Ausgabe 08/2012: Anspruch und Wirklichkeit

Anspruch und WirklichkeitMercedes-Benz Bank – Auf der Jahrespressekonferenz informierte der Stuttgarter Finanzdienstleister über das bislang erfolgreichste Jahr und über die Schwerpunkte für 2012. von Wolf R. UsslerFranz Reiner sprach beim diesjährigen Jahrespressegespräch der Mercedes-Benz Bank in Stuttgart große Worte gelassen aus: „Durch noch stärkere Fokussierung auf unsere Händler und Kunden wollen wir weitere Rekordergebnisse einfahren. Die besten Jahre der Bank stehen noch bevor.“ Der seit August vergangenen Jahres amtierende Vor-standschef des schwäbischen Finanzdienstleisters konnte jedoch auch Anspruch und Wirklichkeit für das Geschäftsjahr 2011 zur Deckung bringen und auf das „bislang erfolgreichste Jahr in der 25-jährigen Unternehmensgeschichte“ verweisen. So kletterte das Neugeschäftsvolumen der Tochtergesellschaft der Stuttgarter Daimler Financial Services bei Pkw und Nutzfahrzeugen gegenüber 2010 um sechs Prozent auf die bisherige Bestmarke von rund neun Milliarden Euro. Ebenfalls um knapp sechs Prozent auf fast 19,3 Milliarden Euro wuchs auch die Bilanzsumme. Der Daimler-Absatz in Deutschland (Pkw und Nfz) stieg um vier Prozent auf etwa 402.000 Einheiten. Die Penetrationsrate lag bei rund 50 Prozent. Diese Zahlen stehen laut Reiner dafür, dass man seine starke Wettbewerbsposition weiter gefestigt habe. Allerdings hat der Bestand von Leasing- und Finanzierungsverträgen mit einem Wert von um die 17 Milliarden Euro den bisherigen Rekordwert des Jahres 2008 von gut 17,24 Milliarden Euro noch nicht wieder erreicht. Die Talsohle der beiden Vorjahre ist aber durchschritten.Weniger KreditausfälleIn seiner Rede sagte Reiner, die hohe Profitabilität der Bank sei auch das Ergebnis gesunkener Risikokosten und günstiger Refinanzierungsbedingungen. Im Klartext heißt das: Die Ausfallrisiken für kreditfinanzierte Fahrzeuge sind extrem gesunken und haben 2011 ein Rekordtief erreicht. Gleichzeitig konnte die Mercedes-Benz Bank durch ihre Private Banking-Aktivitäten das Einlagenvolumen leicht auf elf Milliarden Euro steigern. Dieses Polster bildet eine gute Refinanzierungsbasis, um Kunden und Händler mit günstigen Kreditkonditionen zu versorgen. Allerdings hat sich der Finanzdienstleister zur Verbesserung seiner Refinanzierungsbedingungen auch mit Geldern des Drei-Jahres-Tenders der Europäischen Zentralbank eingedeckt. Damit befinden sich die Stuttgarter zwar in guter Gesellschaft mit der VW-Bank. Allerdings, so Vorstandsvorsitzender Reiner, läge die in Anspruch genommene Summe weit unterhalb der zwei Milliarden Euro des Mitbewerbers aus Braunschweig.Hochgesteckte Ziele für 2012Der Start ins laufende Geschäftsjahr 2012 knüpft an das gute Ergebnis des Vorjahres an. So verbuchte die Mercedes-Benz Bank in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ein Plus beim Neugeschäft von 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Dass eine ungewisse Konjunkturentwicklung in Deutschland und anderen Ländern Europas den hochgesteckten Zielen der Stuttgarter Finanzierungsstrategen möglicherweise einen Strich durch die Rechnung machen könnte, klammerte Reiner in seiner Prognose weitgehend aus. Im Gegenteil: Reiner setzt auf einen zusätzlichen Schub durch die neue A-Klasse. Für diese wolle man gerade bei jüngeren Kunden mit maßgeschneiderten Finanzierungsprodukten werben und dabei auch smartphonegerechte Informationskanäle nutzen. Denn laut einer Aral-Studie aus 2011 habe gerade die Klientel der 18- bis 39-Jährigen eine hohe Affinität zu Leasing und Finanzierung. Des Weiteren setzen die Stuttgarter auf Geschäftschancen im Nutzfahrzeugbereich, sprich dem Schwerlastwagen Actros und dem neuen City-Van Citan. Und last but not least hofft Reiner auch auf einen Wachstumsschub durch neue Mobilitätskonzepte wie Pay-as-you-drive oder die Finanzierung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. ■

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