Der Chefredakteur der Zeitschrift "Motorrad" hat einen 15 Jahre alten Bericht über mögliche Abgas-Tricksereien bei einem BMW-Motorrad verteidigt. "Unsere Geschichte ist komplett wasserdicht", sagte Michael Pfeiffer der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag. "Wir konnten zweifelsfrei nachweisen, dass das Motorrad zwar gesetzeskonform ist, aber den Prüfzyklus erkennt und auf der Straße ein anderes Abgasverhalten hat als auf dem Prüfstand." Der Einsatz einer solchen Software bei Motorrädern sei aber durch eine Gesetzeslücke nicht verboten gewesen. Ein BMW-Sprecher hatte zuvor gesagt: "Bei BMW wurde und wird nicht manipuliert."
Die Zeitschrift hatte bereits im Jahr 2000 darüber berichtet, dass BMW das Modell F 650 GS so eingestellt habe, dass es merkt, wenn es getestet wird und dann auf einen besonders niedrigen Abgasausstoß umschaltet. Laut Bericht hatte das Bike bei einem Test mit eine Reihe von Motorrädern auf dem Prüfstand die niedrigste Menge Schadstoffe ausgestoßen, aber auf der Straße 34-mal so viel Kohlenmonoxid produziert. Am Mittwoch hatte der Recherche-Dienst Correctiv den Bericht erneut aufgegriffen.
Der Fall sei aber nicht mit dem Abgas-Skandal bei VW vergleichbar, sagte Chefredakteur Pfeiffer: "Der Unterschied zu VW ist erstens die Dimension und zweitens hat BMW damals sofort reagiert. Die folgenden Modelle wurden abgasseitig noch einmal deutlich verbessert." Der BMW-Sprecher sagte, bereits mit dem Modelljahrgang 2001 sei in dem Motorrad eine neue, verbesserte Einspritz-Hardware und neue Software zum Einsatz gekommen. Betreffende Fahrzeuge des Jahrgangs 2000 seien 2001 nachgerüstet worden.
BMW: Kein Unterschied zwischen Rollen- und Straßenbetrieb
Auf die Frage, ob BMW ausschließen könne, dass in der Vergangenheit mit Hilfe von sogenannten Defeat Devices der Abgasausstoß von Fahrzeugen auf dem Prüfstand manipuliert wurde, sagte der Sprecher: "Das Thema 'Defeat Devices' war im Motorradbereich im Jahr 2000 gesetzlich nicht verankert." Grundsätzlich gelte: Bei der BMW Group werde nicht manipuliert. BMW halte sich selbstverständlich in jedem Land an die gesetzlichen Vorgaben. "Bei unseren Fahrzeugen wird nicht zwischen Rollen- und Straßenbetrieb unterschieden."
Nach geltender US-Gesetzgebung sind "Defeat Devices" verbotene Programme zur Manipulation von Abgas-Messwerten. "Defeat Devices" spielen eine große Rolle im VW-Abgas-Skandal. Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. (dpa)
Wolf