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Autoindustrie: Gabriel und Zetsche gegen Diesel-Aus

19.09.2017 14:19 Uhr
Sigmar Gabriel
Sigmar Gabriel: "Wir müssen aufhören, über Probleme der Diesel von gestern zu reden."
© Foto: Maurizio Gambarini/dpa

Ist der Diesel zukunftsfähig? Zumindest als "Brückentechnologie" und in seinen modernen Varianten erhält der umstrittene Antrieb weiter Unterstützung. Klimaforscher sehen aber noch andere wunde Punkte.

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Moderne Dieselmotoren können der Autoindustrie nach Überzeugung von Vizekanzler Sigmar Gabriel und Daimler-Chef Dieter Zetsche durch den Umbruch in der Branche helfen. Der frühere Wirtschaftsminister und Ex-SPD-Chef forderte am Dienstag bei einem Fachkongress in Frankfurt: "Wir müssen aufhören, über Probleme der Diesel von gestern zu reden." Es komme darauf an, dass sich die deutschen Hersteller zu Mobilitätsanbietern wandelten und beim Antrieb gute Brückentechnologien anböten. Zetsche sagte, der Diesel lasse sich verbessern. Wissenschaftler wiesen jedoch darauf hin, welchen Nutzen höhere Steuern auf Dieselkraftstoff haben könnten.

Die Grundlagen des deutschen Wohlstands dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden, mahnte Gabriel mit Blick auf die wichtige Rolle der Dieseltechnik in der Branche. "Auch das Auto der Zukunft muss aus Deutschland kommen." Der Außenminister verwies auf das Potenzial von synthetisch hergestellten Kraftstoffen und Erdgas. Beim weiteren Ausbau der E-Mobilität seien "massive Investitionen" in die Netze notwendig. Bislang sei der Ausbau "mehr als mangelhaft".

Im Gegensatz zum Kongress-Mitveranstalter IG Metall sprach er sich gegen die Einführung einer "blauen Plakette" für besonders saubere Autos aus. Das berge erhebliche Risiken und würde die Verunsicherung der Kunden weiter steigern. Fahrverbote in den Städten müssten anders verhindert werden, weil sie sozial Schwache benachteiligten, die sich ein Leben in den Stadtzentren und neue Autos nicht leisten könnten.

Ziel sei die emissionsfreie Mobilität

Zetsche verteidigte beim Jahreskongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Stuttgart das Festhalten am Diesel gegen die Kritik von Umweltverbänden und Grünen: "Wir brauchen den Diesel zur Erreichung unserer CO2-Ziele im Straßenverkehr - und zwar als Gesellschaft." Zugleich räumte er ein, dass Vertrauen verloren gegangen sei. Dauerhaftes Ziel sei die emissionsfreie Mobilität.

Der Begründung niedrigerer CO2-Werte widersprach zuletzt eine Studie der europäischen Umweltschutzorganisation Transport & Environment. Demnach produzieren Diesel - wenn man ihre gesamte Betriebsdauer betrachtet - mehr des klimaschädlichen Gases als Benziner. Dies liege an höheren Fahrleistungen wegen des günstigeren Kraftstoffs, der energieintensiveren Produktion des Dieselkraftstoffs, der aufwendigeren Produktion der Motoren sowie höheren Emissionen des beigemischten Biodiesels. In der Debatte um Gesundheitsrisiken steht der Antrieb zudem wegen des Stickoxids (NOx) in der Kritik.

Steuervorteile für Diesel-Kraftstoff streichen

Klimaforscher argumentieren unabhängig davon: Würden die bisherigen Steuervorteile für Diesel-Sprit in der EU wegfallen, ergäben sich neue Mittel für den Umweltschutz. In Deutschland würde Diesel an der Zapfsäule dann um etwa 20 Cent pro Liter teurer, der Ausstoß von CO2 und NOx könnte jedoch binnen fünf Jahren um rund zehn Prozent sinken. Das ermittelte eine Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. Auch das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) arbeitete daran mit.

Bei einem Preisanstieg von 20 Cent pro Liter würden Dieselfahrer etwa 14 Prozent weniger tanken, schätzen die Wissenschaftler. Um Fahrverbote zu vermeiden, sollte die Politik auf ein Ende der Diesel-Steuervorteile zurückgreifen, sagte Ottmar Edenhofer, Chefökonom des PIK und Direktor des MCC. In Deutschland könnten so rund vier Milliarden Euro jährlich in den Haushalt fließen. (dpa)

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KOMMENTARE


johann rockinger

19.09.2017 - 18:17 Uhr

These: Wenn der Dieselkraftstoff je Liter um 20ct steigt fahren die Leute weniger? Ja warum fahren sie den überhaupt? Aus Langeweile?Was ist das für ein Unsinn, die Leute fahren mit dem Auto zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Bekannten,... Und nicht sinnlos im Kreis herum.


IB

19.09.2017 - 18:23 Uhr

Es ist völlig egal was die Herren fordern. Wenn das Elektrofahrzeug günstiger wird als der Verbrenner (2023) und Schlüssel Märkte wie China ein zulassungsverbot verhängen, ist auch für die Brückentechnologie kein Platz mehr im Markt. Anderes ausgedrückt, werden die Hersteller nur noch reine Elektrofahrzeuge absetzen können. Daher wäre es klug so schnell wie möglich die Unternehmen für diese Veränderungen aufzustellen.Im übrigen ist das elektrische Licht nicht durch die Optimierung der Kerze entstanden sondern durch die ersatzlose Streichung!Die Infrastruktur ist dabei auch aus dem nichts entstanden...Die Infrastruktur für unsere Zukunft sieht auch völlig anderes aus als Heute.Dezentrale Versorgung durch den Einsatz der Batterietechnologie . Keine zusätzlichen Strom Trassen und auch keine neuen Kohlekraftwerke nötig. Die Energiekonzerne stehen ebenfalls vor den größten Veränderungen seit über 100 Jahren....


K.-Theodor Hermann

19.09.2017 - 18:25 Uhr

vielleicht kommen dann als nächstes Vorschriften wie groß Vorstandsbüros sein dürfen, um Heizkosten zu reduzieren? Interessant ist schon, von wem Vorschläge zur Erhöhung der Dieselsteuer kommen; ausnahmslos von Leuten, die nicht ihr Auto zum Broterwerb nutzen oder ihr Gehalt durch den Vertreib marktgängiger Produkte finanzieren müssen. Es ist schon infam, zu behaupten, dass Dieselfahrer lediglich aufgrund des Dieselpreises mehr fahren. Es ist nicht so schwarz-weiß wie hier wiederholt behauptet wird.


Hans-Ulrich Rohde

19.09.2017 - 19:17 Uhr

Die Automobilindustrie will sich wohl eher um die Kosten herumdrücken. UmrüstunG auf Euro 6 ist allein Abgasstrangtechnisch möglich.Es gibt ja bereits Unternehmen, die eine solche Nachrüstung durchführen können.


Wolfgang P.

20.09.2017 - 08:35 Uhr

Tolle Argumente. Als wenn sich die Fahrleistungen von Aussendienst- und Serviemitarbeitern so einfach reduzieren lassen. Das gilt auch für Pendler. Diese sogenannten Experten haben selten Ahnung von der Geschäftswelt.


D. Facto

20.09.2017 - 12:07 Uhr

Eine Steuer-ERHÖHUNG ist nicht erforderlich. Eine gerechte Steuer-ANPASSUNG schoneher. Warum wird der Diesel bzw. entsprechende Fahrzeuge steuerlich subventioniert? LKW-Tankstellen könnten ausgenommen werden. Die warden auch "druckbetankt", nicht füpr PKW geeignet.Bei einem Bestand von ca 45 Mio PKW sind ca 50% Diesel. Wenn jeder nur 20.000 km pro Jahr fährt (Diesel lohnt erst be mejhr km), einem Verbrauch von 5 Lietern/100 km und bei einem Steuervorteil von 0.20 Euro pro Liter, beträgt die Staatliche Subvention ca. 4,5 Mrd. Euro (4.500.000.000,- Euro).Aber fast alle Politiker und Beamte fahren ja selbst Diesel, oder?Man kann auch die Steuer in 4 Schritten jährlich erhöhen. 0,05 Euro pro Jahr. Dann haben die moisten Zeit, sich darauf einzustellen. Gerechtigkeit gegenüber Benzinfahrzeugfahrern, die die einmaligen Mehrkosten für Dieserfahrzeuge nicht aufbringen können oder wollen.


Michael Martin

20.09.2017 - 12:31 Uhr

Welch dämliches Argument, dass Dieserfahrer weniger fahren würden, wenn der Diesel mehr kosten würde. Warum kauft sich jemand einen Diesel? Richtig, weil er Vielfahrer ist (z.B. Außendienstler) und aufgrund der steuerlichen Förderung günstiger tanken kann. Was passiert, wenn die steuerliche Förderung wegfällt? Richtig, die Leute kaufen weniger Dieselautos und fahren dafür mit ihrem Benziner mehr Kilometer. Fertig.


Hugo B

20.09.2017 - 15:21 Uhr

Bisher gelingt es keinem Hersteller mit Elektromobilität Geld zu verdienen. Tesla hat in den letzten 10 Jahren 17 Mrd. USD Umsatz erzielt, aber 2,7 Mrd. USD operativen Verlust gemacht. Ein schneller Umstieg gefährdet also das Ertragspotential einer ganzen Branche. Der chinesische Staat versucht durch massive Förderung der E-Mobilität die heimischen Hersteller zu bevorteilen. Und was passiert eigentlich mit den fehlenden Einnahmen aus der Mineralölsteuer in der Größenordnung von 36 Mrd. EUR in Deutschland? Werden diese dann durch eine Anhebung der Stromsteuer kompensiert?


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