Die VW-Tochter Audi zieht Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal. Volkswagen-Chef Matthias Müller hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der Nobelmarke übernommen. Das Kontrollgremium entließ zudem am Donnerstagabend den bereits im September beurlaubten Technikvorstand Ulrich Hackenberg und holte den zu Rheinmetall gewechselten früheren Leiter der Audi-Motorentwicklung Stefan Knirsch als Nachfolger zurück nach Ingolstadt. Die US-Anwaltskanzlei Jones Day wurde beauftragt, die Hintergründe der Dieselaffäre bei Audi zu ermitteln. Vor Müller stand der im Zuge der Affäre zurückgetretene VW-Chef Martin Winterkorn an der Spitze des Audi-Aufsichtsrats.
Audi-Vorstandschef Rupert Stadler musste am Donnerstagabend dem Aufsichtsrat erklären, warum Audi eigene Tricksereien bei Abgastests zunächst bestritten hatte, dann aber doch verbotene Software bei seinem Sechszylinder-Turbodiesel einräumen musste.
Der stellvertretende Audi-Aufsichtsratschef und frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber lobte: "Die Aufklärung geht voran. Das ist ein notwendiges und gutes Zeichen." Auch der Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsrat Peter Mosch signalisierte Rückhalt: "Die bisher getroffenen Maßnahmen des Vorstands zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zudem müssen jetzt weiter Konsequenzen gezogen werden, damit so etwas nicht mehr passiert."
Die Gewerkschafter begrüßten Hackenbergs Ablösung, weil für die verunsicherte Belegschaft "klare personelle Verhältnisse herrschen müssen". Nachfolger Knirsch müsse jetzt Stadler bei der weiteren Aufklärung unterstützen, sagte Huber. Knirsch war 2008, als bei Audi die beanstandete Motor-Software entwickelt wurde, bei Porsche. Müller sagte, Knirsch bringe hervorragende Voraussetzungen für seine neue Aufgabe mit.
Mitte Dezember will Audi den US-Umweltbehörden Vorschläge vorlegen, wie die betroffenen Dieselmotoren nachgebessert werden sollen. Audi hat dafür einen zweistelligen Millionenbetrag veranschlagt. Anwälte von Jones Day waren im Auftrag der Konzernmutter VW bereits bei Audi und werden jetzt die Sitzungsprotokolle und Unterlagen der Software-und Motorentwicklung auswerten. (dpa)
Joseph Le Bel