Die Deutsche Post hat einen Käufer für die Streetscooter-Produktion gefunden. Die Rechte und das Know-How zur Produktion der Elektrotransporter werden an das Luxemburger Firmenkonsortium Odin Automotive verkauft. Das teilte der Dax-Konzern am Dienstag in Bonn mit.
Der Verkauf umfasst das geistige Eigentum für die Fahrzeugmodelle D17 und D20 sowie die beiden hundertprozentigen Tochtergesellschaften in der Schweiz und in Japan. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Darüber hinaus wird der Logistikkonzern Minderheitseigentümer von Odin mit einem Anteil von zehn Prozent.
Die Streetscooter GmbH bleibt hingegen Teil der Deutschen Post. Die rund 300 Beschäftigten sollen weiterhin als Zulieferer von Fahrzeugteilen und Batterien für den vom Konzern geplanten Ausbau der Flotte auf 21.500 Fahrzeugen agieren, heißt es in der Mitteilung.
An der Spitze der Automobilholding Odin steht der ehemalige BMW- und Deutsche Bank-Vorstand Stefan Krause, der zuletzt als CEO und Mitgründer des US-amerikanischen Elektrofahrzeug-Start-ups Canoo in Erscheinung trat. Sein neues Unternehmen wird von mehreren Investoren aus China, den USA sowie Großbritannien unterstützt.
Der Kauf von Streetscooter sei ein großer Meilenstein, sagte Krause. "Wir übernehmen nicht nur einen bewährten und etablierten OEM im Bereich der Elektrofahrzeuge, sondern gewinnen auch mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung im elektrischen Flottenmanagement, die in der Branche einzigartig ist, insbesondere im LCV-Segment des Elektrofahrzeugmarktes."
Odin will laut Krause mit Streetscooter in neue Märkte in Europa, Nordamerika und Asien expandieren sowie die Produktpalette erweitern, "um eine größere Vielfalt von Anwendungsfällen abzudecken". Zugleich plane man in diesem Jahr noch weitere Akquisitionen im Mobilitätsbereich. Das Unternehmen verspricht sich eine große Marktnachfrage für elektrifizierte Last-Mile-Dienste.
Größte E-Flotte in Europa
Streetscooter war 2010 im Rahmen eines privaten Forschungsprojekts an der RWTH Aachen gegründet worden. 2014 erwarb die Deutsche Post das Unternehmen vollständig und entwickelte in Zusammenarbeit ein Elektroauto für die Brief- und Paketzustellung. Nach Angaben des Konzerns fahren aktuell etwa 17.500 Streetscooter, vor allem auf deutschen Straßen. Hinzu kommen kleinere Flotten in anderen europäischen Ländern und in Japan.
Das Geschäft war allerdings nicht von Erfolg gekrönt: 2020 hat Streetscooter einen finanziellen Verlust von 318 Millionen Euro zum Geschäft der Deutschen Post beigetragen. Deshalb hatte der Vorstand bereits vor rund zwei Jahren entschieden, die Tochtergesellschaft in einen Bestandsflotten-Betreiber umzuwandeln und mittelfristig die Produktion von Elektrofahrzeugen einzustellen.
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