Der deutsche Herstellerverband VDA feiert sie als eine der größten Branchenmessen, allerdings startet die Internationale Automobilausstellung (IAA) dieses Jahr unter dunklen Vorzeichen. Es ist die 67. Ausgabe, die am 14. September offiziell beginnt. Die Hersteller wollen hunderttausenden Besuchern auf 200.000 Quadratmetern zeigen, wie sie sich den Übergang in das digitale Zeitalter vorstellen. Angesichts der Debatte um Diesel-Fahrverbote drohen der Branche aber auch weiter unangenehme Diskussionen.
Die Messe sei mit rund 1.000 Ausstellern "gut gebucht", heißt es vom VDA. Darunter sind gut 50 Pkw-Marken. Einige Schwergewichte jedoch werden fehlen: Fiat Chrysler, Peugeot und Volvo, aber auch Newcomer wie der US-Elektroauto-Pionier Tesla. Dafür zeigen über 250 Unternehmen und Organisationen die Zukunft der Mobilität. Dabei sind auch Tech-Konzerne wie Google, Facebook und Chiphersteller Qualcomm.
Die deutschen Autobauer werden einige neue und aufgefrischte Modelle zeigen: VW den neuen Polo, Audi den neuen A8 und Porsche den dritten Cayenne. BMW präsentiert die neuen SUV-Modelle X3 und X2, während Daimler seinen ersten Pick-up, die X-Klasse, auf die Bühne stellt.
Die Schwerpunktthemen der Messe:
Diesel: Noch viele Jahre werden Verbrennungsmotoren die Autos antreiben - das zu betonen, werden die deutschen Autobauer und Zulieferer nicht müde. Das schließt den Diesel ein, allerdings sinkt sein Marktanteil bei Neuwagen in Deutschland seit langem. Im Juli gab er auf 40,5 Prozent nach - das war im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Rückgang bei den Neuzulassungen um 12,7 Prozent.
Ein Grund: Immer neue Berichte über Abgas-Tricksereien, Differenzen zwischen Abgaswerten auf dem Prüfstand und im echten Verkehr sowie Debatten über Fahrverbote für ältere Dieselmodelle verunsichern. Die Branche versucht gegenzusteuern - wie jüngst auf dem Dieselgipfel, als die deutschen Autobauer versprachen, Millionen ältere Wagen per Software-Update nachzurüsten. Außerdem sollen Prämien den Kauf neuer Dieselfahrzeuge ankurbeln. Kritiker finden dies unzureichend.
Unter den Herstellern ist seit langem vor allem Volkswagen im Fokus. Der Konzern hatte im September 2015 eingeräumt, die Abgasreinigung von Millionen von Dieselmotoren manipuliert zu haben. Dies hatte den Konzern in eine tiefe Krise gestürzt - und über 20 Milliarden Euro gekostet. Das Diesel-Image hat seitdem schwer gelitten.
Alternative Antriebe: Das E-Auto bleibt ein Mega-Trend - doch der Elektropionier Tesla ist mit seinem wichtigen Volumenmodell 3 bei der Messe nicht am Start. Anfang Juli begann die Serienproduktion des ersten günstigeren Wagens von Tesla. Für 2020 wird bei der Produktion die Millionen-Marke angepeilt. Ebenfalls ab 2020 sagt VW-Markenchef Herbert Diess nach früheren Angaben den Durchbruch für die Elektromobilität voraus - mit dem Start des VW-Hoffnungsträgers ID.
Mehr als 30 Elektrofahrzeuge bieten die deutschen Hersteller laut Branchenverband VDA als Serienmodelle an. Das Problem: Sie sind noch vergleichsweise teuer, und die Reichweiten genügen vielen Autofahrern nicht. Während es in Großstädten dichte Ladenetze gibt, ist die Abdeckung auf dem Land zudem noch dünn. Und weil die Ökobilanz vom Strommix abhängt, wird immer wieder etwa auf die Brennstoffzelle verwiesen. Diese sei ein «ewiges Zukunftsmodell», kritisierte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer unlängst. «China als größter Markt der Welt wird es nicht nehmen.» Dort setze man auf das E-Auto.
Digitalisierung: Digitale Kartendienste und Systeme, die für Autos individuelle Routen berechnen, um Staus zu vermeiden, Carsharing, Roboter-Busse und autonomes Fahren - die Digitalisierung hat die Branche fest im Griff. Das Internet erobert das Auto, Radartechnik und Kamerasoftware für autonome Fahrfunktionen werden immer wichtiger, wenn der Mensch langfristig das Steuer aus der Hand gibt. IT-Firmen wie Google, SAP und Facebook sind auf der Messe vertreten - denn die Daten-Giganten mischen kräftig mit, wenn künftige selbstfahrende Autos mit ihrer Umgebung Daten austauschen sollen.
Doch trotz der Tech-Schwergewichte fahren bislang deutsche Hersteller bei der Entwicklung autonomer Autos vorneweg. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft ergab kürzlich, dass 52 Prozent der weltweit angemeldeten Patente hier auf heimische Firmen entfallen. Unter den Top 10 sind demnach sechs Unternehmen aus Deutschland - davon vier Hersteller und zwei Zulieferer. Sie wurden oft dafür kritisiert, angeblich neue Trends verschlafen zu haben. (dpa)