Ausgabe 13/2011: Aggressiver Preiskampf

Aggressiver Preiskampf Kfz-Versicherer E Die Prämien für die Kfz-Versicherung sind im Keller, die Branche hat sich buchstäblich zerfleischt. Dr. Armin Zitzmann von der Nürnberger Versicherung hofft darauf, dass Vernunft einkehrt. von Prof. Hannes BrachatAUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat sprach im Business-Tower zu Nürnberg mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Nürnberger Versicherung, Dr. Armin Zitzmann, über die aktuelle Situation rund um die Kfz-Versicherung.AH: Herr Dr. Zitzmann, das erste Halbjahr ist auf dem deutschen Fahrzeugmarkt im Mengenvolumen positiv gelaufen. Diese erfreuliche Entwicklung müsste für die Kfz-Versicherer mit einem „warmen Regen“ gleichzusetzen sein. A. Zitzmann: Es ist für die Nürnberger – und für die spreche ich – über alle Versicherungssparten in der Tat eine erfreuliche Entwicklung festzustellen mit einer Ausnahme, der Kfz-Versicherung. Hier herrscht nach wie vor zwischen den Anbietern ein erbitterter Preiskrieg. Damit haben wir zu kämpfen. PreispolitikAH: Sind die Schadensfälle gestiegen oder liegt die Auseinandersetzung in den Prämiensätzen?A. Zitzmann: Der Kampf wird ausschließlich über die Prämien ausgetragen. Das Schadenvolumen ist 2010 signifikant gestiegen, und zwar im gesamten Autoversicherungsmarkt. Zum einen hatten wir zu Beginn des Jahres einen harten Winter, dann einen schneereichen Dezember 2010, und wir hatten auch im Sommer entsprechende Elementarereignisse, im März einen gigantischen Sturm. Das hat dazu geführt, dass in der Schadensquote ein neuer Höchststand erreicht wurde. Eigentlich müsste man in Folge die Prämien erhöhen. Wir liegen heute 30 Prozent unter dem Niveau, das wir 2005 einmal hatten. AH: Jetzt hat einer der markanten Preistreiber, die HUK-Coburg, in 2010 selbst rote Zahlen geschrieben. Der Preisaggressor als Opfer seiner eigenen Tat. Jetzt müsste ja Besinnung einkehren?A. Zitzmann: Es gibt ohne Frage Anzeichen dafür, dass hier eine gewisse Besinnung eintritt. Der von Ihnen genannte Preisführer wird möglicherweise die Preise nach oben etwas anpassen. Aber auch andere namhafte Wettbewerber. Das wird aber in einer Preiskurve mindestens drei Jahre dauern, bis sich die Preise wieder auf einem Niveau einpendeln, dass die Versicherungswirtschaft mit den Autoversicherungen keine Verluste mehr einfahren.AH: Man hat den Eindruck, es zählt für den Kunden nur noch der Preis. Wenn dem so ist, dann muss man umgekehrt die Leistung abspecken. A. Zitzmann: Das Einzige, was sich dagegenhalten lässt, ist das Leistungsversprechen. Und unser Leistungsversprechen kommt erst dann zum Tragen, wenn einer einen Schadensfall hat. Ansonsten bekommt er nur einmal im Jahr eine Rechnung und bezahlt Beiträge. Das ist eben beim Versicherungsverkauf am schwierigsten zu vermitteln. Da bedarf es des verkäuferischen Geschicks. Auto der ZukunftAH: Zum „Auto der Zukunft“. Städte, vermehrte Risikofaktoren, Elektroautos, Elektrofahrräder, neue Mobilitätskonzepte. Was lässt sich aus Ihrer Sicht bislang an Schlüssen für die Versicherungswirtschaft ziehen?A. Zitzmann: Der deutsche Versicherungsmarkt hat die individuellste Ausgestaltung für die Nutzer. Echte Maßanzüge. Angefangen von der Schadenfreiheitsklasse, über die Kilometerleistung, über die Region, Unfallhäufigkeiten, Typklassen einzelner Fahrzeuge, Gewohnheiten, die abgefragt werden, und vieles mehr. Damit werden diverse Prämiendifferenzierungen erreicht. Bei Mobilitätskonzepten mit ständig wechselnden Nutzern beim Fahrzeug und ständig wechselnden Fahrzeugtypen ist diese Art der Tarifierung nicht mehr möglich. Man wird sich also auf ganz andere Verfahren einstellen müssen, die in anderen Ländern, die erheblich weniger differenzieren als wir Deutschen, leichter umsetzbar sind. Vergleichen Sie Österreich. Sie haben dort ein Tarifniveau, das 30 Prozent über dem deutschen Level liegt, weil dort diese Differenzierung nicht stattfindet.Wechselkennzeichen AH: Auch hinsichtlich der Wechselkennzeichen gibt es seitens der Versicherungswirtschaft erhebliche Vorbehalte.A. Zitzmann: Ja! Die liegen darin, dass – wie eben erwähnt –, wenn heute jemand 10.000 km p.a. fährt, dann zahlt er dafür in Deutschland eine Prämie X. Jetzt schafft er sich ein zusätzliches Fahrzeug an und fährt mit dem einen 4.000 km und mit dem anderen 6.000 km. Da ist nicht ernsthaft zu erwarten, dass deswegen die Prämie geringer wird. Die Prämie wird mindestens gleich bleiben. Aber da zwei Fahrzeuge vorhanden sind, besteht zumindest zweimal die sogenannte Gefährdungshaftung. Auch ein nicht genutztes Fahrzeug stellt eine Gefährdung dar. Es besteht zweimal das Risiko des Untergangs. Hagel, Sturm, Diebstahl, so dass definitiv zwei Fahrzeuge, die die gleiche Kilometerleistung erbringen wie vorher, definitiv teurer sind. Die Erwartungshaltung beim Wechselkennzeichen mit niedrigeren Prämien, die ist versicherungstechnisch noch nie haltbar gewesen. Das ist ein reiner Wunschtraum der Politik. AH: In der Schweiz oder Österreich gibt es beispielsweise das Wechselkennzeichen, und das mit großer Akzeptanz?A. Zitzmann: Nehmen wir Österreich. In Österreich ist das Wechselkennzeichen aufgrund des hohen Verwaltungsaufwandes für die Versicherungen ein Verlustgeschäft. Das heißt, die Menschen, die nur ein Auto fahren, subventionieren die mit Wechselkennzeichen. Das Tarifniveau ist dort um so viel höher, dass die Art, wie es in Österreich praktiziert wird, machbar ist. Mit dem Tarifniveau in Deutschland, man bezahlt nur für das teuerste Auto, ist das nicht rechenbar. Und wir haben eines, was die Österreicher nicht haben, wir haben das Saisonkennzeichen. Die meisten, die zwei oder drei Fahrzeuge fahren, haben das bisher schon abgebildet, indem sie eines der Fahrzeuge nur für sechs Monate angemeldet haben. Der Unterschied zwischen Wechselkennzeichen und Saisonkennzeichen kann mathematisch also nicht groß sein. Also große Einsparungseffekte darf man sich nicht erwarten. Wir haben einen Durchschnittswert von Versicherungsprämien in Deutschland von 450 Euro. Wo soll da der Einspareffekt herkommen? z Autohaus Bonussystem nicht voll akzeptiert KIA E Eine intensive Diskussion mit der Geschäftsleitung, das neue Bonussystem und Neuwahlen standen im Mittelpunkt der Händlerversammlung in Potsdam. von ralph m. MeunzelMit dem aktuellen Kia-Marktanteil von knapp über einem Prozent sind derzeit weder Händler noch Importeur zufrieden. Hinsichtlich der Modellpalette und der inzwischen erreichten Qualität ist man sich einig, dass künftig mehr erreicht werden kann. Anlässlich der Partnerversammlung im Juni in Potsdam bemängelte der ausgeschiedene Verbandspräsident Andreas Jansen unter anderem die fehlende Unterstützung von Seiten des Importeurs im privaten und gewerblichen Geschäft sowie die Zahl der Tageszulassungen und Grauimporte als Folge der ungenügenden Preisharmonisierung in Europa. „Auch das neu eingeführte Bonussystem hat nicht zu Begeisterungsstürmen geführt“, erklärte Jansen, obwohl Kia damit die Margen teilweise deutlich erhöht habe. „Wir finden in Frankfurt nicht genügend Gehör“, fasste der Vorsitzende die Kritik zusammen. Partnerschaft und KontinuitätDennoch habe es auch positive Entwicklungen im Vertrieb und Service gegeben, betonte der Verbandsvertreter. Als Beispiel nannte Jansen die Jahreszielvereinbarungen und die Quartalsprogramme sowie die deutliche Verbesserung der Garantieleistungen und des Marketings. Dass der Handel künftig nicht nur mit attraktiven Modellen beliefert werde, sondern sich auch auf Kontinuität und Zuverlässigkeit sowie eine konsequente Vertriebspolitik verlassen könne, war die Botschaft von Kia Deutschland-Chef Martin van Vugt. Der Geschäftsführer beantwortete mit Präsident Jack Kim, Vertriebs- und Händlernetzleiter Ewert Schimmel und After-Sales-Chef Ralf Ploenes die Fragen von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel anhand eines umfangreichen, vom Verband ausgearbeiteten Katalogs. Unter anderem erklärte van Vugt die Bedeutung und die finanziellen Möglichkeiten, die mit dem neuen Margensystem verbunden sind. „Das System bietet alle Händlern die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen, das kann sich jeder ausrechnen“, erklärte der Geschäftsführer. Er widersprach auch dem Gerücht, dass es deswegen Kündigungen geben würde. In einer Partnerschaft gebe es nur einvernehmliche Lösungen, so van Vugt. Der Manager versprach gleichzeitig mit seinem Team, den ausführlichen Dialog von „New Kia“ mit dem neuen Verbandsvorstand fortzusetzen. Kia plant für dieses Jahr mit einem Absatz von 40.000 Autos und für 2012 bereits mit 55.000. 2016 sollen es dann im „Schlüsselmarkt Deutschland“ 100.000 Einheiten sein.Neuer VorstandMit großer Mehrheit wählten die Mitglieder in der brandenburgischen Landeshauptstadt Dirk Riemann zum neuen Präsidenten, Michael Degel und Nico Tilling wurden zu seinen Stellvertretern ernannt. Friedel Weiler ist der neue und alte Beisitzer. Andreas Jansen und Matthias Bussmann sind nicht mehr angetreten. z Autohaus

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