Ausgabe 09/2009: Zu den Wurzeln zurück

HandelZu den Wurzeln zurückAventi E Vier Monate nach dem Insolvenzantrag sind die Hälfte der Betriebe der Aventi Automobile AG neu gestartet. Von Doris PlateEs gibt ein Leben nach dem Tod. In diesem Fall stimmt das sogar im wahrsten Sinne des Wortes, aber davon später mehr. Vier Monate nach dem Insolvenzantrag sind die Hälfte der Betriebe der früheren Aventi Automobile AG, deren Marktgebiet sich von Bamberg bis nach Nürnberg, Schweinfurt und Kulmbach erstreckte, neu gestartet. Schorsch Ullein, einer der beiden Gründer, zeigt sich erleichtert: „Ich bin froh, dass es für meine Firma weitergeht.“ Für ihn persönlich sind die Folgen noch nicht absehbar: „Mir könnte die Privatinsolvenz bevorstehen.“ Die erste Gläubigerversammlung wird in diesen Tagen stattfinden. Ullein war persönlich haftender Gesellschafter der Aventi Automobile AG, die Anfang 2001 durch den Zusammenschluss der Renault-Autohäuser Ullein und Dotterweich entstand. Damals wurde in Folge der Allianz zwischen Renault und Nissan den Händlernetzen der beiden Marken ein neues Konzept übergestülpt: Ein Haupthändler pro Gebiet sollte für beide Marken verantwortlich sein und angeschlossene Partner betreuen.Ehemalige WettbewerberDie beiden Renault-Händler, deren Betriebe in Bamberg und Steinsdorf nur 15 Kilometer auseinander lagen, wurden aufgefordert, für Nissan zu bauen. Eine Investition, die beide vermeiden wollten. Deshalb entschlossen sich die zwei Unternehmer, die bis dahin „gesunde Wettbewerber“ waren – und beide sehr gut verkauften –, zusammenzuarbeiten. Sie gründeten die Aventi Automobile AG und führten das operative Geschäft ihrer Unternehmen zusammen. Wie üblich blieben die Immobilien in den Besitzgesellschaften der jeweiligen Familien. Die Aventi Automobile AG war die Holding, für Renault war die Aventi Talis GmbH zuständig, für Nissan die Aventi Salis GmbH. Für Nissan wurde zunächst ein ehemaliger Ford-Betrieb in der Nachbarschaft des Ullein-Stammbetriebes gepachtet. Da nach der damals ganz frischen Kfz-GVO mit relativ geringen Umbauten ein Mehrmarkenbetrieb möglich war, entschlossen sich die Unternehmer, auch Ford an dem Standort weiterzuführen und Opel zu integrieren.Problem: Zukauf in NürnbergZunächst ging das Konzept auch auf. Zum Problem entwickelte sich aber nach wenigen Jahren ein Zukauf in Nürnberg. Auf Wunsch von Nissan hatte Aventi die dortige, damals hoch defizitäre Niederlassung der Marke übernommen. „Das Haus rechnete sich nur mit den 13 angeschlossenen Partnern. Gemeinsam haben wir 1.500 Nissan verkauft“, erläutert Ullein die damalige Entscheidung. Nach der Nissan-Netzkündigung 2006, mit der die Marke das zweistufige Netz wieder einstufig machte, orientierten sich die einstigen Partner aber anders. Das Haus war mit nur einer Marke nicht mehr zu halten. Zunächst versuchte Aventi, Ford dort zu integrieren, nach dem Wegfall des Nissan-Vertrags zog der Renault-Betrieb in den Standort. Aventi verklagte Nissan auf Schadenersatz, schließlich habe man den Betrieb unter anderen Voraussetzungen übernommen. Der Prozess läuft noch.Schon vor Anmeldung der Insolvenz wurde das hoch defizitäre Haus geschlossen und inzwischen an einen branchenfremden Investor verkauft. „Allein im Jahr 2008 haben wir dort jeden Monat 100.000 Euro verloren“, erläutert Marc Dotterweich, zuletzt Finanzvorstand bei Aventi. Der 36-Jährige hatte seinen schwer kranken Vater Franz im Vorstand der Gruppe beerbt. Nach einem harten Jahr der Sanierungsversuche kam dann das Aus. Dotterweich im Stammhaus,Ullein weiter mit RenaultFranz Dotterweich ist im Februar dieses Jahres verstorben. Kurz vor seinem Tod haben seine Söhne Marc und Dirk aber noch ihre eigene Firma gegründet. Die Brüder führen nun mit der Auto Dotterweich GmbH die Geschäfte in ihrem Stammhaus in Steinsdorf fort. „Unserem Vater war es wichtig, noch zu erleben, dass wir das hinbekommen“, erzählt Marc. Einfach war es nicht, nach der Insolvenz wieder Geld zu bekommen. Mit Hilfe von Verwandten, Bekannten, Kunden, der lokalen Bank und einem Existenzgründungsdarlehen konnten die Mittel bereitgestellt werden, um den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Die Firma hat einen Renault-Vertragswerkstättenvertrag, und der Hersteller möchte auch im Verkauf weiter mit den Dotterweichs zusammenarbeiten. Alles wieder zum Laufen zu bringen ist aber schwierig. „Man braucht mehr Liquidität als vorher, weil einiges gekauft werden muss, was vorher geleast werden konnte“, berichtet Marc Dotterweich. Viele Verträge müssen für die geänderte Firma neu abgeschlossen werden und auch die Umstellung von der vorher bei Aventi zentral geführten EDV und Buchhaltung auf die Einzelfirmen raubt Kraft.Eine Erfahrung, die auch Schorsch Ullein gemacht hat. „Wir müssen alles neu aufbauen: Disposition, Personalverwaltung und Controlling.“ Ihm zur Seite stehen sein Bruder Karl und Claudia Götz, die Geschäftsführerin der neuen Firma Autohaus Ullein GmbH, die wieder nur einen Renault-Händler- und Servicevertrag hat. Auch bei Ullein hat die frühere Hausbank die Finanzierung des Neustarts übernommen. Sicherheiten kamen auch hier von Freunden, Verwandten und Kunden.Beim Absatz hilft derzeit die Abwrackprämie. Wegen der Insolvenz gibt es aber auch hier Probleme: Kunden, die von ihren Kaufverträgen wieder zurücktreten, weil die Renault-Bank die Briefe nicht freigibt. Und auch viele andere Fragen aus der ehemaligen Gruppe laufen noch heute in der früheren Unternehmenszentrale ein. Obwohl heute natürlich Insolvenzverwalter Joachim Exner zuständig ist. GratwanderungÜberhaupt die Kunden: Einige sind natürlich durch die Insolvenz auch geschädigt worden: Aventi-Eigengarantien gelten nicht mehr. Anzahlungen sind weg. Lieferanten bekommen ihr Geld nicht. Trotzdem ist die Unterstützung vor Ort groß. „Unsere Kunden haben sich sehr positiv darüber geäußert, dass mein Bruder und ich nun wieder im Betrieb sind“, erläutert Ullein. Karl ist wieder als Serviceberater tätig, Schorsch verkauft mit Autos.Auch bei den Dotterweichs, deren Familie seit 40 Jahren am Standort Steinsdorf erfolgreich ist, haben die Kunden sehr positiv aufgenommen, dass es weiter geht. Genauso sieht es bei den Wagners aus, die früher Aventi angeschlossen waren und nun in den Standorten Lauf und Schwabach wieder selbstständig agieren.Das Mehrmarkenautohaus in Bamberg an der Rodezstraße 2 – der Stein des Anstoßes – ist seit Mitte April auch unter neuer Firmierung wieder aktiv. Sechs ehemalige Mitarbeiter haben die Autohaus Aventi GmbH gegründet und in einem Management-Buy-Out ihren früheren Arbeitgeber übernommen. Sie führen die Marken Opel, Ford und Hyundai. Bei ihnen kamen die Mitarbeiter aus Burgebrach unter.Noch offen ist das Schicksal der Betriebe in Haßfurt, Kulmbach, Schweinfurt und Burgebrach. Dort werden noch Investoren gesucht. Insolvenzverwalter Joachim Exner ist mit dem bisherigen Verlauf des Verfahrens aber außerordentlich zufrieden: „Wir werden voraussichtlich 80 Prozent der Autohäuser und 70 Prozent der Arbeitsplätze retten können.“ Er rechnet damit, dass das Verfahren Ende Mai abgeschlossen ist. zLesen SIe hier...... woran die Aventi Automobile AG gescheitert ist und wie einzelne Betriebe jetzt wieder aufgebaut werden.KurzfassungAus der früheren Aventi Automobile AG wurden jetzt wiederz Auto Dotterweich GmbH (Renault)z Autohaus Ullein GmbH (Renault)z Autohaus Aventi GmbH (Ford, Opel, Hyundai)z Autohaus Wagner GmbH (Renault)z Die Wagners GmbH & Co. KG (Renault)Der Betrieb in Nürnberg wurde schon vor Anmeldung der Insolvenz geschlossen. Die Zukunft der Standorte in Hassfurt, Kulmbach, Schweinfurt und Burgebrach ist noch offen.Handel

Ausgabe 09/2009: Zu den Wurzeln zurück

Zu den Wurzeln zurück

MEISTGELESEN

Übernahme der LöhrGruppe: Van Mossel landet nächsten Coup

Kfz-Gewerbe in der Krise: ZDK-Hauptgeschäftsführer Scheel tritt zurück

Expansion: Procar eröffnet neuen Kia-Standort in Köln

STELLENANGEBOTE

Account Manager (w/m/d) Full-Service Leasing Automotive im Außendienst für unsere Vertriebskooperation Ford Fleet Management Vertriebsregion Süd (Baden-Württemberg, Bayern) | Homeoffice

Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Garantie - Sachbearbeiter (m/w/d)

BMW Serviceleiter (m/w/d)

Student (m/w/d) Duales Studium Maschinenbau

WEITERLESEN

NEWSLETTER