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Diesel-Ängste: Handwerk sauer auf Autoindustrie

01.03.2018 15:32 Uhr
Diesel-Ängste: Handwerk sauer auf Autoindustrie
Die drohenden Diesel-Fahrverbote bringen Deutschlands Handwerker gegen die Autoindustrie auf.
© Foto: Bott

Ob Dachdecker, Tischler oder Orgelbauer: Handwerker sind viel unterwegs - und sie fahren oft Diesel. Fahrverbote in den Innenstädten wären für sie ein großes Problem. Dementsprechend düster ist die Stimmung.

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Die drohenden Diesel-Fahrverbote bringen Deutschlands Handwerker gegen die Autoindustrie auf. Da viele Betriebe fürchten, mit ihren Fahrzeugen bald nicht mehr in die Innenstädte fahren zu dürfen, verlangte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) von den Herstellern am Donnerstag, die Kosten für Nachrüstungen zu übernehmen. "Wir wollen es nicht bezahlen, das ist ganz sicher", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke in München. "Der Verursacher dieser Geschichte muss letztlich dafür einstehen."

Die von der Industrie angebotenen Updates der Motor-Software reichten nicht aus. "Da sind gerade im Handwerk viele Fahrzeuge unterwegs, die kriegen Sie nur im Straßenverkehr gehalten mit einer Nachrüstung der Hardware", sagte Schwannecke. "Wer das Fahrzeug nicht anständig in den Markt bringt, der muss hinterher auch dafür sorgen, dass es nachher vernünftig funktioniert. Da macht sich die Industrie zu schnell einen schlanken Fuß." Wenn ein Handwerker etwa eine Heizung mit zu hohen Abgaswerten einbaue, sei er hinterher auch für die Beseitigung des Fehlers verantwortlich. "Das ist ein allgemeiner Rechtsgrundsatz."

In der kommenden Woche beginnt in München mit über 1.000 Ausstellern die Internationale Handwerksmesse. Das Diesel-Problem wird auch dort eine Rolle spielen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft sich mit den Spitzen der vier größten deutschen Wirtschaftsverbände zum alljährlichen Spitzengespräch.

"Es gibt keinen adäquaten Ersatz"

Viele Handwerker-Autos – vom Baustellenfahrzeug bis zum Transporter – seien sehr aufwendig ausgestattet, sagte der bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl. "Für diese Fahrzeuge gibt es keinen adäquaten Ersatz." Elektrotransporter hätten weder die entsprechende Reichweite noch die entsprechende Zuladung. Im Falle weitreichender Fahrverbote "würden wir all unsere innerstädtischen Baustellen zum Erliegen bringen".

Ansonsten sind die meisten Handwerker guter Laune. In diesem Jahr erwartet die Branche erneut ein Umsatzwachstum von etwa drei Prozent. "Die Erwartungen der Betriebe sind unvermindert positiv", sagte Schwannecke. In Deutschland gibt es etwa eine Million Handwerksbetriebe, die über fünf Millionen Menschen beschäftigen. (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

01.03.2018 - 18:00 Uhr

Die Handwerksbetriebe und sonstige Unternehmer sind auf Ihre Fahrzeugflotte angewiesen. Sie können nicht jedes Jahr Ihren Fuhrpark erneuern. Der Hersteller hat komplett versagt und versucht den Schaden auf andere Schultern beheben zu lassen.Die Politik ist gefragt,aber Sie trauen sich nicht wegen den starken Lobbyisten in der Automobilindustrie. Das Ausland lacht über uns und das mit zu recht. Die Dieselaffäre hat den Standort Deutschland in der Automobilbranche sehr geschadet.


Mr. M

01.03.2018 - 19:47 Uhr

Jammern auf höchsten Niveau, wenn man sieht mit welchen Autos teilweise die Handwerksbetriebe unterwegs sind, wird mir Angst und Bang. Die Auftragsbücher sind voll und man hat Wartezeiten, zum Teil bekommt man nicht mal mehr ein Angebot. Wer ein Haus gebaut hat, weiß wovon ich rede. Es ist mal an der Zeit in den Fuhrpark zu investieren. Als Handwerker würde ich mich zum Teil weigern, weil die Chefs alte Fahrzeuge im Fuhrpark haben und nicht auf neue Modelle und Varianten setzen. Leider sind viele Handwerker keine guten Kaufleute, sonst wäre es anders. Ersatzbeschaffung wird oft nur dann getätigt, wenn der Steuerberater zu mehr Ausgaben nötigt. Bei der Ladungssicherung wird auch noch gespart, die wenigsten haben ein System verbaut. Leider sieht man auch viele die sich die Regale mit Europaletten reingeschraubt haben. Da wird gespart bis ans Limit, auch bei der Sicherheit, kann man täglich in den Werkstätten begutachten. Außerdem kann ich diese Diesel-Hysterie nicht mehr ertragen, wie wenn morgen in den betroffenen Städten die Schranke fällt und alle draußen bleiben müssen, bitte etwas mehr Gelassenheit. Außerdem haben alle verkauften Autos, die mit der Betrugssoftware vielleicht ausgenommen, die gültigen Grenzwerte und Vorgaben erfüllt. Dafür gab es ein ganz klares Timing und bis dahin wurden die Autos entsprechend "legal" zugelassen.


D. Sel

02.03.2018 - 09:17 Uhr

Wenn ein Händler einen Gebrauchtwagen „aufhübscht“ und Rost perfekt verklebt und überlackiert, und das in Eimern Qualität, dass selbst der TÜV nichts bemerkt, dann gleicht er einem alten Rosstäuscher. Diese Händler würden wegen Betrug zur Verantwortung gezogen. Eine Software, die auch nur dazu dient, bei der Abnahme des FZ gute Werte zu liefern, ist nichts anderes als Rosstäuscherei.Der Profit der Autoindustrie darf nicht vom Steuerzahler garantiert und gestützt werden. Aber die meisten Politiker fahren selbst einen dieser Diesel, oder? Steuerbegünstigten Diesel nur für LKW, evtl. noch für das Handwerk oder Pflegedienste. Kann auch über die Steuererklärung erfolgen, um den Porsche Cayenne des Chefs nicht auch noch zu fördern. Überall außerhalb der BRD ist Diesel gleich oder teurer im Verhältnis zu Super Benzin E10. Nachbarn kommen über die Grenze, um hier Diesel zu tanken. Die Mineralölkonzerne versteuern ihre Gewinne auf Jersey oder der Isle of Man. Eine „erschlichene“ legale Zulassung kann doch nicht erhalten bleiben. Da macht es sich die Autoindustrie leicht, um ihren Profit nicht zu riskieren.


Walter Süllwold

02.03.2018 - 09:58 Uhr

Mr. M (?), liebe Handwerker, DUH und alle anderen,mir ist die gesamte Diskussion schon sehr lange zuwider.1. Ich verkaufe nun seit mehr als 2 Jahrzehnten nicht unerfolgreich Nutzfahrzeuge und Firmenfahrzeuge an Handwerker. Es ist eine dankbare und bodenständige Kundschaft. Sie hat sehr wohl in den letzten Jahren die Fuhrparks modernisiert und Fahrzeuge mit gelber und roter Plakette ausgetauscht. Will man dieser wichtigen Klientel nun verbieten, mit Ihren jungen EURO 5 Fahrzeugen zu Ihren Kunden zu fahren???2. Das man seit geraumer Zeit auf Handwerker wartet liegt daran, das die Betriebe dauerhaft keine passenden arbeitswilligen Mitarbeiter finden.3. Speziell in Transporter gehören nach wie vor effektive Diesel-Motoren mit Drehmoment und moderaten Verbräuchen. Die meisten Hersteller haben nicht einmal Benziner o.ä. in ihrem Programm.P.S.Warum hat sich eigentlich noch keiner Gedanken darum gemacht, ob Wohnmobile (haben zu 99% Diesel-Motoren) noch auf Camping-Plätze dürfen oder draußen bleiben müssen???


wolfgang

02.03.2018 - 14:03 Uhr

ich weiß gar nicht warum immer von technischen Nachrüstungen geschwafelt wird. Es gibt keine am Markt verfügbare Nachrüstlösung. Für die paar Prototypen welche durch den ADAC getestet wurden gibt es keine Typgenehmigung. Bis die Dinger eine Zulassung bekommen und Langzeittests abgeschlossen sind, dürfte der Einbau den Restwert der meisten Euro 5 Diesel übersteigen. Die Autoindustrie hat Fahrzeuge geliefert, die zum jeweiligen Zeitpunkt die gesetzlichen Bedingungen erfüllt haben. Warum soll die Industrie diese jetzt nachrüsten? Der Fehler liegt nicht an der Industrie, sondern bei der Politik.Feinstaub- und Stickoxydbelastungen wurden ignoriert. Die Vorgaben aus Brüssel wurden nicht umgesetzt.


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