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40 Jahre Renault Espace: Durch Raum und Zeit

27.04.2023 10:05 Uhr | Lesezeit: 4 min
Nach 191.674 Exemplaren läuft im Februar 1991 ein völlig neuer, zweiter Espace an.
© Foto: Renault

Kreativität ist sein Erfolgsgeheimnis: Vor 40 Jahren debütierte der Renault Espace als erster europäischer Familienvan im One-Box-Design – und initiierte so eine Van-Mania, der vorübergehend viele Wettbewerber mit eigenen Raumlimousinen folgten. Allein der Renault Espace aber hat sich bis heute immer wieder neu erfunden, aktuell sogar als SUV.

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Die kühne Kreativität französischer Autobauer ist legendär, doch der Renault Espace verwirrte vor 40 Jahren sogar die Fachwelt. War dieser futuristisch designte Fünftürer mit variablem Interieur ein Kleinbus, Kombi oder doch eine Limousine? Auch die Autokäufer konnten den neuen "Großraum-Pkw", wie Renault sein erstes Modell im One-Box-Design anfangs nannte (also ohne optische Trennung von Passagier-, Gepäck- und Motorraum), zunächst nicht einordnen: Nur neun Bestellungen gingen im ersten Monat ein, knapp 6.000 Einheiten wurden bis Ende 1984 verkauft.

Aber allmählich hob der Espace doch zu einem Höhenflug ab, denn dieser Avantgardist antizipierte das, was die Gesellschaft nun verlangte. Raum und Zeit waren seit den 1970ern der wahre Luxus geworden in einer Welt, die scheinbar fortwährend schneller rotierte und dies in Speedsymbolen wie dem Überschalljet Concorde und dem französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV spiegelte, während Wohnraum kostspielig und knapp wurde. Eine Entwicklung, die japanische und amerikanische Autobauer schon Ende der 1970er zu bezahlbaren Vans im Kastenwagenlook inspirierte. Aber erst der Renault Espace brach mit allen Konventionen und kombinierte eine Karosserie im Space-Shuttle-Design mit großzügigen Glasflächen und viel Raum für bis zu sieben Passagiere. Nicht zu vergessen die leistungsstarken Antriebe, schließlich übernahm der Espace eine Flaggschiffrolle im Renault-Programm. Als komfortables Raumfahrzeug für Reisen überlebte er fast alle Van-Konkurrenten, künftig trägt er allerdings das Outfit eines konventionellen SUV.

One-Box-Konzept: Platz für sieben Passagiere

Eine solche Transformation hätten sich die Väter des ersten Espace wohl nicht träumen lassen. In Serienform gebracht wurde der spacige Espace – der Name steht übrigens für Raum, aber auch Weltraum – zwar 1983 bei Renault, das aber in Kooperation mit dem Autobauer und Technologiekonzern Matra. Die Idee zum Raumkreuzer hatte Matra-Chefkonstrukteur Philippe Guédon fünf Jahre früher aus den USA mitgebracht, dort hatte sich der Familienvater und aktive Freizeitsportler von vielseitig nutzbaren Kastenwagen im XXL-Format inspirieren lassen. Zusammen mit Stardesigner Antoine Volanis entwickelte Guédon nun ein One-Box-Konzept mit Platz für sieben Passagiere auf nur 4,25 Meter Länge, ein komfortables Pkw-Fahrwerk inklusive. Eigentlich sollte dieser Prototyp eines Tages den Crossover-Pionier Matra Rancho ersetzen, aber dazu kam es nicht mehr, denn Matra kooperierte Anfang der 1980er mit dem damals finanziell maladen Peugeot Citroen PSA Konzern. Und Peugeot scheute das Risiko einer neuartigen Großraumlimousine.


Tradition: 40 Jahre Renault Espace

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Stattdessen wurde Matra mit Renault handelseinig, schließlich hatte der Staatskonzern schon spannende Experimente wie den Renault 4 als ersten Kleinwagen mit Kombiheck und variablem Innenraum in Millionenauflage gebracht. Mit dem Espace präsentierten Renault und Matra – dort wurde der Van in drei Generationen produziert – ein Auto, das der Freizeitgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts Platz für Fahrräder, Surfboards, Campingkits oder Golfbags gab. Hinzu kamen bequeme Einzelsitze, die sich im Espace in beispielloser Vielfalt im Innenraum konfigurieren ließen und den Franzosen in ein mobiles Wohnzimmer oder Büro verwandelten. Nicht zu reden von cleveren Komfortdetails wie neuartiger Infrarot-Zentralverriegelung, Klapptischen an Sitzlehnen, Leselampen, zwei Panorama-Sonnendächern und optionaler Klimaanlage – damals nicht einmal in Luxuslimousinen Standard. An Limousinen erinnerten auch die Fahreigenschaften des Espace, wie Fachmedien freudig überrascht feststellten. Allerdings hatte Renault Wert daraufgelegt, dass schon der erste Espace über eine aufwendige Fahrwerkskonstruktion verfügte, denn dieser Van sollte sich klar von VW Bulli & Co. differenzieren und eine Flaggschiffrolle ausfüllen.

Unter der kurzen Motorhaube des Espace arbeiteten anfangs die aus Renault 25 oder Fuego bekannten Vierzylinder-Benziner und -Diesel, ab 1988 auch in Kombination mit Allradantrieb. Nun kam die lichtdurchflutete Großraumlimousine mit Luxusambitionen – inklusive Connolly-Leder in Rolls-Royce-Qualität – so richtig in Fahrt. Im März 1989 lieferte Matra den 100.000sten Espace aus, sieben Jahre später erreichte der Van in mittlerweile zweiter Generation (1991-1998) eine Gesamtauflage von einer halben Million, und die Jahresproduktion stabilisierte sich bei 70.000 Einheiten. Ein stolzer Wert, musste sich der Espace doch bald gegen eine Flut an Wettbewerbern durchsetzen. Ob VW, Ford, Seat, Peugeot, Fiat oder Citroen, zur Jahrtausendwende verweigerte sich kaum ein Volumenhersteller dem vom Espace entfachten Van-Hype. Aber der Espace blieb Maßstab und Messlatte für manchmal verrückte, immer jedoch inspirierende Ideen.

Espace F1: 300 km/h schnelle Fahrmaschine

So feierte Renault die 1994 gewonnene Formel-1-Weltmeisterschaft mit dem rund 300 km/h schnellen Espace F1: Eine Fahrmaschine, die auf dem Chassis des Williams-FW14-Grand-Boliden aufbaute und deren 596 kW/810 PS freisetzender Zehnzylinder bei jedem Tritt aufs Gaspedal einen infernalischen Sound entfaltete, gegen den eine startende Concorde fast wie ein Kätzchen schnurrte. Mehr Show- als Sporttalent bewies der 1998 von Franco Sbarro couturierte Espace Spider mit V6-Motor: Ein offener Van mit Windabweisern im Stil des zweisitzigen Spider Renault Sport, der zum 24-Stunden-Rennen von Le Mans debütierte. Auch in ziviler Ausführung dominierte der mittlerweile dritte Espace (1996-2002) weiter das Segment der Großraumlimousinen. Dazu trug der zusätzlich lancierte Grand Espace bei, ein 27 Zentimeter längerer Siebensitzer.

Die französische Vision von Oberklasse verkörperte dagegen der vierte Espace (2002-2014), der erstmals bei Renault produziert wurde, dies mit dem Ziel, den Raumgleiter in Richtung Produktionsmillionär zu beschleunigen. Ausdrucksstarkes Design mit penibel geformten Kanten und ein Interieur mit Loungekomfort: So sah für Renault die Zukunft im automobilen Oberhaus aus. Tatsächlich hielt der Espace Einzug in die Fuhrparks von Politik und Prominenz, konnte er doch Stil mit innerer Größe überzeugender verbinden als etwa das Van-Coupé Renault Avantime oder der glücklose Renault Vel Satis. Zwölf Jahre lang fuhr dieser Espace auf Erfolgskurs, während fast alle Wettbewerber Platz machten für die inzwischen angesagten SUV. Beim Pariser Automobilsalon 2014 beugte sich auch Renault dem Zug der Zeit: Als distinguierter, siebensitziger Crossover versuchte der fünfte Espace dort zu reüssieren, wo viele europäische Premiumhersteller bereits waren. Auf einigen Vorstandsparkplätzen in Paris und bei manch gutverdienender französischer Familien gelang dies auch. Aber im restlichen Europa blieb der Espace V ein seltener Anblick. Im Jahr des 40. Geburtstags seiner Markenikone will es Renault deshalb mit einem neuen Espace wissen, der erstmals konventionelle SUV-Konturen trägt. Immerhin: Die traditionellen Qualitäten Komfort und Großzügigkeit sollen auch den sechsten Espace auszeichnen.


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