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"Dieselgate": VW steckt in der Krise fest und plant darüber hinaus

29.03.2016 09:59 Uhr
Volkswagen kommt in der Abgas-Krise nicht voran und muss doch die Weichen für die Neuaufstellung des Konzerns stellen.

Die Aufarbeitung des Abgas-Skandals könnte VW länger beschäftigen als der Konzern gehofft hat. Dennoch müssen die Wolfsburger auch nach vorn schauen. Die Krise setzt Sparpläne und Reformwünsche endgültig auf die Agenda.

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Volkswagen kommt in der Abgas-Krise nicht voran und muss doch die Weichen für die Neuaufstellung des Konzerns stellen. Die Behörden in Deutschland, den USA und Südkorea sind nicht zufrieden mit den Vorschlägen zur Umrüstung der von den Abgas-Manipulationen betroffenen Diesel. Der Zeitplan für die Beseitigung der Mängel an Millionen Fahrzeugen droht zu kippen, die Unsicherheit wächst und Kunden sind verärgert. Derweil wird im Aufsichtsrat die künftige Aufstellung der Kernmarke diskutiert. Im Gespräch ist ein Beirat, der Weichenstellungen begleitet. 

Die südkoreanischen Behörden weiten laut Medienberichten ihre Ermittlungen gegen den Autokonzern aus. Jetzt sollen auch aktuelle Modelle auf die Einhaltung von Abgas-Vorschriften hin überprüft werden, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag unter Berufung auf das Büro der Staatsanwaltschaft in Seoul berichtete.  

Getestet werden soll demnach unter Aufsicht des Umweltministeriums der aktuelle Motor EA 288 mit 1,6 Liter Hubraum. Der Antrieb mit der Schadstoffklasse Euro 6 ist im VW Golf sowie in den Audi-Modellen A1 und A3 verbaut. Für den Vorgänger-Motor EA 189 mit der Euronorm 5 hatte Volkswagen den Einbau einer illegalen Software eingeräumt, durch die Abgaswerte geschönt werden. Südkorea wirft dem Konzern vor, bislang nur mangelhafte Rückrufpläne für mehr als 125 000 Diesel eingereicht zu haben.

Neues Strategie-Gremium geplant

Zu Ostern wurden Pläne bekannt, wonach einflussreiche Kontrolleure im VW-Aufsichtsrat den Umbau bei Volkswagen-Pkw mit einem neuen Strategie-Gremium vorantreiben wollen. Die Kernmarke um Golf und Passat soll nach dpa-Informationen einen Beirat erhalten, der strategische Weichenstellungen bei Zukunftsfragen wie Elektromobilität und Digitalisierung begleitet. Aber auch heiße Eisen wie Stellenabbau oder Arbeitsschwerpunkte einzelner Fabriken könnten in dem Gremium debattiert werden, bevor sie zur finalen Abstimmung im 20-köpfigen Aufsichtsrat des VW-Konzerns landen. 

Anders als die Schwestermarken Audi und Porsche hat VW-Pkw keinen eigenen Aufsichtsrat. Den könnte es auch nicht geben, weil Marke und Konzern formal nicht genug getrennt sind. Zunächst müsste also der juristische Rahmen des Beirates geklärt werden: Was darf er? Was soll er leisten, und mit wie vielen Mitgliedern? Das Unternehmen wollte sich zu Details nicht äußern. Aus Konzernkreisen hieß es, spruchreif sei noch nichts. 

Die Pkw-Kernmarke mit Modellen vom Kleinstwagen Up bis zum Dickschiff Phaeton steht für fast die Hälfte vom Absatz und Umsatz des gesamten Konzerns. Sie kämpft seit Jahren mit Renditeschwächen. Schon Ex-Chef Martin Winterkorn hatte einen Milliardensparkurs verordnet.

Ermittler durchsuchten auch IAV

Die Razzia der Staatsanwaltschaft Braunschweig bei Volkswagen wegen der Diesel-Affäre im vergangenen Jahr erstreckte sich offenbar auch auf den Autotechnikentwickler IAV. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" durchsuchten die Ermittler Anfang Oktober 2015 nicht nur Geschäftsgebäude des Konzerns und Privatgebäude sowie Wohnungen von VW-Mitarbeitern, sondern auch Räume von IAV. Dies bestätigten auch der mit den Vorgängen betraute Personen der Deutschen Presse-Agentur. 

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wollte den Bericht nicht kommentieren. "Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Details wie Personen- oder Firmennamen", sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe am Freitag der dpa. Aus dem Aufsichtsrat von Volkswagen hieß es, das Interesse der Ermittler an der Motorenschmiede sei durchaus "naheliegend".

Die Firma IAV mit Sitz in Berlin beschäftigt weltweit 6.500 Mitarbeiter betreibt unter anderem auch zwei Standorte im niedersächsischen Gifhorn. Das Unternehmen, an dem VW 50 Prozent der Anteile hält, ist unter anderem an der Entwicklung der Motorsteuerung von Volkswagen-Pkw beteiligt. Das Unternehmen war am Freitag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge könnte IAV möglicherweise auch an jenen Modellen mitgearbeitet haben, bei denen die US-Umweltbehörden im vergangenen Jahr eine illegale Software zum Abschalten der Abgasreinigung beanstandet hatten. Bei der Razzia im vergangenen Jahr hatten die Ermittler knapp drei Wochen nach Bekanntwerden der weltweiten Manipulationen an rund elf Millionen Autos Akten und Computer beschlagnahmt. Seither laufen die Ermittlungen. Derzeit ermittelt die Behörde in diesem Kontext gegen 17 Beschuldigte, darunter ist aber kein Vorstandsmitglied.

Treue-Prämie von bis zu 2.000 Euro

Verärgerte Kunden in Deutschland will VW offenbar mit Rabatten milde stimmen. Wie eine Erhebung des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen ergab, ist derzeit etwa ein dreitüriger Golf mit 28 Prozent Rabatt auf den Listenpreis zu haben. Hintergrund sei eine Treue-Prämie von bis zu 2.000 Euro, die beim Eintausch eines VW-Gebrauchtwagens und gleichzeitigem Neukauf eines VW-Modells gewährt werde. Das Programm laufe zunächst bis Ende April. (dpa)

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KOMMENTARE


Jörg Herrmann

29.03.2016 - 10:32 Uhr

Es gibt Wichtigeres wie die Krise einer Automarke...


Rudi S.

29.03.2016 - 11:20 Uhr

Diese viel zitierte "Treueprämie" wird aber bei der Schätzung des Altfahrzeugs gleich mal in Abzug gebracht (man findet immer den passenden Kratzer), um sie dann wieder großzügig auszuschlagen. Warum ist man in Deutschland nicht in der Lage wie in USA, wo man ohne großes Nachfragen schnell mal Schecks im Wert von $1.500,-- ausgestellt hat? Ist der deutsche Verbraucher das nicht wert?


Nils

29.03.2016 - 13:12 Uhr

Ich sehe es genauso, dass es zur Zeit wirklich andere Probleme auf dieser Welt gibt. Der Konzern muss sich neu ausrichten, tut in meinen Augen viel dafür. Die Angebote sind doch erst einmal gut. Oder glauben Sie im Ernst, andere Konzerne drücken die Einkaufspreise der Fahrzeuge nicht, um vernünftige Angebote zu erzeugen ? Ich kenne keine zuverlässigeren Fahrzeuge als aus dem VW-Konzern. Keine Seltenheit sind Laufleistungen bis zu 600.000 km. Die Verbräuche sind super, fahre meine letzten VW`s mit einer Reichweite von 1.050 km Kilometern.


Hannik

29.03.2016 - 14:44 Uhr

VW hat unglaublich viele Baustellen zu bewerkstelligen, die "älteren" mit dem amerikanischen Markt oder auch MAN/Scania sind vor dem "Diesel-Gate" noch nicht ansatzweise gelöst worden!Die Kernmarke verdient mit ihren Modellen kein Geld und von einem wirklich rigiden Sparkurs hat man bisher nicht viel mitbekommen....es bleibt abzuwarten, dass langsam mal Bewegung in den ganzen Konzern kommt!Audi bleibt sich ja anscheinend treu mit den großvolumigen Motoren, die immer "sauberer" werden, seinen Ankündigungen was sie nicht alles in den nächsten Jahren bauen und entwickeln wollen - da ist noch nichts von der neuen Kultur zu entdecken.....Und sehr geehrter "Nils" die Zuverlässigkeit der VW's würde ich noch so laut hervorheben: die Steuerketten, DSG- und Multitronic-Getriebe und die reihenweise verreckenden BiTDI's in den T5 und T6 klingen nicht nach besonderer Solidität! Son einem alten 1,9er TDI mit 90 oder 110 PS ist das noch zu zutrauen, aber spätestens der 3C-Passat hat eines "besseren" belehrt


Rali

29.03.2016 - 22:42 Uhr

Was wird den immer rumgeheult wegen den 1.000$. In USA sind alle Autos billiger als in Deutschland, da schreit auch keiner rum. Den ganzen Geiern in Form von Rechtsanwälten auf der ganzen Welt sollte nun mal endlich der Riegel vorgeschoben werden. Mich k.... das Thema jetzt langsam an.


Ex-Kunde

29.03.2016 - 22:49 Uhr

Mein Vorredner hat vollkommen recht. VW ist der Hertsteller mit der schlechtesten Langzeitqualität. Ich selbstbhatte den 1.4 Liter Alu Frostmotor. Null Kulanz. Alles ging nur mit Druck über Rechtsanwalt und Auto Bild. und vergessen werden immer wieder die TSI mit den horrenden Ölverbräuchen weil irgend etwas mit der Qualität der Zylinder nicht stimmte und dann als Folge einen kapitalen Motorschäden als Ergebnis. VW ist für mich ein Blender. Erst mal immer auf Premium machen und Premium verlangen und ab dem dem 3. Jahr geht's los. ich vertstehe das nicht. Warum hört man nicht von Ford, Toyota oder selbst von den Franzosen solche Probleme. Ich lass mich nicht mehr verar.... Ich Kauf mir keinen VW &Co. mehr.


Michael

31.03.2016 - 08:50 Uhr

So langsam hängt mir dieses Thema echt zum Hals raus.Es ist sicher eine Frechheit was der Hersteller da fabriziert hat, aber man sollte vielleicht mal darüber nachdenken, was an wirtschaftlichen Folgen aus der Hetze resultieren könnten. Da hängen Tausende Arbeitsplätze allein im VW Konzern dran. Von den Zulieferern ... gar nicht erst zu sprechen. Ich war letztes Jahr für 3Wochen in den USA. Die sollen sich mal an ihre eigene Nase fassen. Was da so rumfährt ...oha...Meine persönliche Meinung ist, das VW halt als erster erwischt wurde , aber ob da nicht noch andere Hersteller folgen werden?Grundsätzlich finde ich die Produkte aus dem Konzern fertig und stimmig. Und wenn man sich die Gebrauchtwagenpreise mal so anschaut, stehen die Fahrzeuge aus dem VW Konzern da zum großen Teil besser da, als die ihrer Mitbewerber.Trotz allem, so langsam muß VW eine akzeptable Lösung präsentieren.


ahelm

31.03.2016 - 11:36 Uhr

VW hat sich in den letzten Jahren total einer Gewinnmaximierung unterworfen. Das Unternehmen hat sich vom ursprünglichen soliden Mittelstandsanbieter im den Strudel von Premiummarken verirrt. Eigentlich ist die Marke Skoda der eigentliche Volkswagen, VW selbst hat gar keine richtige Positionierung mehr, Audi war einzig auf dem richtigen Weg - wird aber immer mehr von Porsche unter Druck gesetzt, bei fast gleicher Technik. Seat hingegen wächst zwar, aber die Marke verkommt immer mehr zum Experiment aus sem Modularbaukasten des Konzerns und ist eigentlich in Deutschland überflüssig. MAN und SCANIA sind eine große Baustelle, aber wenn der Abgasgate nicht aus eigenen Mitteln finanzierbar ist, auch ein Fall für einen anderen Wettbewerber. Alle anderen Marken sind überflüssige Nebenschauplätze, vielleicht außer Bentley!


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