Bankkredite: Vorsicht: Bürgschaft!

Unsere Bank hält es für selbstverständlich, dass Sie für den Kredit, den wir Ihrem Autohaus einräumen, die persönliche Haftung übernehmen." Falls Sie an der Stelle erstaunt aufblicken, setzt der Banker noch eins drauf: "Das ist bei uns so üblich. Außerdem, wie können wir Ihrem Betrieb Kredit gewähren, wenn Sie selbst kein Vertrauen in Ihr Unternehmen haben und eine Bürgschaft verweigern." Jetzt sitzen Sie in der Falle. Selbstverständlich haben Sie Vertrauen in Ihre eigene Firma, selbstverständlich haben Sie die Absicht, den gewährten Kredit samt Zinsen pünktlich zurückzuzahlen. Ihr Motiv ist ein anderes: Niemand kann voraussehen, welche Entwicklungen auf sein Unternehmen zukommen. Nicht jede Pleite ist selbst verschuldet. Und was ist, wenn die Bank, da sie ihr Geschäftskonzept verändert, den Kredit kündigt? Sie möchten doch nur für solche Fälle vermeiden, dass Ihre Familie zum Sozialfall wird. Also gilt es einen Weg zu finden, der die Bank absichert, ohne Sie im Fall der Fälle auch in den persönlichen und familiären Ruin zu treiben. Dies gilt ganz besonders für Ehegattenbürgschaften, wo Sie darauf achten sollten, dass wenigstens die künftigen Ehegatteneinkünfte zur Versorgung der Familie zur Verfügung stehen können und nicht an die Bank fließen. Viele Banken verlangen für Kredite eine Gesellschafter- oder eine Ehegatten-Bürgschaft, meist sogar zusätzlich zu anderen Sicherheiten. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Braucht die Bank, neben anderen Sicherheiten, auch noch eine Bürgschaft? Übersicherung vermeiden Beispiel: Kreditsumme 200.000 Euro. Sicherheiten: 200.000 Euro Grundschuld auf das Betriebsgrundstück plus 200.000 Euro selbstschuldnerische Bürgschaft. Die Bank betrachtet die Grundschuld als werthaltig. Frage: Weshalb dann noch die Bürgschaft? Doch wohl nur, damit die Bank bei Problemen die freie Auswahl hat zwischen der Verwertung von Betriebs- und Privatvermögen, um, falls das einfacher erscheint, auch das Einfamilienhaus verwerten zu können, da dieses leichter verkäuflich ist als die Betriebsimmobilie. Käme die Bank mit einer nachvollziehbaren und gegenüber dem Kreditnehmer offengelegten Objektbewertung zur Einschätzung, dass die Grundschuld nur in Höhe von 170.000 Euro bewertbar sei, dann sollte nicht über eine Bürgschaft von 200.000 Euro, sondern "nur" über eine Bürgschaft von 30.000 Euro gesprochen werden, um die Sicherheitenlücke der Bank zu schließen. Halten wir fest: Es gibt keine Vorschriften, die Banken zu einer Übersicherung verpflichten! Rechtsform GmbH nicht durch Bürgschaftsübernahme ad absurdum führen Wenn Sie aus gutem Grund Ihr Autohaus in einer haftungsbeschränkenden Gesellschaftsrechtsform wie einer GmbH führen, sollten Sie dies nicht durch eine persönliche Haftungsübernahme via Bürgschaft wieder zunichtemachen. Versuchen Sie, Bürgschaften zu vermeiden, wann immer Sie können. Falls dies nicht möglich ist: Legen Sie Wert darauf, dass sie betraglich begrenzt und zeitlich befristet sind. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Sie als Bürge einer sogenannten selbstschuldnerischen Bürgschaft vollumfänglich persönlich haften. Lehnen Sie eine Bürgschaft aber auch nicht grundsätzlich ab, da die Bank in einer Bürgschaftsübernahme einen Akt des Vertrauens in die eigene Firma sieht. Sie sollten nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass Sie Ihrem Unternehmen nicht vertrauen würden. Machen Sie aber gleichzeitig deutlich, dass Sie keinen Beitrag zu einer Übersicherung der Bank leisten wollen. Meistens lässt sich eine Lösung finden, die sowohl den Wünschen der Bank nach einer (teilweisen) persönlichen Haftungsübernahme als auch Ihrer Vorstellung, nicht in die generelle persönliche Haftung zu gehen, Rechnung trägt. Oft ist erreichbar, dass Sie sich nur für den Teil des Kredits, der aus Bankensicht blanko ist, verbürgen. Erklären Sie Ihre Bereitschaft, in "symbolischer" Höhe eine angemessene persönliche Haftung zu übernehmen. Erstellen Sie mit Ihrem Finanzleiter oder einem fachkundigen Berater eine Übersicht, in der Kredite und Sicherheiten gegenübergestellt werden. Dabei wird schnell klar, ob die Bank bereits voll abgesichert ist oder ob noch eine Lücke besteht. Vereinbaren Sie mit der Bank, dass Sie nur für den Kreditteil, der ohne Sicherheiten ist, eine Bürgschaft übernehmen. So können Sie Ihre persönliche Haftungsübernahme in den meisten Fällen stark eingrenzen. Dies ist jedoch nur bei Kreditnehmern mit haftungsbeschränkender Rechtsform von Bedeutung. Sind Sie Einzelunternehmer, haften Sie ohnehin persönlich und allumfassend, also sowohl mit Ihrem Betriebs- als auch mit Ihrem Privatvermögen. Selbstschuldnerische Bürgschaft oder Ausfallbürgschaft? Übernehmen Sie keine selbstschuldnerische Bürgschaft, aus der Sie zu jeder Zeit in Anspruch genommen werden können, sondern übernehmen Sie eine Ausfallbürgschaft, so wie das auch Bürgschaftsbanken tun. Bei einer Ausfallbürgschaft kann die Bank erst dann Zahlung von Ihnen verlangen, wenn sie alle Sicherheiten verwertet hat und ihren Ausfall nachweist. Mit einer Ausfallbürgschaft kommen Sie dem Bankenverlangen nach Haftungsübernahme nach, beschränken jedoch gleichzeitig Ihre Haftung auf den Betrag, der nach Verwertung von Sicherheiten noch offen steht. Außerdem gewinnen Sie Zeit, da die Bank erst einmal die Sicherheiten verwerten muss, bevor Sie zur Kasse gebeten werden. Sittenwidrige bzw. unwirksame Bürgschaften Fordert die Bank von Ihnen die Übernahme einer Bürgschaft, sollten Sie sich informieren, denn es gibt mehrere Möglichkeiten mit unterschiedlichen Auswirkungen. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) finden Sie in den §§ 765 bis 778 die Rechtsvorschriften, die Bürgschaften betreffen. Nicht alle Bürgschaften sind "rechtens" und lösen im Ernstfall die Zahlungspflicht des/der Bürgen aus. Eine ganze Reihe von (teils höchstrichterlichen) Urteilen zeigt, in welchen Fällen Bürgschaften "sittenwidrig" und damit ungültig sind. Beispiel: Wenn der Bürge vermögens- und einkommenslos ist bzw. wenn die Inanspruchnahme aus der Bürgschaft den Bürgen finanziell völlig überfordern würde etc. etc. Verlassen Sie sich aber nicht darauf, dass eine übernommene Bürgschaft eventuell sittenwidrig ist und Sie deshalb im Ernstfall nicht zur Zahlung herangezogen werden können. Lassen Sie im Zweifelsfall Ihre Bürgschaft von einem fachkundigen Juristen überprüfen. Tipp: Lassen Sie sich Bürgschaftsurkunden, die die Bank nicht mehr benötigt, zurückgeben. Kurzfassung Bürgschaft ist nicht gleich Bürgschaft. Eine selbstschuldnerische Bürgschaft verpflichtet einen Bürgen umfänglicher als eine Ausfallbürgschaft. Eine "sittenwidrige" Bürgschaft ist sogar ungültig. Wie man als Kreditnehmer im Bankgespräch bei diesem heiklen Thema vorgehen sollte, verrät hier Finanzexperte Martin Dieter Herke. Martin Dieter Herke berät seit über 30 Jahren mittelständische Betriebe, ist Autor (u. a. von AUTO-HAUS-Fachbüchern und -Fachartikeln) und gefragter Referent in der Automobilbranche.www.unternehmensberatung-herke.de

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