, beweist das Start-Up Rivian, das mit der finanziellen Rückendeckung von Amazon den RT1 entwickelt hat: 800 PS stark und mit Akkus von bis zu 180 kWh bestückt, soll er ebenfalls mehr als 600 Kilometer schaffen und später mal weniger als 70.000 Dollar kosten. Das zieht – bei den Kunden, von denen angeblich bereits 50.000 vorbestellt haben, und mehr noch bei den Investoren: Nach dem Börsengang war Rivian zeitweise mehr wert als VW und BMW zusammen.

Es kommt auf die Pick-ups an

Die Pick-ups sind für Berylls-Experte Timmer der Dreh- und Angelpunkt für die Elektrifizierung des US-Markts. "Sie stellen für die Hersteller einen großen Hebel dar, um Elektroautos in den USA in die Breite zu bringen", ist er überzeugt. Doch habe die Sache auch einen Haken: Für vernünftige Reichweiten brauchen die Kolosse gewaltige Batterien. Doch bei einem Preis von 100 Euro pro kWh muss man sich Akkupakete von 150 bis 200 kWh pro Auto erst einmal leisten können.

Das ist womöglich auch ein Grund dafür, dass der vielleicht spektakulärste Pick-up in dieser Reihe noch fehlt. Denn wie eigentliche alle Projekte von Tesla-Chef Elon Musk hat sich auch der Tesla Truck mal wieder verspätet und soll nun frühestens im nächsten Jahr auf die Straße kommen. Aber wenn er dann tatsächlich fertig ist, dürfte auch der dem Markt noch einmal einen gewissen Schub geben.

"Das ist das mit Abstand spannendste Segment", sagt Automobilwirtschaftler Dudenhöffer: "Schließlich ist mehr als jeder vierte Neuwagen in USA ist ein Pick-up." Damit werde der Pritschenwagen zum Treiber des Elektroautos in USA und die bevorstehenden Premieren werden einen mächtigen Push auslösen.

Das ist allerdings auch bitter nötig. Denn bis zu den 50 Prozent Elektrozulassungen, die US-Präsident Joe Biden von seinen Autobauern fordert, ist es noch ein weiter Weg. Und der Stichtag 31. Dezember 2030 kommt schneller, als viele meinen.

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