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Bilanz: VW wieder mit mehr Gewinn

27.10.2016 16:16 Uhr
Der Abgas-Skandal bei Volkswagen hinterlässt auch ein Jahr nach seinem Beginn weiter Spuren in der Bilanz des Konzerns.

Ausgestanden ist die Affäre um manipulierte Diesel-Abgastests bei VW noch nicht, das machen die Geschäftszahlen deutlich. Weil der Konzern breit aufgestellt ist, geht es aber im Tagesgeschäft wieder aufwärts.

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Licht und Schatten bei Volkswagen: Zwar stemmt sich Europas größter Autobauer zunehmend mit Erfolg gegen die Lasten der Abgas-Krise. Allerdings drücken die finanziellen Folgen auch ein Jahr nach Beginn des Skandals noch merklich auf die Bilanz. Im Kampf gegen die Milliardenkosten der Affäre profitiert Europas größter Autobauer aber von der breiten Aufstellung mit zwölf Fahrzeug-Marken, dem wichtigen China-Geschäft und seinem gewohnt starken Finanzarm.

Der Konzern fuhr in den ersten drei Quartalen 8,65 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein, wie er am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. "Der Konzern ist voll handlungsfähig - trotz aller aktuellen Belastungen", sagte Vorstandschef Matthias Müller. Das Ergebnis liegt damit spürbar über dem Niveau des Vorjahreszeitraums (3,34 Milliarden Euro). Allerdings hatten 2015 im dritten Quartal auch schon milliardenschwere Rückstellungen von rund 6,7 Milliarden Euro zur Bewältigung der Krise ins Kontor geschlagen. Verglichen mit den ersten drei Quartalen aus 2014, als der Konzern noch auf Rekordfahrt war, wird der Abstand deutlich. Damals hatte VW im laufenden Geschäft noch 9,4 Milliarden Euro verdient.

In Anbetracht des Erfolgs vor den Sondereinflüssen sieht sich der Konzern fester in der Spur für das Tagesgeschäft - wenn also unter anderem die Kosten für die Bewältigung der Diesel-Affäre herausgerechnet werden. Im dritten Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis um über ein Sechstel. In den ersten neun Monaten legte diese Kennziffer um fast elf Prozent zu auf rund 11,3 Milliarden Euro.

VW Pkw unter Druck

Weiter unter erheblichem Druck steht aber die Kernmarke des Konzerns, VW. Sie fuhr im dritten Quartal vor Zinsen und Steuern lediglich 363 Millionen Euro als Ergebnis ein. Vor einem Jahr hatte das laufende Geschäft hier noch gut doppelt so viel eingespielt. Entsprechende Abstriche gab es auch bei der Gewinnkraft: Nach neun Monaten blieben nur noch 1,60 Euro von 100 Euro Umsatz übrig. Zuletzt hatten ein Lieferboykott und eine defekte Presse der Kernmarke zugesetzt.

Dem Konzern gelang es aber, die Rückgänge in der Kernmarke von fast einer Milliarde Euro in den ersten neun Monaten mit den anderen Konzernsäulen mehr als wettzumachen - obwohl auch der Gewinnbringer Audi nachgab. Die Ingolstädter meldeten überraschend hohe Diesel-Lasten (wir berichteten). Besser lief es bei dem Vielmarken-Konzern im bisherigen Jahresverlauf unter anderem bei Porsche, Skoda und Seat, aber auch beim Lkw-Bauer MAN und bei den leichteren Nutzfahrzeugen.

Bei der ertragsschwachen Kernmarke VW um Golf und Passat soll in den nächsten Wochen ein "Zukunftspakt" vereinbart werden. Dabei geht es darum, nötige Reformen - auch mit Sparzielen - mit Sicherheiten für die Belegschaft vereinen. Die Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat drehen sich um Produkte, Stückzahlen, Investitionen und Belegschaftsstärken. Finanzchef Frank Witter mahnte abermals: "Produktivität und Profitabilität müssen sich im gesamten Konzern weiter erheblich verbessern. Die Marke Volkswagen mit dem angestrebten Zukunftspakt ist dabei von zentraler Bedeutung für die Zukunft des gesamten Konzerns." Er betonte: "Unsere Strategie hängt zu großen Teilen am Zukunftspakt."

China lieferte nicht mehr wie gewohnt

Auch der wichtige Markt China lieferte trotz steigender Verkäufe nicht mehr die gewohnten Beiträge ab. Mit knapp 3,6 Milliarden Euro aus den ersten neun Monaten lag der anteilige operative Gewinn aus den chinesischen Gemeinschaftsunternehmen um rund fünf Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraums. Immerhin: Zur Jahresmitte hatte der Gewinnrückgang noch 14 Prozent betragen, also weit mehr.

Doch Analysten warnen: "Sollten die Steuererleichterungen für Autos in China Ende 2016 auslaufen - eine Entscheidung hierüber könnte möglicherweise erst im Dezember fallen - dürfte sich 2017 für den Konzern im Reich der Mitte eine neue Baustelle auftun", schrieb Frank Schwope von der NordLB. Das könne VW 300.000 Autos jährlich kosten. Witter hält eine Halbierung der Steuersubvention für möglich.

Nach einer Mini-Dividende für das Krisenjahr 2015 gibt es nun wieder Hoffnung auf mehr: Der den Aktionären zuzurechnende Konzerngewinn lag in den ersten neuen Monaten bei 5,74 Milliarden Euro. Zu Beginn des Skandals im Herbst 2015 war er auf 3,8 Milliarden Euro eingebrochen. Per September 2014 hatte der Wert bei 8,5 Milliarden Euro gelegen.

Die Mitarbeiterzahl des Konzerns stieg jüngst auch im Inland wieder: 282.100 Menschen arbeiteten Ende September hierzulande für Volkswagen - 3.400 Mitarbeiter mehr als am Jahresanfang und 1,2 Prozent Plus. Noch stärker legte das Ausland zu (3,2 Prozent), so dass Ende September weltweit 624 000 Menschen für Europas Branchenprimus arbeiteten.

Weitere Finanzpuffer nötig

Auch im dritten Quartal legten die Wolfsburger noch einmal mehr Geld für die Bewältigung der Dieselkrise zur Seite. Insgesamt fielen weitere rund 400 Millionen Euro an "Vorsorgen im Zusammenhang mit der Dieselthematik" an, wie sich der Konzern ausdrückte. Details zu den genauen Posten des Finanzpuffers gab Europas größter Autobauer zunächst nicht bekannt. Die Rückstellungen summieren sich damit auf nunmehr 18,2 Milliarden Euro. Witter sagte: "Trotz der großen Herausforderungen und der Belastungen durch die Dieselthematik bleibt der Volkswagen-Konzern finanziell weiter solide aufgestellt."

Lässt man die Kosten der Abgaskrise außen vor und betrachtet den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ohne Sondereinflüsse, sieht es gut aus für die Wolfsburger. Das Ebit aus den ersten neun Monaten des laufenden Jahres erhöhte sich im Vergleich mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um fast elf Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz war per September mit 160 Milliarden Euro konstant. (dpa)

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