Denis le Vot arbeitet seit 1990 in diversen Führungsfunktionen für den Renault-Konzern. Seit 2021 leitet er als globaler Chief Executive Officer (CEO) die Marke Dacia. Bei der Präsentation des neuen Duster erklärt er, warum gebrauchte Dacia keine Schnäppchen sind.
Lange Zeit galt Dacia als Billigmarke. Mit einem Dacia vorzufahren war nicht wirklich angesagt. Was ist passiert?
Denis le Vot: Das hat sich komplett geändert. Viele Menschen, die viel Geld haben, sind sehr preisbewusst. Sie wollen nicht in Dinge investieren, die sie nicht wirklich gebrauchen können. Niemand benötigt einen riesigen Bildschirm im Auto. Oder schauen Sie unterwegs etwa fern? Und wenn Sie mit ihren Freunden abends zusammensitzen, rücken sie ihren Stuhl doch auch einfach hin und her. Dazu brauchen Sie keine elektrische Sitzverstellung. Hochglänzendes Chrom? Das ist nicht nachhaltig. Leder? Zu teuer. Wir bauen Autos ohne Schnickschnack. Dieser Ansatz bei einem Fahrzeug gefällt auch immer häufiger wohlhabende Menschen. Die verzichten bewusst auf alles Unnötige und wollen als Konsumenten ein Zeichen setzen.
Dacia Duster (2024)
BildergalerieUnd dann bleiben sie nach ein paar Jahren auf ihrem Dacia sitzen, weil niemand einen Gebrauchtwagen ohne Bildschirm oder anderen Komfortextras kaufen will?
Denis le Vot: Das glauben Sie! Gebrauchte Dacia sind sehr gefragt und wertstabil. Sie verlieren in rund zehn Prozent weniger als der Durchschnitt. Warum? 86 Prozent unserer Autos gehen an private Käufer. Die bezahlen es meist mit eigenem Geld und behalten den Wagen im Schnitt acht Jahre lang. Wir müssen weder Großflotten noch Leasingunternehmen oder Vermieter mit exorbitanten Rabatten bedienen, die danach den Gebrauchtwagenmarkt fluten und die Restwerte der Fahrzeuge kaputt machen. Denn was wäre die Folge? Viele Hersteller müssen schon nach drei, vier Jahren ihre Modelle überarbeiten, um sie als Neuwagen attraktiv zu machen. Diese Kosten sparen wir uns. Denn die natürliche Nachfrage nach neuen, aber auch gebrauchten Fahrzeugen von Dacia ist stets sehr hoch.
Demnächst kommt ihr Topmodell, der Bigster auf den Markt. Im C-Segment trifft er auf eine starke Konkurrenz. Was ist Ihr Plan?
Denis le Vot: Das ist eine Herausforderung, die wir gern annehmen. Bisher sind wir überwiegend im B-Segment unterwegs. Bildlich gesprochen: Wir haben im Planschbecken gebadet, jetzt wollen wir im großen Pool der C-SUV-Fahrzeuge schwimmen. Wir sprechen hier über 2,5 Millionen verkaufte Fahrzeuge pro Jahr. Dies ist ein Segment, das eine deutliche Verteuerung hinnehmen musste. Vor fünf Jahren kostete ein durchschnittliches SUV in dieser Klasse rund 33.000 Euro. Inflation, Chipmangel, Rohstoff- und Energiepreise sowie strengere Abgasnormen haben den Preis auf rund 38.000 Euro getrieben. Und ich bin mir sicher, dass die 40.000-Euro-Marke bald geknackt wird. Unser Plan, um unsere Kunden zu gewinnen? Ich kann noch keinen Preis für das neue Modell verraten, aber der Bigster wird tolle Produkteigenschaften haben und sicherlich ein Preiskracher werden.