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"Drehscheibe": Mercedes begrenzt GW-Lieferung

05.11.2010 15:17 Uhr
"Drehscheibe": Mercedes begrenzt GW-Lieferung
Ab Januar 2011 sollen sogenannte "neuwagennahe" Fahrzeuge nur noch den Niederlassungen sowie autorisierten Händlern und Servicepartnern mit Neufahrzeugvermittlungsrecht zur Verfügung stehen.
© Foto: GW-trends

Ab Januar 2011 sollen sogenannte "neuwagennahe" Fahrzeuge nur noch den Niederlassungen sowie autorisierten Händlern und Servicepartnern mit Neufahrzeugvermittlungsrecht zur Verfügung stehen.

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Die Daimler AG schränkt die Belieferung mit jungen Gebrauchtwagen ein. Laut einem Rundschreiben des Stuttgarter Herstellers an die Handelspartner, das AUTOHAUS Online vorliegt, sollen voraussichtlich ab 1. Januar 2011 so genannte "neuwagennahe" Fahrzeuge mit einer Laufleistung bis 8.000 Kilometer und einem Alter bis 15 Monate nur noch den Niederlassungen sowie autorisierten Händlern und Servicepartnern mit Neufahrzeugvermittlungsrecht zur Verfügung stehen.

Der Mercedes-Benz-Vertrieb vermarktet seit Jahren Gebrauchtwagen über die konzerneigene "Drehscheibe". Bislang hatten auch freie Händler Zugang zum Angebot des Herstellers. Da nun jedoch vermehrt junge Gebrauchte mit neuwertigem Zustand vorhanden seien und in direktem Wettbewerb mit Neuwagen stünden, habe man sich für einen neuen "selektiven Vertriebskanal" mit eigenem Vertriebsvertrag entscheiden, hieß es. Der Verkauf der jungen Gebrauchten an nicht autorisierte Wiederverkäufer ist dabei ausdrücklich untersagt. Dazu zählen auch freie Händler sowie Servicepartner ohne Vermittlungsrecht. Laut der aktuellen AUTOHAUS-Händlernetzstatistik gehören dem deutschen Daimler-Netz neben 445 Handelspartnern 477 Servicebetriebe mit Neuwagenvermittlung sowie 79 Werkstätten ohne Vermittlungsrecht an.

Die Veränderung im Drehscheibengeschäft ist Bestandteil des Marktsteuerungsmodells, das das Geschäft mit Neuwagen und neuwagennahen Autos vernetzt regeln soll. Daimler will damit nach eigenen Angaben zusätzliche Kundenpotenziale im Privatsegment erschließen, den autorisierten Retail wirtschaftlich voranbringen und die Wettbewerbsposition von Mercedes-Benz ausbauen.

Vertragspartner zufrieden

Händlerverbandspräsident Peter Ritter sieht durch die Kanalisierung in ein autorisiertes Netz den Vertragshandel gestärkt: "Junge Gebrauchte kommen nur dorthin, wo ein Stern auf dem Dach ist." Der Verband der Vermittler und Servicepartner für Mercedes-Benz (VVMB) beurteilt das Marktsteuerungsmodell "grundsätzlich positiv". Für die Mehrheit der Verbandsmitglieder bedeute dies eine positive Entwicklung in allen Geschäftsfeldern. Seit fast einem Jahr stehe man mit dem Hersteller in intensiven Verhandlungen zur Neuregelung des Fahrzeuggeschäfts bei autorisierten Servicebetrieben.

Volkswagen hatte bereits zum 31. Dezember 2009 seinen Servicepartner die GW-Lieferung einseitig aufgekündigt (wir berichteten). Mit der Neuregelung sollten die Qualitäts- und Beratungsstandards in diesem Bereich sichergestellt und die Erträge der Händler verbessert werden. Auch Audi vertreibt Jahreswagen seit 1. Mai 2010 ausschließlich über die Vertragshändler. Der Hersteller begründete die Konzentration der GW-Verkaufsaktivitäten auf den Handel mit der mangelnden Kompetenz der Service-Betriebe hinsichtlich Fahrzeugvermarktung und -übergabe. (se)

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Franco Francia

05.11.2010 - 18:05 Uhr

Am 14.Oktober 2010 veröffentlichte "Die Zeit" unter dem Titel "Schöner Rechnen" folgenden Artikel: "Der Export läuft, doch hierzulande fällt den Autobauern der Absatz schwer - Folge des Booms durch die Abwrackprämie im Vorjahr. Damit die Zahlen nicht zu trostlos ausfallen, wurden von Januar bis August fast 36 Prozent aller Neuwagen auf Händler, Fahrzeugbauer oder Autovermieter zugelassen. "Taktische Zulassungen" sind das, da oft mit Sonderkonditionen verbunden. Bei Chevrolet, Subaru oder Peugeot fiel rund die Hälfte, bei Smart oder Toyota ein Fünftel des Absatzes in diese Kategorie." Zitatende. Jetzt hat Mercedes den Begriff "neuwagennahe Fahrzeuge" erfunden. Die Vorgehensweise scheint auf den ersten Blick absolut richtig, "...wenn die Jungen Gebrauchten nur dort angeboten werden, wo ein Stern auf dem Dach ist", wie Dr.Ritter formulierte. Das Ganze ändert aber nichts an der Masse der Fahrzeuge im Markt. Solange sich die "schön gerechnete" Wettbewerbsposition aus den drei Faktoren Produktionsvolumen, Schielen auf den Marktanteil hinter dem Komma und als Folge daraus, der Zulassungsrallye am Ende des Monates zusammensetzt, wird die Wettbwerbsposition nicht ausgebaut, sondern ständig in die Zukunft verschoben. Von Wirtschaftlichkeit ist schon lange keine Rede mehr. Jetzt heißt es für die Niederlassungen und Händler mindestens 1.001 neue Arbeitsplätze im Verkauf zu schaffen und die Gebiete zu beackern. Diesen Personalaufwand und auch die Zins-, Aufbereitungs- und Lagerkosten hatte man bisher nicht, als man mit dem Wiederverkäufer schnell gutes Geld verdient hat. Rechnerisch: Bei ca. 177.000 MB-Einheiten bis August ergibt das einen Überhang von ca. 63.000 "neuwagennahen Fahrzeugen". Jeder der neuen Verkäufer müsste dann 63 Autos im Jahr vermarkten. Das ist realistisch. Ob die Qualitäts- und Beratungsstandards in diesem Bereich sichergestellt und die Erträge der Händler verbessert werden, wird das nächste Geschäftsjahr zeigen!


C. Fredebeul

09.11.2010 - 10:38 Uhr

Natürlich werden Zulassungsstatistiken über diese Vertriebskanäle geschönt, das weiß ja auch jeder. Aber nun werden diese Fahrzeuge zumindest nicht mehr von jedem Wiederverkäufer mit geringen Margen verramscht,also von Händlern die sich einen feuchten Kericht darum gekümmert haben, dass damit der Neuwagenmarkt als extrem unattraktiv im Vergleich zu den Jawa´s gemacht wurde. Klar liegt das Dilemma im Neuwagenmarkt an den überzogenen Herstellerpreisen, gerade für den Privatmann. Aber ist es denn vernünftig, dass Autos, die noch nicht mal ein halbes Jahr alt sind, 35% unter Neupreis im Verkauf liegen müssen? Machen wir uns doch nichts vor, die Markenhändler benötigen das Geschäft mit jungen Gebrauchten als zusätzliches Standbein gegenüber dem Neuwagenvertrieb, da wird doch eh kein Geld mehr verdient. Vergessen werden dürfen allerdings auch nicht die Händler, die dann später wieder damit anfangen, so wie Wiederverkäufer zuvor, diese Autos billig in den Markt zu drücken. Die Versuchung besteht dort natürlich auch wieder über die Stückzahlen mit geringeren Margen den Umsatz zu pushen.


Bernd Ernst

10.11.2010 - 14:34 Uhr

Die Mercedes-Händler müssen jetzt ert einmal dafür sorgen, das die eigenen Vorführfahrzeuge nicht mehr an den freien Handel bzw. Export gelangen, denn die Zulassungszahlen sind ja im Oktober auch um 1/3 gestiegen. Ansonsten findet im Rahmen des Jahresendspurts wie jedes Jahr das große "Schlachtfest" bei den Vorführwagen statt.


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