Ausgabe 10/2014: Kreditvergabe ade?

Jeder Autohändler kennt das Formular eines Kreditvertrages, mit dem alleine er seinen Kunden oftmals den Kauf des Traumfahrzeugs ermöglichen kann. In Deutschland wird in der Automobilbranche bereits jeder zweite Euro mit finanzierten Fahrzeugen umgesetzt. Für den Handel ist das Finanzierungsgeschäft damit überlebenswichtig. Durch die Pläne der EU könnte die Tätigkeit der Kreditvermittlung durch den Automobilhandel nun allerdings konkret gefährdet werden. EU-Richtlinie: für Händler bindend? Denn im März dieses Jahres hat das EU-Parlament eine EU-Richtlinie über Wohnimmobilienkredite verabschiedet, um das Verbraucherschutzniveau anzuheben. Diese sieht vor, den Beruf des hauptamtlichen Kreditvermittlers für den Bereich der Wohnimmobilien zu regulieren. Zu befürchten ist von Seiten des Bankenfachverbandes nun, dass die Vorgaben durch die Bundesregierung auch auf die Konsumkredite ausgeweitet werden, hieß es auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt am Main. Denn der deutsche Gesetzgeber möchte die Vermittlung aller Kreditarten künftig gleich geregelt wissen. Davon wären dann auch die Automobilhändler betroffen. Sie müssten diejenigen Anforderungen erfüllen, die laut EU-Richtlinie lediglich von Vermittlern der Wohnimmobilienkredite erfüllt werden sollen. Konkret sieht die EU-Richtlinie vor, dass diese sich für die Vergabe und Vermittlung registrieren und eine umfassende Sachkenntnis im Kreditgeschäft vorweisen müssen. Verband fordert Eingrenzung Laut Peter Wacket, Geschäftsführer des Bankenfachverbandes, könnte das die Verpflichtung zu einer Qualifizierung nach sich ziehen. "Wir fordern den deutschen Gesetzgeber daher auf, die Regulierung künftig ausschließlich auf die hauptberuflichen Kreditvermittler anzuwenden und nicht auf die Kfz-Händler, die das Kreditgeschäft lediglich nebenberuflich betreiben", erklärte Wacket mit Nachdruck. Nur so könnten unnötige Belastungen vom Handel abgewendet werden. Ansonsten würden sich die bürokratischen Hürden verstärken und als Folge müssten auch Kredite verteuert werden. Zudem habe es bereits erst vor rund vier Jahren mit der Verbraucherkreditrichtlinie eine Regelung zur Vergabe und Vermittlung im Handel gegeben. Ein höheres Schutzniveau sei somit bereits gegeben. Und zuletzt könnte eine angemessene Händlerqualifikation über das Kreditgeschäft durch das 2013 eingeführte Schulungsangebot "Zertifizierter Kreditvermittler" des ZDK nachgewiesen werden. Nach Angaben der zuständigen Bundesministerien (Justiz, Wirtschaft, Finanzen) soll es zu der Richtlinie über Wohnimmobilienkredite im Sommer einen Gesetzesentwurf geben und diese bis 2016 in Deutschland umgesetzt werden. Geschäftszahlen 2013 Eine erfreulichere Bilanz konnte der Bankenfachverband für das vergangene Geschäftsjahr ziehen. So hat sich das Kfz-Finanzierungsgeschäft der Kreditbanken - und damit auch der Autobanken - im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Hierbei legte das Kreditneugeschäft um drei Prozent zu und konnte auf 26,6 Milliarden Euro anwachsen. Rund 1,8 Millionen Fahrzeuge wurden per Kredit finanziert. Das ist ein Plus von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings verringerte sich der Kreditbestand im gleichen Zeitraum um 1,8 Prozent auf 58,3 Milliarden Euro. Verbraucher investieren verstärkt Laut Jan W. Wagner, Vorstandsvorsitzender des Bankenfachverbandes und der Credit Plus Bank, habe sich im Gegensatz zur Kreditanfrage der Unternehmen besonders die Finanzierung der Verbraucher positiv entwickelt. "Der private Konsum ist 2013 weiter gewachsen, und die Verbraucher nutzen verstärkt Kredite, um ihre Konsumgüter zu bezahlen", erklärte der Vorstandsvorsitzende. So konnten die privaten Kfz-Finanzierungen um 7,4 Prozent auf 17,8 Milliarden Euro zulegen. Ursache für die verstärkte Nachfrage waren vorwiegend die günstigen Konditionen aufgrund der vorherrschenden Niedrigzinsphase. Die Kfz-Investitionsfinanzierungen der Unternehmen sanken 2013 allerdings um 4,8 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Damit schraubten die Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen wie Nutzfahrzeuge und Pkw-Flotten deutlich zurück. Geschuldet war das besonders dem Investitionsstau im letzten Jahr.

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