So groß die Autohersteller ihre Rabattprogramme für alte Diesel im Herbst ankündigten, so schmallippig werden sie bei der Frage nach Zahlen über die Nachfrage. "Es ist jedoch zu früh, um verlässliche Aussagen zu treffen", heißt es bei BMW. "Zahlen möchten wir nicht kommunizieren", lässt Toyota verlauten. Daimler-Chef Dieter Zetsche lässt sich bei der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar lediglich auf ein "Wir sind bisher mit dem Austausch der Flotten sehr zufrieden" ein.
Anfang Oktober hatte die Bundesregierung in ihrem Diesel-Konzept Umtausch-Aktionen als Möglichkeit vorgesehen, um die Luft in Städten mit hoher Schadstoff-Belastung zu verbessern. Die Hersteller legten umgehend Rabattprogramme auf, um Käufer anzulocken. "Damit kommen zügig neue Euro-6-Pkw auf deutsche Straßen, deren Verbrauch geringer ist als der von Bestandsfahrzeugen, und die zudem deutlich niedrigere Schadstoffemissionswerte aufweisen", kündigte der Chef des Lobbyverbands VDA, Bernhard Mattes an. Doch nach fünf Monaten wagt sich keiner der Autobauer aus der Deckung, wie gut die Programme angenommen wurden.
Einzig Volkswagen nennt Zahlen, wenn auch nicht für die Rabatte, die seit Oktober 2018 gewährt werden. Schon nach dem ersten Diesel-Gipfel 2017 hatten die Hersteller verschiedene Prämien für den Umtausch älterer Diesel angeboten. Seit August 2017, ließ Volkswagen Ende Januar verlauten, wurden mehr als 240.000 alte Diesel gegen neue Fahrzeuge getauscht. Bei der Oberklasse-Tochter Audi waren es 35.000. Doch seit Oktober? Keine Angaben.
Inzwischen haben 12,4 Millionen Autos auf Deutschlands Straßen die derzeit höchste Schadstoffklasse Euro 6. Das war gut jedes vierte Auto, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vorjahr war es jedes fünfte gewesen. Wie viele dieser Wagen einen Diesel-Antrieb haben, will die Behörde aber erst im April bekanntgeben. 813.000 Autos erfüllen die Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, die ab September für alle Neuwagen verbindlich ist und für die Abgaswerte auch auf der Straße gemessen werden.
Hersteller dürften nicht zufrieden sein
Auch aus dem Schweigen der Hersteller ließen sich Schlüsse ziehen, sagte Branchenexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. "Ich glaube, dass die Zahlen nicht überragend sind." Das dürfte den Herstellern nicht passen, hatten sie doch im Oktober die Vorteile des Umtauschprogramms gegenüber Hardware-Nachrüstungen betont. Zuletzt hatten einige Hersteller ihre Angebote ausgeweitet.
Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer hat eine Erklärung für das Schweigen unter den Herstellern: "Ein Großteil dürfte schon abgefischt worden sein." Denn viele Hersteller hatten schon 2017 Rabatte für ältere Diesel angeboten. Außerdem seien die Umtauschprämien relativ enttäuschend für die Verbraucher. "Das geht am Kunden vorbei, weil der Wertverlust so hoch ist", so Dudenhöffer. Der von den Herstellern gebotene Rabatt von meist einigen Tausend Euro gleiche die niedrigen Preise, die für alte Diesel derzeit geboten werden, nicht aus. (dpa)