Die Zukunft der deutschen Opel-Werke bleibt ungewiss. Die Verhandlungen zwischen Belegschaft und Management zum sogenannten Deutschland-Plan sind ins Stocken geraten, wie Betriebsrat und IG Metall in einer am Donnerstag verteilten Mitteilung an die Mitarbeiter erklären. Den Schwarzen Peter schieben sie dem Management zu: Die Geschäftsführung um Interims-Chef Thomas Sedran sei konzeptlos und nunmehr "beschränkt geschäftsfähig".
Eine rasche Einigung auf ein Sanierungskonzept für die strauchelnde Adam Opel AG ist somit unwahrscheinlich. Dabei hatte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel noch vor wenigen Tagen für den 26. Oktober ein Ergebnis angekündigt. Inzwischen sind die Fronten jedoch verhärtet.
Das Management sei nicht in der Lage, die längst vorgelegten Vorschläge der Arbeitnehmer aufzugreifen. Zusätzlich liegt der Belegschaft die Allianz der Opel-Mutter General Motors (GM) mit der französischen Gruppe PSA Peugeot-Citroën schwer im Magen. Es sei "völlig unklar", welche Auswirkungen die Kooperation auf Opel und die europäischen Produktions- und Entwicklungsstandorte haben werde.
Auch ein eigenes Konzept mit Zusagen zur Beschäftigungssicherung für die deutschen Werke habe das Team nicht auf den Tisch gelegt, wetterten Betriebsrat und IG Metall. Das gelte für die Produktionsstandorte Bochum, Eisenach, Kaiserslautern und Rüsselsheim genauso wie für den Entwicklungsstandort Rüsselsheim und das Testzentrum Dudenhofen. Die Adam Opel AG wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern: "Sobald ein Abschluss erreicht ist, wird das Unternehmen die Öffentlichkeit darüber informieren."
Kostensenkungen und Wachstumskonzept
Nach geltenden Verträgen sind die Werke bis 2014 sicher, bis dahin sind auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Das Unternehmen war mit dem Angebot in die Verhandlungen gegangen, seine Zusage um zwei Jahre zu verlängern - danach aber mit dem Auslaufen der aktuellen Zafira-Generation möglicherweise keine weiteren Modelle mehr in Bochum vom Band laufen zu lassen. Im Gegenzug sollte über Kostensenkungen und ein Wachstumskonzept bis 2022 diskutiert werden, das neben neuen Modellen und Motoren auch etwa die Fertigung markenfremder Modelle wie Chevrolets in den Opel-Werken vorsieht.
Auf diesen Deal wollen sich Betriebsrat und Gewerkschaft bisher nicht einlassen. Sie fordern Zusagen zu Standorten und Beschäftigung über 2016 hinaus. Das wiederum dürfte eine zu große Pille für Sedran und das Management der US-Mutter General Motors sein. Denn Opel leidet und der Absatzkrise ein Europa und kämpft mit teuren Überkapazitäten. Der Autobauer häuft seit Jahren Verluste an und muss dringend die Kosten drücken.
Gesamtbetriebsrats-Chef Wolfgang Schäfer-Klug erhöht derweil den Druck. Er warnt das Management vor den Kosten, sollten die Parteien nicht noch in diesem Monat eine Einigung erzielen: "Die Geschäftsleitung weiß seit Juni, dass die Stundung der Tariferhöhung von 4,3 Prozent bis zum 31.10.2012 befristet ist." Danach müsste das Unternehmen die Belegschaft auf einen Schlag nachträglich auszahlen. Auch die Gewerkschaft hat es eilig: Die Tarifkommission der IG Metall wird am 26. Oktober über das weitere Vorgehen beraten. (dpa)
Thommy K
M.Häcker