Vor der geplanten Fortsetzung der Gespräche über die Zukunft des Bochumer Opel-Werks hat der Betriebsrat erneut vor einer möglichen Stilllegung gewarnt. "Die Schließung des Opel-Werkes Bochum wäre für GM die teuerste Werksschließung aller Zeiten", heißt es in einem am Montag in dem Opel-Werk verteilten Flugblatt des Betriebsrats. Die Verhandlungen sollen nach Angaben des Bochumer Betriebsratschefs Rainer Einenkel am kommenden Donnerstag (11. Oktober) in Rüsselsheim fortgesetzt werden. Dabei wolle man noch in diesem Monat zu einem Ergebnis zu kommen, hieß es.
Eine anhaltende Diskussion um die Schließung des Bochumer Werks würde die Marke Opel nicht nur in NRW, sondern auch weit darüber hinaus "bis ins Mark" treffen. "Das Gerede über Werksschließungen zerstört das Vertrauen der Käufer", so der Betriebsrat. Niemand bezweifele jedoch die schwierige Lage der Autoindustrie. Gerade bei dem in Bochum gebauten Modell Zafira habe es in der Vergangenheit jedoch deutliche Zuwächse gegeben, so Einenkel. "Planspiele einer Produktion eines neuen Zafira in Rüsselsheim weisen wir strikt zurück", heißt es in dem Flugblatt.
Wegen der anhaltenden Absatzflaute rückt auch das Werk Eisenach in den Fokus. Dort soll ab Anfang 2013 die Nachtschicht wegfallen. "Ziel ist, ab 1. Januar in Eisenach in den zweischichtigen Betrieb zu wechseln", sagte der Betriebsratschef der Opel Eisenach GmbH, Harald Lieske, am Wochenende der Nachrichtenagentur dpa. Die Verhandlungen über den Wegfall der Nachtschicht liefen noch, es seien noch eine Reihe von Details zu klären. Einen Personalabbau wird es laut Lieske in der Thüringer Autofabrik aber nicht geben. "Es bleibt bei den 1.600 Mitarbeitern."
Änderungen im Schichtbetrieb angekündigt
Opel hatte bereits Änderungen im Schichtbetrieb angekündigt, bisher aber offen gelassen, wann die Nachtschicht gestrichen wird. Mit dem Serienstart des neuen Stadtautos Adam Anfang 2013 werde eine gute Auslastung von zwei Schichten erreicht, sagte Lieske. "Die Kurzarbeit wird Ende des Jahres definitiv zu Ende sein."
Mit der Produktion des neuen Kleinwagens Adam hat das Werk nach Einschätzung von Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) auch wieder eine langfristige Perspektive. Bisher wird dort nur der dreitürige Corsa gebaut. In die Produktionsanlagen für den Adam wurden nach Unternehmensangaben 190 Millionen Euro investiert.
Mit einem Tag der offenen Tür wurden am Wochenende das 20-jährige Bestehen des Thüringer Werkes und 150 Jahre Opel gefeiert. Der Rüsselsheimer Autobauer war einer der ersten Konzerne, die nach dem Fall der Mauer in Ostdeutschland in eine neue Fabrik investierten.
China-Markt hat keine Priorität
Opel steckt wie auch andere Hersteller, die besonders abhängig von der Entwicklung in Europa sind, in einer tiefen Krise und hatte die Produktion an mehreren Standorten gedrosselt. In Zukunft solle das Export-Geschäft ausgebaut werden, sagte Opel-Vertriebsvorstand Alfred E. Rieck dem Online-Magazin "Autogazette.de". Als wichtigen Wachstumsmarkt für Opel nannte er Russland. Der Markt sei im Kommen. 2011 seien dort 67.000 Fahrzeuge verkauft worden, in diesem Jahr sollen es mehr als 80.000 werden.
Anders als andere große Autokonzerne will Opel nicht in großem Stil auf den chinesischen Markt setzen. "Für uns hat China derzeit für das Wachstum unserer Marke nicht die oberste Priorität", so Rieck. "Trotzdem wollen wir in der Nische als deutsche Traditions- und Qualitätsmarke auch in China weiter wachsen." Modelle wie Insignia und Astra liefen dort unter dem Logo der Schwestermarke Buick. Das sichere Jobs im Rüsselsheimer Entwicklungszentrum. (dpa)
Dieter M. Hölzel